Corona-Pandemie:Was macht Luise Kinseher während der Krise?

Luise Kinseher, 2016

Luise Kinseher (hier beim SZ-Kultursalon 2016) ist eine der bekanntesten Kabarettistinnen der Republik.

(Foto: Robert Haas)

Die Kabarettistin gönnt sich in diesen Tagen, die Gedanken hemmungslos schweifen zu lassen - gleichzeitig belastet sie die Zwangspause.

Interview von Susanne Hermanski

Das Kulturleben steht still. Zumindest äußerlich. Innerlich, in den Stuben und Köpfen der Künstler, geht es natürlich weiter. Die Serie "Kunst der Pause" befragt die Dirigenten ohne Orchester, die Tänzer ohne Theater, die Komödianten ohne Bühne, was sie nun tun.

Luise Kinseher ist eine der bekanntesten Kabarettistinnen der Republik. Wenn sie an einem Abend mal keine Vorstellung gibt, ist sie in einer Fernsehsendung zu Gast oder probt dafür. Trotzdem hat ihre Profession aktuell vielleicht einen Vorteil. Sie ist eine Solokünstlerin, die keine Spielpartner braucht - ob in der Rolle der Mama Bavaria, die sie jahrelang auf dem Nockherberg verkörpert hat, oder als eine der vier Persönlichkeiten, in die sie in ihren eigenen Bühnenprogrammen schlüpft.

SZ: Woran wollten Sie in diesen Tagen arbeiten, wenn durch Corona nicht alles lahmgelegt worden wäre?

Luise Kinseher: An meinen normalen Arbeitstagen hätte ich mein Kabarettprogramm "Mamma Mia Bavaria" gespielt, und an den freien Tagen hätte ich zusammen mit Sigi Zimmerschied und Brigitte Hobmeier im Bayerischen Wald den Kinofilm "Weißbier im Blut" von Jörg Graser gedreht. In der restlichen Zeit hätte ich versucht, wenigstens ein paar Stunden Schlaf zu bekommen. Es wäre ziemlich stressig geworden, aber auch voll mit besonderen Ereignissen, interessanten Aufgaben und spannenden Begegnungen.

Was machen Sie jetzt stattdessen?

Ich bin zu Hause. Es ist sehr ruhig um mich. Zugegebenermaßen habe ich ein paar Tage gebraucht, um mit dieser Vollbremsung klar zu kommen, ich bin sogar gegen eine Glastür gerannt und habe mir die Nase zweimal gebrochen, was im Nachhinein auch kein Wunder ist, schließlich war ich mit absoluter Höchstgeschwindigkeit unterwegs. Während sich die Infektionszahlen weltweit überschlagen, ist mein Leben ganz still geworden. Doch ich bin jetzt angekommen, ich bin ein paar Schritte zurück getreten und nehme ganz bewusst wahr, was gerade alles passiert und setze es um in Kreativität. Ich hoffe, und es gibt schon viele Anzeichen dafür, dass nach dieser Krise die Welt eine andere sein wird, wir haben jetzt die Aufgabe zu erkennen, was das Wesentliche des Lebens ist. Ich möchte mit meinen Möglichkeiten als Kabarettistin da sein für die Menschen, die gerade viel zu viele Sorgen haben, um sich über so was auch noch Gedanken zu machen.

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Was hilft Ihnen gegen triste Gedanken in diesen Tagen?

Ich habe Gustl, meinen Dackel, mit ihm mache ich lange einsame Spaziergänge, für ihn hat sich rein gar nichts geändert, er lebt im Hier und Jetzt, er ist mein Vorbild und Spielkamerad. Ab und zu lasse ich meiner Fantasie freien Lauf und stelle mir Markus Söder im Batman-Kostüm vor, wie er gerade über München fliegt.

Worauf freuen Sie sich jetzt schon, wenn das kulturelle Leben wieder aufgenommen wird?

Auf den Austausch mit anderen Künstlern, ich bin gespannt, was für neue Ideen und Innovationen das Theater, die Oper und die Musik hervorbringen werden! Noch nie hatten wir Künstler so viel Zeit für die Kunst. Ich hoffe nur, dass auch die kulturellen Institutionen diese Krise überleben. Deshalb: Was in der Krise die Lebensmittelgeschäfte, sind nach der Krise die Theater und Konzertsäle! Die Kinokarte von morgen ist so rar wie heute Klopapier!

Haben Sie einen besonderen CD-, Buch-, Musik-, Streaming-, Handarbeits-Tipp für all uns Stubenhocker wider Willen?

Seit letztem Jahr gibt es die zweite Auflage eines Buches, welches Gerald Hüther herausgebracht hat: "Verbundenheit. Warum wir ein neues Weltbild brauchen". Ich mochte es immer schon sehr gern, und in diesen Tagen legt es noch mal richtig an Aktualität zu! Auch von der "Löwengrube" könnte man sich jetzt wieder mal alle Folgen auf DVD ansehen, leicht hatten es die Bayern nämlich noch nie.

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