Kundgebung:Wirte auf der Straße

Gastronomen demonstrieren gegen Bürokratie und unfaire Konkurrenz

Sie klagen über zu viel Bürokratie, über starre Regeln bei Arbeitszeiten und über unfaire Konkurrenz zum Beispiel durch Würstchenbuden: Etwa 2000 Wirte sind deshalb laut dem Bayerischen Hotel- und Gaststättenverband Dehoga am Montag auf die Straße gegangen. Denn während der Tourismus floriert und große Betriebe expandieren, haben immer mehr Dorfwirtshäuser und kleine Hotels Probleme.

Etwa 3000 Betriebe hätten seit 2000 in Bayern schließen müssen, schon 500 Gemeinden hätten kein Wirtshaus mehr, warnte Angela Inselkammer, die Präsidentin des Dehoga Bayern, bei der Kundgebung der Wirte im Hippodrom-Festzelt auf dem Frühlingsfest. Hierher waren die Demonstranten von 11 Uhr an vom Königsplatz aus marschiert - und im Zelt hörten der Gastronomin auch Ministerpräsident Markus Söder und sein Wirtschaftsminister Franz Josef Pschierer (beide CSU) zu. Das Wirtshaussterben, klagte Inselkammer, bedeute nicht nur weniger Lebensqualität, sondern auch sich verschlechternde Bedingungen für den Tourismus. Die Politik müsse gegensteuern: Die Masse an Vorschriften, von der Kassenrichtlinie bis zum Erstellen psychologischer Gefährdungsbeurteilungen über die Mitarbeiter, sei nicht mehr zu bewältigen. Kleine Betriebe müssten anders behandelt werden als große. Es brauche flexiblere Wochenarbeitszeiten und eine erleichterte Zuwanderung von Köchen und Servicekräften aus dem Ausland. Und man müsse Essen gleich besteuern. Es sei nicht einzusehen, warum auf Essen zum Mitnehmen nur sieben auf eine Mahlzeit im Sitzen aber 19 Prozent Mehrwertsteuer fällig sind.

Abhilfe schaffen könnte hier nur der Bund. Ministerpräsident Söder reagierte dennoch: Er versprach im Zelt ein Investitionsprogramm für kleine Gastronomie-Betriebe mit einem Volumen von 30 Millionen Euro noch in diesem Jahr - die Wirte hatten zuvor zwar 60 Millionen Euro gefordert, das aber für vier Jahre. Das sei ein sehr gutes Signal, freute sich Thomas Geppert, Landesgeschäftsführer der Dehoga Bayern. Und um auch von der Bundesregierung gehört zu werden, wolle man nichts unversucht lassen. Eine zweite Demonstration sei derzeit aber nicht geplant.

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