Kunstmessen:Raritäten und andere schöne Dinge

Kunstmessen: "Die Große Illusion" von Konrad Klapheck, entstanden 2003, hat die Galerie Ludendorff aus Düsseldorf auf der Kunstmesse Highlights im Angebot.

"Die Große Illusion" von Konrad Klapheck, entstanden 2003, hat die Galerie Ludendorff aus Düsseldorf auf der Kunstmesse Highlights im Angebot.

(Foto: Galerie Ludendorff, Düsseldorf/Highlights München)

Zwei Messen laden ein zu Entdeckungstouren: An diesem Wochenende eröffnet die Kunst & Antiquitäten, Mitte der Woche folgt die Highlights-Glamour-Faktor inklusive.

Von Evelyn Vogel

Wer Freude an schönen Dingen hat, kann gleich eine ganze Woche lang nach Herzenslust auf zwei Kunst- und Antiquitätenmessen schauen und staunen - und je nach Geldbeutel auch kaufen. Schon an diesem Samstag eröffnet die traditionelle "Kunst & Antiquitäten" und von Donnerstag an lockt die "Highlights". Diese gilt als das Flaggschiff des deutschen Kunsthandels und präsentiert immer sehr hochrangige Werke von der Gotik bis zur Gegenwart. 2010 gegründet, umfasst ihr Angebot Malerei, Grafik, Fotografie und Skulptur, Möbel, Schmuck, Porzellan bis hin zu Wunderkammerartefakte.

Zwei schwierige Jahre liegen hinter der Highlights: Ausgerechnet zum 10. Geburtstag bremste die Pandemie die Messe etwas aus. Doch vor dem Virus kapitulieren wollte man nicht, und so fand sie 2020 in viel kleinerem Format statt. Doch tief saß den Händlern damals der Schock vom Frühjahr in den Gliedern, als die ältere und größere Tefaf in Maastricht - die Mutter aller Messen für Alte Kunst - wegen positiver Coronafälle schon nach wenigen Tagen wieder hatte schließen müssen. Im Jahr darauf wollte man möglichen steigenden Fallzahlen in Herbst ausweichen und kündigte die Highlights für den Sommer an. Doch das scheiterte am bayerischen Infektionsschutzgesetz. Zum Glück vielleicht, denn so konnte sie im Herbst des Jahres zwar mit mehr Vorsichtsmaßnahmen, aber doch unter verhältnismäßig entspannten Vorzeichen stattfinden.

Kunstmessen: Direkt aus der Ada und Emil Nolde Stiftung in Seebüll stammt das leuchtende Gemälde "Dampfdreschen I" von Emil Nolde, entstanden 1911, das die Galerie Utermann aus Dortmund mit auf die Highlights gebracht hat.

Direkt aus der Ada und Emil Nolde Stiftung in Seebüll stammt das leuchtende Gemälde "Dampfdreschen I" von Emil Nolde, entstanden 1911, das die Galerie Utermann aus Dortmund mit auf die Highlights gebracht hat.

(Foto: Galerie Utermann, Dortmund)
Kunstmessen: Eine Prunkkassette des Preußenkönigs Friedrich Wilhelm I. (1688-1740), aus der renommierten Werkstatt von Pierre Fromery, hat Viebhahn Fine Arts aus Worpswede im Angebot der Highlights.

Eine Prunkkassette des Preußenkönigs Friedrich Wilhelm I. (1688-1740), aus der renommierten Werkstatt von Pierre Fromery, hat Viebhahn Fine Arts aus Worpswede im Angebot der Highlights.

(Foto: Viebahn Fine Arts)

Nun steht also die 13. Ausgabe an, und die beteiligten gut 50 Kunsthändler und Galerien geben sich alles andere als abergläubisch - oder wenn, dann nehmen sie die 13 als gutes Omen und wollen glanzvolles Flair in die Bronzesäle und in den Kaiserhof der Residenz zaubern. Nach wie vor hält die Messe am Konzept zwischen alter und moderner Kunst fest, weil, wie Messeleiterin Juana Schwan erläutert, man überzeugt sei, dass "Meisterwerke der Renaissance und des Barocks internationale Sammler und Fachleute ebenso begeistern wie Werke von August Macke oder Karin Kneffel".

Ein echtes Highlight ist in diesem Jahr das Gemälde "Dampfdreschen" von 1911 von Emil Nolde, das aus der Ada und Emil Nolde Stiftung Seebüll in den Kunsthandel gelangt ist. Als eines der teuersten Werke der Messe wird eines der "Felder"-Nagelbilder von Günther Uecker von 2006 angeboten. Aber auch ein spätgotisches Meisterwerk wie die "Anbetung der Könige" von Jan von Dornicke oder ein barocker Elfenbeinhumpen mit mythologischem Figurenfries sind zu finden. Aus der Klassischen Moderne werden beispielsweise die Kreidezeichnung "Tete d'Hommes" von Pablo Picasso und eine frühe Zeichnung Lyonel Feiningers, eine Straßenszene von 1908, angeboten. Auch die Nachkriegs-Avantgarde ist stark vertreten, ebenso Werke aus den Siebzigerjahren bis heute. Herausragend: "Die Große Illusion" von Konrad Klapheck.

Meisterliche kunsthandwerkliche Stücke wie eine Potsdamer Kommode der Gebrüder Spindler oder eine Stahlschatulle mit feuervergoldeten Messingdekoren und dem Monogramm FW aus dem ehemaligen Besitz des Preußenkönigs Friedrich Wilhelm I. sind ebenso zu entdecken wie bestechend Schönes aus Porzellan oder historischer Schmuck. Wer auf Celebrity-Glamour steht, dürfte sich für das mit Brillanten besetzte Bulgari-Collier interessieren, das Madonna 1996 als Hauptdarstellerin des Films "Evita" zur Premiere trug. Auch Design ist hochkarätig vertreten und Fotografie so stark wie nie.

Zudem zeigt der Freundeskreis "Hendrik teNeues" in den historischen Räumen der Residenz eine Sonderausstellung mit Arbeiten von etwa 30 ambitionierten Fotografinnen und Fotografen. Zudem wird der mit 20 000 Euro dotierte "HtN - Hendrik teNeues Photography Award" verliehen, es gibt eine Benefizauktion mit prominenten Fotokünstlern wie Edmund Clark, Bruce Weber und Marianne Prinzessin zu Sayn-Wittgenstein-Sayn gestifteten Werken, deren Erlöse jungen Fototalenten zugute kommen sollen. Und es wird ein mit 10 000 Euro dotierter Sonderpreis für eine Arbeit verliehen, die sich in besonders emotionaler Weise mit einem aktuellen Thema - in diesem Jahr "Ukraine" - auseinander gesetzt hat.

Highlights, Internationale Kunstmesse München, Residenz, Eingang Hofgarten, 20.-23. Oktober, tägl. 11-20 Uhr, Do., 20. Okt., bis 21 Uhr, So., 23. Okt., bis 19 Uhr, Besucherinfos munichhighlights.com

Kunst & Antiquitäten Messe München

Kunstmessen: Diese Galante Szene im Park (um 1838/40) von Carl Spitzweg bietet das Kunsthaus Bühler auf der Kunst & Antiquitäten an.

Diese Galante Szene im Park (um 1838/40) von Carl Spitzweg bietet das Kunsthaus Bühler auf der Kunst & Antiquitäten an.

(Foto: Kunsthaus Bühler)
Kunstmessen: Auch Tibetica gibt es auf der Kunst & Antiquitäten, hier ein Bronze-Buddha Dipankara, Nepal, 19. Jh., bei der Galerie Peter Hardt.

Auch Tibetica gibt es auf der Kunst & Antiquitäten, hier ein Bronze-Buddha Dipankara, Nepal, 19. Jh., bei der Galerie Peter Hardt.

(Foto: Galerie P. Hardt)
Kunstmessen: Den Original-Kupferstich "Weißer Wein" aus der Reihe "Insekten Surinams", altkoloriert von Maria Sibylla Merian, Amsterdam 1705, hat das Kunstkabinett Strehler aus Sindelfingen im Angebot.

Den Original-Kupferstich "Weißer Wein" aus der Reihe "Insekten Surinams", altkoloriert von Maria Sibylla Merian, Amsterdam 1705, hat das Kunstkabinett Strehler aus Sindelfingen im Angebot.

(Foto: Kunstkabinett Strehler)
Kunstmessen: Für Schmuck-Liebhaber: René Boivins Brosche stammt aus Frankreich und ist um 1970 entstanden. Nach München zur Kunst & Antiquitäten mitgebracht hat sie The old Treasury aus den Niederlanden.

Für Schmuck-Liebhaber: René Boivins Brosche stammt aus Frankreich und ist um 1970 entstanden. Nach München zur Kunst & Antiquitäten mitgebracht hat sie The old Treasury aus den Niederlanden.

(Foto: The old Treasury)

Sehr viel länger als die Highlights gibt es in München die Kunst & Antiquitäten, die bei ihrer 101. Ausgabe wieder mit Kunst und Kunsthandwerk vom Mittelalter bis in die Gegenwart aufwartet. Auch hier werden Gemälde, Skulpturen, Ikonen und Miniaturen, Kunstkammerobjekte, alpenländische Volkskunst, Hinterglasmalerei sowie antike Möbel, Lampen, Glas, Silber, Schmuck und Asiatika angeboten. Doch im Gegensatz zur Highlights finden sich hier auch Preziosen für den schmaleren Geldbeutel. 40 Kunsthändlerinnen und Kunsthändler sind auf den etwa 2000 Quadratmetern Ausstellungsfläche im Haus der Kunst, und zwar im Westflügel, vertreten. Die als traditionsreichste Kunstmesse Süddeutschlands geltende Kunst & Antiquitäten hat an zwei Tagen auch abends länger offen: Diesen Samstag im Rahmen der "Langen Nacht der Museen" sogar bis 24 Uhr. Und am Mittwoch bitten die Aussteller in Kooperation mit der Kunsthalle München bis 21 Uhr erstmals zur "Diversity Night", bei der Kunstaspekte unter LGBTQ und queeren Gesichtspunkten im Mittelpunkt stehen. Ein interessanter Versuch, neue Zielgruppen in einem aktuellen Kontext zu erreichen.

101. Kunst & Antiquitäten München, Haus der Kunst, Westflügel, 15.- 23. Oktober, tägl. 11-19 Uhr; Lange Nacht der Museen: 15. Okt., bis 24 Uhr; Diversity Night: Mi., 19. Okt., 18-21 Uhr, Besucherinfos kunst-antiquitaeten.de

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