Ägyptische Museum:Pyramiden im Netz

Ägyptisches Museum

Comicfigur Tjeti aus dem alten Ägypten hält nicht viel von modernen Statussymbolen. Aber die Cheopspyramide beeindruckt ihn.

(Foto: Staatliches Museum Ägyptischer Kunst)

Das Ägyptische Museum kombiniert alte Kunst mit neuen Medien und will so Jugendliche begeistern

Von Eric Hartmann

Tjeti hüpft fröhlich durch das Ägyptische Museum, macht Selfies mit Exponaten und weiß alles über das alte Ägypten. Er ist der Star des neuen Videoformats "Frag den Ägypter" und vermittelt mit viel Humor Wissen über ägyptische Kultur und Geschichte. Inspiriert wurde die Comicfigur durch ein Relief in der Sammlung des Museums. Im ersten Video, das Anfang Juni erschienen ist, stolpert Tjeti über moderne Statussymbole. Die können ihn aber nicht beeindrucken, für ihn ist die Cheopspyramide eine viel beeindruckendere Demonstration von Status und Macht. Anlass genug, sein Wissen über den Bau der Pyramiden zu teilen.

Die nächste Folge der Serie ist in Arbeit und soll Ende des Jahres erscheinen. Darin wird es um die Frage gehen, welche Funktion die Pyramiden hatten. Tjeti wird sich außerdem an Hollywood-Klischees abarbeiten, die in ägyptischen Grabmälern riesige Labyrinthe und Todesfallen vermuten. Das Videoformat ist die Antwort auf unterschiedliche Erfahrungen mit verschiedenen Zielgruppen. Junge Kinder seien sehr begeistert von ägyptischer Kunst und Geschichte, oft hätten sie unheimlich viel Detailwissen, sagt Roxane Bicker, Museumspädagogin im Staatlichen Museum Ägyptischer Kunst in München. Wenn die Kinder älter werden, gehe das Interesse aber oft zurück, viele seien erst im Erwachsenenalter wieder für die Ausstellungen zu begeistern. "Kinder und Jugendliche sind heute digital unterwegs. Wir wollen sie da abholen und das Alte mit dem Neuen verbinden", sagt Bicker. Mit dem neuen Erklär-Videoformat, das auf der eigenen Website und auf Youtube angesehen werden kann, will das Museum explizit Jugendliche ab 12 Jahren ansprechen und so die Lücke schließen.

Das neue Format fügt sich in eine ganze Reihe von bestehenden Angeboten für Kinder und Jugendliche ein. So gibt es drei verschiedene Media-Guides, die durch das Museum führen und jeweils bestimmte Inhalte in den Vordergrund stellen. Der archäologische Rucksack kann kostenlos an der Rezeption ausgeliehen werden, mit ihm können Kinder das Museum auf eigene Faust erkunden. Sie werden dazu ermutigt, sich die Exponate ganz genau anzusehen, können eigenständig Materialien bestimmen und so Einblicke in archäologisches Arbeiten erhalten. Weitere Formate sind bereits in Planung, das Team arbeitet gerade an einer Art Escape-Room. Gestützt von modernen Technologien wie Augmented Reality kann man Rätsel lösen, um dem ägyptischen Sonnengott Re bei seinem Kampf gegen die Schlangengottheit Apophis zu helfen.

Auch ein weiterer Rundgang ist in Arbeit, bei dem die Spitzmaus Isi und das Wiesel Usi - die beiden Museums-Maskottchen - Kinder mit Videobotschaften durch das Museum lotsen. Ein Rätselheft mit den beiden gibt es bereits und kann im Museum gekauft werden. So können sich Kinder auch nach dem Museumsbesuch eigenständig mit der Welt des alten Ägyptens auseinandersetzen. Wie auch die Comicfigur Tjeti basieren die Maskottchen auf Ausstellungsstücken des Museums. So erwachen die Exponate zum Leben und können Klein und Groß begeistern.

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