Süddeutsche Zeitung

Kunst der Pause:Systemrelevant

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Generalintendant Nikolaus Bachler geht durch die leere Oper

Protokoll von Susanne Hermanski, München

Das Kulturleben steht still - äußerlich. In den Stuben und Köpfen geht es weiter. Die Serie "Kunst der Pause" befragt die Kreativen ohne Bühne, Dirigenten ohne Orchester, Kuratoren ohne Galerien. Nikolaus Bachler ist Generalintendant der Bayerischen Staatsoper.

SZ: Woran wollten Sie in diesen Tagen arbeiten, wenn durch Corona nicht alles lahmgelegt worden wäre?

Nikolaus Bachler: Ich wollte alles tun, um auch in der eingeschränkten Situation die Oper lebendig zu halten, damit Musik und Theater auch in dieser Zeit nicht ganz aus dem Leben der Menschen verschwinden.

Was machen Sie jetzt stattdessen?

Ich überlege Ideen und Variationen, wie wir die Bayerische Staatsoper wieder öffnen können. Natürlich steht die Gesundheit unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, sowie aller Künstler an erster Stelle. Ich halte die Kunst schlicht für systemrelevant.

Was hilft Ihnen gegen triste Gedanken in diesen Tagen?

Der tägliche Gang in die fast menschenleere Oper, das Erkunden der leeren Bühne, des Backstage-Bereiches, des Zuschauerraums - das ist eine ganz eigenartige Atmosphäre, die mich trotzdem jeden Tag hoffnungsvoll macht. Und die zahlreichen Gespräche mit Künstlerinnen und Künstlern, natürlich via Telefon oder Skype.

Worauf freuen Sie sich jetzt schon, wenn das kulturelle Leben wieder aufgenommen wird?

Ich freue mich auf eine Wertewende. Denn ich hoffe, dass die Krise im Allgemeinen bei den Menschen bewirkt, dass wir in vielen Bereichen nicht so weitermachen, wie bisher.

Haben Sie einen besonderen CD-, Buch-, Musik-, Streaming-, Handarbeits-Tipp für all uns Stubenhocker wider Willen?

Eine CD, die ich letzter Zeit immer wieder gerne höre, ist die Einspielung des 2. und 5. Klavierkonzerts von Beethoven mit Kristian Bezuidenhout als Solist und dem Freiburger Barockorchester. Außerdem streame ich klassische Musik über den Streaming-Dienst Idagio - die Auswahl ist hier sehr umfangreich, das Angebot hochklassig. Auf meinem Nachttisch liegt zur Zeit Maria Gräfin von Maltzans "Schlage die Trommel und fürchte dich nicht": ein abenteuerliches Buch über den mutigen und eigenen Weg der Autorin gegen ein totalitäres Regime.

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Quelle:
SZ vom 11.04.2020
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