Kulturzentrum:Zuckeln und Zappeln im Gasteig

Kulturzentrum: Zum ersten Mal gab es im Gasteig eine Silent Disco. Je nach Wahl des Musikkanals leuchteten die Köpfhörer in einer anderen Farbe.

Zum ersten Mal gab es im Gasteig eine Silent Disco. Je nach Wahl des Musikkanals leuchteten die Köpfhörer in einer anderen Farbe.

(Foto: Stefan Heigl)

Im Gasteig tanzen wieder 10 000 Gäste zu Tango, Blues, Salsa und Walzer - und zum ersten Mal in einer "Silent Disco".

Von Inga Rahmsdorf

Überall wird getanzt, von Salsa über Hip Hop, Tango und Blues bis zum Walzer. Im Foyer, im Hof des Gasteigs, auf der Bühne der Philharmonie, im Carl-Orff-Saal, selbst in den Toilettenräumen zucken und tänzeln die Gäste noch vor den Waschbecken. Und auf der Rolltreppe tanzen zwei Profi-Tänzer eine Performance. Der Gasteig hat wieder einmal zum Tanz gebeten.

Am Samstag fand zum dritten Mal das große Fest "Tanz den Gasteig" statt. Vom frühen Nachmittag bis spät in die Nacht. Das Besondere an der Veranstaltung ist, dass jeder mitmachen kann, von Kindern bis Senioren, ohne Tickets, ohne Eintrittspreise, ohne Anmeldungen und ganz unabhängig davon, ob man noch nie im Leben einen Schritt auf eine Tanzfläche gesetzt hat oder Profi-Tänzer ist. Auch Max Wagner, der seit vergangenem Jahr der neue Chef des Gasteigs ist, und mit dem Versprechen antrat, das Kulturzentrum noch offener zu gestalten, ist am Samstagabend unter den feiernden Gästen und tanzt mit.

Bunte Kopfhörer im dichten Gedränge

Oben auf einer Dachterrasse des Gasteigs ist es deutlich ruhiger als im restlichen Kulturzentrum. Dabei tanzen die Menschen dort sogar dicht gedrängt. Doch man hört nur das tapsende Geräusch von Schritten und seltsam verhaltene Laute, Wortfetzen, leises Summen oder Singen. Alle tragen Kopfhörer. In der Abenddämmerung leuchten sie rot, blau oder grün, je nachdem welchen Musikkanal die Besucher eingeschaltet haben. Ob Woodstock, Hip Hop oder Funk and Soul. Zum ersten Mal gibt es hier im Gasteig auch eine "Silent Disco", die Musik ist nur über Kopfhörer zu hören.

Im Gasteig tanzen am Samstag verteilt über den ganzen Nachmittag und Abend etwa 10 000 Menschen, schätzen die Veranstalter des Kulturzentrums. Und wer nicht selbst tanzen will, der kann die Party auf der Bühne der Philharmonie von einem Sessel aus beobachten, im Carl-Orff-Saal einem Tango-Unterricht zuschauen, an mehreren Stellen im Gasteig Performances von professionellen Tänzer verfolgen oder einfach draußen im Hof die Musik genießen.

Als der Gasteig vor zwei Jahren sein 30-jähriges Bestehen feierte, wollte das Team des Kulturzentrums keine elitäre Veranstaltung organisieren, sondern ein rauschendes Fest, zu dem es alle Münchner einladen wollte. Die Gäste sollten dabei nicht passiv in ihren Sesseln versinken und das Geschehen auf der Bühne betrachten, sondern selbst mitfeiern. So lud der Gasteig 2016 zum ersten Mal zum "Tanz in den Gasteig" ein und die Resonanz war überwältigend. Seitdem findet die Veranstaltung jedes Jahr in den Pfingstferien statt. Es sei ein sehr gelungenes Fest, sagt Chef Wagner. Und es zeige, dass die Münchner ihr Kulturzentrum nutzen.

Gäste, die eine Tanzpause brauchen, können sich im ersten Stock des Gasteigs die Architekturentwürfe des Wettbewerbs ansehen. Denn der Gasteig muss umgebaut werden. Die Akustik des Konzertsaals steht seit seiner Eröffnung in der Kritik und eine Grundsanierung ist notwendig. Vor knapp zwei Wochen wurden bei dem Architekten-Wettbewerb für den Umbau des Kulturzentrums drei Siegerentwürfe gekürt. Die Architekten haben nun bis Herbst Zeit, ihre Vorschläge zu überarbeiten, dann soll entschieden werden, wer von ihnen Deutschlands größtes Kultur- und Bildungszentrum neu bauen darf.

Während des Umbaus des Gasteigs sollen alle Nutzer in ein Interimsquartier in Sendling ziehen. Ob der Tanz in den Gasteig dann ausfallen werde? Nein, dort könne man sicherlich auch weiterhin zum Tanzfest einladen, zeigt sich Gasteig-Sprecher Michael Amtmann zuversichtlich.

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