Marek Wiechers ist der neue Leiter des Münchner Kulturreferats. Der Stadtrat wählte ihn an diesem Mittwoch mit 57 von 77 möglichen Stimmen; vier Räte hatten gefehlt. Der Stellvertreter des bisherigen Amtschefs Anton Biebl wird die Position interimistisch übernehmen, vom 1. Juli 2025 bis zum 30. September 2026. Nach der nächsten Kommunalwahl im März 2026 soll der dann neu gewählte Stadtrat über die langfristige Besetzung des Postens befinden.
Der Wahl von Wiechers ist in München ein langer, von Klagen am Verwaltungsgerichtshof begleiteter Streit vorausgegangen. Die Grünen hatten als Teil der regierenden Rathauskoalition das Vorschlagsrecht für den Posten. Deren Wunschkandidat, der Stadtrat Florian Roth, war zunächst in einer Kampfabstimmung gegen Anton Biebl mit nur einer Stimme Mehrheit gewählt worden. Weil Roth, sowie einigen weiteren Kandidaten, bestimmte formaljuristische Qualifikationen für den Referentenposten fehlten, hatte die Stadt eine Sonderregelung gefunden, die deren Bewerbungen erst möglich gemacht hatte.
Nach Roths Wahl hatte jedoch ein Bewerber, der den gesamten Anforderungskatalog erfüllte, erfolgreich per Eilantrag am Verwaltungsgerichtshof geklagt. Roth hatte daraufhin seine Kandidatur zurückgezogen. Der Stadtrat entschied in der Folge mehrheitlich, die Situation zu nutzen, um die Besetzung des Postens mit der Amtszeit des Stadtrats zu synchronisieren. Ein Verfahren, das man in München schrittweise auch für alle weiteren Referentenposten plant.
Ein neues Auswahlverfahren für die Leitung des Kulturreferats wurde dann abgebrochen, obwohl sich schon mehrere Kandidaten präsentiert hatten; der seit Biebls kürzlichem Wechsel ins bayerische Kunstministerium sowieso schon interimsmäßig tätige Wiechers sollte offiziell zum Chef befördert werden.
Am Tag vor der Abstimmung gab es indes erneut einen Eilantrag am Verwaltungsgerichtshof. Demzufolge wollte ein neuer Bewerber das Vorhaben der Stadt stoppen, um selbst noch ins Verfahren einbezogen zu werden. Diese Person entschloss sich im Laufe des Mittwochvormittags jedoch, den Antrag wieder zurückzuziehen. Damit war der Weg zu Wiechers' Wahl wieder frei.
Der 49-Jährige war seit dem ersten Tag von Biebls Amtszeit dessen Stellvertreter im Kulturreferat. Er ist Jurist und Verwaltungswissenschaftler. Bevor er 2007 nach München kam, arbeitete er unter anderem in der Verwaltung des Deutschen Bundestages und im sächsischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst. In München war Wiechers vor seinem Wechsel ins Kulturreferat, bis Juli 2019, Büroleiter von Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD).

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Von den Rathaus-Parteien wurde Wiechers' Wahl zum Kulturreferenten durchweg gutgeheißen. Julia Schönfeld-Knor, die kulturpolitische Sprecherin der SPD/Volt-Fraktion, nannte ihn einen „sehr guten Kandidaten, der jetzt Ruhe reinbringt“. Ähnlich äußerte sich Mona Fuchs, die Fraktionsvorsitzende von Grünen/Rosa Liste: „Wir sind froh, dass wir für das Kulturreferat nun eine stabile Zwischenlösung finden konnten.“ Auch CSU/Freie-Wähler-Fraktionschef Manuel Pretzl hält Wiechers für „sehr geeignet“. Im zweiten Auswahlverfahren hätten sich zwar „interessante Kandidaten“ vorgestellt, „aber niemand, dem wir uneingeschränkt zutrauen, das Kulturreferat zu leiten“.
Kritik gab es von kleineren Parteien am abgebrochenen Auswahlverfahren, das kein gutes Bild auf den Umgang der Stadt mit kompetenten Kandidaten werfe. Einige Stadträtinnen ließen anklingen, dass sie durchaus andere Bewerber oder Bewerberinnen bevorzugt hätten. Das schlug sich auch im Wahlergebnis nieder: Die 69 gültigen Stimmen entfielen auf neun verschiedene Personen. Insofern plädierte FDP-Sprecher Jörg Hoffmann noch einmal für eine Synchronisation der Amtszeiten von Stadtrat und Referenten: „um deutlich zu machen, dass die Referatsposten nicht nur nach fachlichen Kriterien besetzt werden, sondern vor allem politisch“.