Süddeutsche Zeitung

Kultur:Preisträger-Galerie

Seit der Tassilo-Kulturpreis im Jahr 2000 zum ersten Mal vergeben wurde, hat er sich zu einer Konstante im Kulturleben der Region entwickelt. Für viele unserer Preisträgerinnen und Preisträger lieferte die Auszeichnung einen entscheidenden Impuls für ihre Karrieren:

Einen gigantischen Schub hat die Auszeichnung mit dem Tassilopreis 2016 Frank Wunderer und seinem Jazzstreicher-Ensemble "Bluestrings" verpasst. Nicht nur, weil ihre Form Musik zu machen, Jazz auf klassischen Streichinstrumenten, in der Szene einen neuen Stellenwert bekommen habe. Sondern auch, weil sich danach mehrere Kooperationen, etwa mit BMW, ergeben haben. "Vor der Verleihung mussten wir uns um Auftritte bemühen, danach wurden wir angefragt", so Wunderer.

In einem malerischen Garten sitzen, sich an Theater und Musik erfreuen und den Tag-Nacht-Wechsel vor dem Alpenpanorama genießen - das dürfen die Gäste bei der "Gesellschaft unterm Apfelbaum". Seit 2008 öffnet Barbara Reimold in Irschenhausen jeden Sommer ihr privates Anwesen für Gleichgesinnte. Zum zehnjährigen Bestehen wurde sie mit einem Tassilo ausgezeichnet. "Das war wie auf Wolken schweben", sagt sie. Beim Preisträgerfest in München nutzte sie die Gelegenheit, Kontakte zu knüpfen. 2019 spielte die Bigband Dachau unterm Apfelbaum, heuer kommen die Bluestrings aus Fürstenfeldbruck. Ein weiterer Effekt: "Auf einmal haben sich Sponsoren gemeldet. Ich kann gar nicht mehr aufhören.

"Ja, natürlich gibt es uns noch - zumindest jenseits von Corona", sagt Anja Bernhard und lacht. Sie ist die Chefin der Swinging G's, einer Bigband aus Grafing, die bereits 2006 den Tassilo erhalten hat. Gerade mal 18 Jahre jung waren deren Mitglieder damals im Durchschnitt, aber höchst leidenschaftlich bei der Sache. Und das hat sich bis heute auch nicht geändert: Der Tassilo sowie ein erster Platz beim Nachwuchswettbewerb der Jazztage Erding gaben den Swinging G's kräftig Aufwind, so dass das Ensemble viele schöne Auftritte in der Region verbuchen konnte. Vergangenes Jahr wurde alles abgesagt, derzeit ist alles ungewiss - die Hoffnungen ruhen auf einer Tanzveranstaltung im Bürgerhaus Garching im Oktober. Die Swinging G's jedenfalls wären bereit.

2016 wurde Sweet Lemon mit dem Tassilo-Kulturpreis ausgezeichnet. Mit zwölf Jahren haben die Schwestern Sophie und Lena Haslberger, heute 21, die Band gegründet, Sophie am Mikrofon, Lena an der Gitarre. In Au haben sie in einem kleinen Studio mit 15 Jahren ihr erstes Album aufgenommen. Ende 2019 beschlossen sie, dass sich jede auch einzeln weiterentwickeln will. Sophie mag Jazz, Lena hört lieber Indie-Pop. Gemeinsame Auftritte gab es 2020 dennoch, virtuell eben und erfolgreich. Da reicht der Blick auf die Streaming-Liste von Spotify.

Kinobetreiber Stefan Stefanov wurde 2016 nicht nur mit dem Tassilo-Kulturpreis prämiert, er wird auch regelmäßig für sein Programm vom Film-Fernseh-Fonds Bayern ausgezeichnet. Sein Lichtspieltheater, das "Capitol" mit nur 80 Plätzen in Unterschleißheim, steht für Filmkunst jenseits des Mainstreams. In Kooperation mit der Stadt werden dort auch Sonderreihen, Dokus und Literaturverfilmungen gezeigt, im Sommer gibt's zudem Open-Air-Kino. Nun ist das Capitol seit vielen Monaten geschlossen und Stefanov vermisst klare Perspektiven. "Wir befinden uns gerade im dritten Akt eines Filmes. Irgendwann wird sich das Blatt wenden, aber keiner weiß, wann?," sagt er im Hinblick auf die Pandemie. Er hofft, dass sich die Programmkinos halten können und baut auf sein Stammpublikum. "Kultur ist ein Kulturgut", sagt er.

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SZ vom 03.04.2021 / abl, bt, wat, FLHA, stsw
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