Kunst der Pause:Die Kraft der Bäume

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Bereits zur Spielzeit 2012/2013 hat Josef E. Köpplinger die Intendanz des Gärtnerplatztheaters übernommen. (Foto: Robert Brembeck)

Josef E. Köpplinger, Intendant des Gärtnerplatztheaters, erzählt, wie er gerade seine Zeit verbringt

Protokoll: Susanne Hermanski

Das Kulturleben steht still - zumindest äußerlich. Innerlich, in den Stuben und Köpfen der Künstler geht es natürlich weiter. Die Serie "Kunst der Pause" befragt die Kreativen ohne Bühne, die Dirigenten ohne Orchester, die Schauspieler ohne Set. Der Intendant des Staatstheaters am Gärtnerplatz Josef E. Köpplinger ist schon wegen der Innenstadtlage seines Hauses stets gewöhnt gewesen, mitten im bunten Leben von München zu arbeiten. Immer umtost von Menschen, die in die ausverkauften Vorstellungen strömten oder, die auch nur kamen, um auf dem beliebten Platz vor dem Haus mit Freunden zu plaudern, ein Eis zu essen und den Abend zu genießen.

SZ: Woran wollten Sie in diesen Tagen arbeiten, wenn durch Corona nicht alles lahmgelegt worden wäre?

Josef E. Köpplinger: Ich würde im Moment für die Uraufführung der Oper "Schuberts Reise nach Atzenbrugg" proben, eine Komposition von Johanna Doderer und Libretto von Peter Turrini. Parallel wäre meine Gastproduktion "Un ballo in maschera" an der Wiener Staatsoper vorbereitet worden. Aktuell laufen die Vorbereitungen für die Pressekonferenz mit Ausblick auf unsere nächste Spielzeit.

Was machen Sie jetzt stattdessen?

Ich bleibe optimistisch und spreche via Skype mit den Künstlern, halte alles soweit am Laufen, dass wir am besten Übermorgen wieder zu Spielen beginnen können, wenn diese Pandemie durchgezogen ist und die Gesellschaft sich wieder mehr nähern darf. Dazu heißt es Geduld üben, positive Gedanken und - soweit es geht - das Theater über Grußbotschaft nach außen zu tragen und zu zeigen, dass Kunst und Künste nie ruhen können. Das ist jetzt eine Zwangspause, aber innerlich wird weitergearbeitet, weitergedacht und vorbereitet.

Was hilft Ihnen gegen triste Gedanken in diesen Tagen?

Das Bewusstsein, wie schön ein Sonnenstrahl ist, ein Baum, wie glücklich wir eigentlich leben können, wie wohl es uns geht. So ist es jetzt auch auszuhalten, geduldig zu sein und wieder auf bessere Tage mit Theater zu hoffen. Und natürlich geben mir mein Zuhause, mein Umfeld und mein Freundeskreis Kraft. Und komischerweise auch, dass ich doch fast jeden Tag im Theater im Büro sein kann.

Worauf freuen Sie sich jetzt schon, wenn das kulturelle Leben wieder aufgenommen wird?

In erster Linie, dass Menschen wieder persönlich kommunizieren. Und hoffentlich auch gelernt haben, dass nichts wirklich Selbstverständlich ist auf der Welt, sondern dass man dafür etwas tun muss. Ich hoffe auf ein friedvolleres Miteinander und dass die Gesellschaft offener und nicht geschlossener wird nach Corona. Das ist nämlich auch eine Gefahr.

Haben Sie einen besonderen CD-, Buch-, Musik-, Streaming-, Handarbeits-Tipp für all uns Stubenhocker wider Willen?

Natürlich die Homepage vom Gärtnerplatztheater mit einem Überblick über unser Onlineangebot. Ich empfehle jegliche Form von Theater und Kultur - alles was Freude macht und einem gut tut. Das Richtige muss da jeder für sich selbst finden, es gibt genügend Angebote im Internet. Man kann auch einfach mal ein gutes Buch zur Hand nehmen und lesen oder auch mal ein Gesellschaftsspiel spielen - wenn man nicht gerade alleine lebt. Das Theater ist ein Ort, der Menschen verbindet, und deshalb freue ich mich in erster Linie, dass es hoffentlich bald wieder soweit ist.

© SZ vom 25.04.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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