Kulturbranche:Durchatmen in der Oper

Corona-Pilotprojekt in der Bayerischen Staatsoper

Sicherer Schlussapplaus: Von 1. September bis 25. Oktober durfte die Bayerische Staatsoper vor 500 Zuschauern spielen. Diese Pilotphase wurde wissenschaftlich begleitet.

(Foto: Wilfried Hösl)

Pilotphase mit mehr Zuschauern offenbar ein Erfolg - Intendant stellt Forderungen

Von Rita Argauer

Die Bayerische Staatsoper war so etwas wie das Versuchskaninchen der bayerischen Corona-Kulturpolitik. Das Münchner Haus durfte als erstes nach dem Lockdown wieder mehr als 200 Zuschauer empfangen. In dieser sogenannten Pilotphase wurden 500 Zuschauer zugelassen, vom 1. September an, kurz bevor mit Marina Abramović' "7 Deaths of Maria Callas" die Eröffnung und erste Premiere der Spielzeit anstand.

Nun konnte die Staatsoper eine "positive Zwischenbilanz" an das zuständige Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst geben, wie das Haus am Donnerstag mitteilte. Das zentrale Ergebnis sei: "Die bisherige feste Höchstbesucherzahl von 200 wird den tatsächlichen Gegebenheiten der Spielstätten nicht gerecht. Aufgrund der unterschiedlichen Bedingungen vor Ort, teilweise sehr hoher Lüftungsleistungen und aufgrund des disziplinierten Verhaltens des Publikums können im Nationaltheater und an anderen Veranstaltungsorten deutlich höhere Besucherzahlen verantwortet werden."

Die Pilotphase wurde von einem Ärzteteam des Klinikums rechts der Isar, der Technischen Universität München (TUM) und Vertretern des Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit begleitet und fachlich bewertet. Zudem wurden die Zuschauer nach den jeweils besuchten Vorstellungen per Email um ihre Mithilfe gebeten und zu ihren Erfahrungen beim Theaterbesuch befragt. Dabei kam heraus: Mehr als 94 Prozent der Zuschauer fühlten sich sicher und waren mit den Maßnahmen zufrieden. Die Hygieneregeln sind dabei dynamisch angepasst worden. So wurde es etwa aufgrund der Überschreitung des Inzidenzwertes in München vom 19. September an Pflicht, auch während der Vorstellung eine Maske zu tragen. Zuvor war es erlaubt gewesen, diese bei Vorstellungsbeginn abzusetzen und erst beim Schlussapplaus wieder anzulegen. Außerdem wurden die Zuschauer per Durchsage darauf hingewiesen, keine Fächer zu benutzen, um die unnötige Verbreitung von Aerosolen zu vermeiden. Zudem wurden die gespielten Stücke angepasst und verkürzt. Es gab keine Pausen und keine Theatergastronomie.

Diese Maßnahmen zeigten Erfolg: Bisher ist bei 21 Vorstellungen an 23 Spieltagen keine einzige Infektion im Rahmen eines Besuchs bekannt geworden. "Wir hoffen, dass dieser Bericht im Ministerrat Gehör findet und wir bald individuelle Höchstbesuchergrenzen - nicht nur fürs Nationaltheater, sondern auch für alle weiteren kulturellen Spielstätten in ganz Bayern - festlegen können", sagt Nikolaus Bachler, Intendant der Staatsoper dazu und wird noch deutlicher: "Aufgrund der erzielten Erfahrungen und der Äußerungen der beteiligten medizinischen Experten muss die allgemeine Besucher-Obergrenze von 200 mit dem 1. Oktober fallen." Bisher waren neben der Staatsoper nur in der Philharmonie im Münchner Gasteig ebenfalls 500 Zuschauer zugelassen gewesen. Alle anderen Spielstätten sind - unabhängig von Größe, Kapazität und Lüftung - auf 200 Zuschauer beschränkt.

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