Süddeutsche Zeitung

Kundgebung gegen Neonazis:Bitte aufstehen

München setzt ein Zeichen gegen Menschenfeindlichkeit: Ein breites Bündnis ruft am Samstag zu einer Kundgebung am Marienplatz gegen Neonazis und Rechtspopulisten auf.

Von Bernd Kastner

München will ein Zeichen setzen, ein Zeichen gegen Menschenfeindlichkeit. Am kommenden Samstag findet auf dem Marienplatz eine Kundgebung mit vielfältigem Kulturprogramm statt. "Wir stehen auf!" lautet das Motto der bundesweiten Aktion aus Anlass der Wochen gegen Rassismus, zu der auch die Veranstaltung vor dem Rathaus gehört. Organisiert wird die Kundgebung, die um 13 Uhr beginnt, vom Verein "München ist bunt", der wiederum von einem breiten gesellschaftlichen Bündnis unterstützt wird. Die Organisatoren haben 750 Teilnehmer angemeldet, hoffen aber auf deutlich mehr Besucher.

Sprechen wird unter anderem Wolfgang Huber von der Weiße-Rose-Stiftung, Sohn des von den Nationalsozialisten ermordeten Kurt Huber, der Mitglied der Widerstandsgruppe Weiße Rose war. Auftreten will auch Martin Löwenberg, der selbst vom NS-Regime verfolgt wurde und das Konzentrationslager überlebt hat. Es wird Gesprächsrunden auf der Bühne zu den Themen "Flüchtlinge in München", "Fußball ohne Diskriminierung" und "Alltäglicher Rassismus" geben. Auftreten werden unter anderem der Kabarettist Ecco Meineke, Sebastian Krumbiegel von den "Prinzen", die Les Derhosn, die Sambagruppe "Ruhestörung" und die Gruppe Freudentanz, die aus jugendlichen Flüchtlingen besteht. Weitere Informationen unter www.muenchen-ist-bunt.de.

"Es gibt noch zu viel Alltagsrassismus in Deutschland", beklagt Jörn Menge von der Hamburger Initiative "Laut gegen Nazis", die die bundesweite Aktion koordiniert. Micky Wenngatz, Vorsitzende von "München ist bunt", betont, dass man sich mit dem Programm am Samstag gegen Neonazis ebenso wie gegen Rechtspopulisten wende. Man wolle "nicht mit dem Zeigefinger" agieren, sondern den Bürgern bewusst machen, mit welcher Strategie sich etwa Islamhasser in die Mitte der Gesellschaft bewegen wollten: Gruppen wie "Die Freiheit" nutzten die Angst vieler Menschen vor dem Fremden und Unbekannten aus. Simone Burger, Chefin des Deutschen Gewerkschaftsbundes in München, pflichtet ihr bei: "Das Unwissen über den Islam führt zu großer Angst."

Miriam Heigl, die die Fachstelle gegen Rechtsextremismus im Rathaus leitet, lobt die Bezirksausschüsse, die sich immer stärker ins Netzwerk gegen Nazis einbrächten. Sie verbreiten derzeit einen Aufruf zur Teilnahme an der Aktion "Wir stehen auf!"

Unterstützt wird die Aktion auch von der Initiative "Löwenfans gegen Rechts": Leider, sagt Ulla Hoppen, "können wir uns noch nicht auflösen, weil es immer noch Nazis im Stadion gibt". Sie berichtet, dass der bekannte Neonazi Norman Bordin beim TSV 1860 einen Aufnahmeantrag gestellt, der Verein diesen aber abgelehnt habe. Hoppen zeigt Verständnis für viele Bürger, die Angst hätten, den Nazis entgegenzutreten und ihnen zu sagen, was sie von dieser Ideologie halten. Auch sie und ihre Gruppe hätten anfangs Angst gehabt, sie aber mit den Jahren verloren: "Man erarbeitet sich Mut und bekommt Solidarität zurück."

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SZ vom 19.03.2013/dayk
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