Süddeutsche Zeitung

Kultur:Neuer Platz, alter Geist

Das Kinderkunsthaus ist innerhalb Schwabings umgezogen

Von Ellen Draxel, Schwabing

"Wahnsinn", staunt Stefan Wilkening. "Ich bin vollkommen geplättet." Der Schauspieler ist Schirmherr des Kinderkunsthauses, am Donnerstag hat er erstmals die neuen Räumlichkeiten der Kreativwerkstatt gesehen. "Das hier, diese Lage, diese Umsetzung, das ist ein Statement." Ein lichtdurchfluteter Raum, ganz in Weiß und bewusst im Werkstatt-Stil gehalten, damit, wie Architektin Julia Schneider erklärt, die Kunstwerke der Kinder und nicht der Raum im Mittelpunkt stehen.

Eineinhalb Wochen war das Kinderkunsthaus geschlossen. So lange dauerte der Umzug vom Domizil an der Siegesstraße ins Herz Westschwabings, Ecke Hohenzollern-/Römerstraße. Von Samstag, 20. Januar, an darf wieder gemalt, gebastelt, geknetet und mit Papier und Holz gestaltet werden. "Wir liegen jetzt zentral und urban, der kreative Spirit kann sich dank der großen Fensterfront wunderbar entfalten", freut sich Alexandra Helmig. Mit ihrem Mann Sebastian Zembol hat sie das Kinderkunsthaus vor sieben Jahren gegründet. Die Idee dazu brachten die beiden aus New York mit, wo sie mit ihrer inzwischen 15-jährigen Tochter das Children Museum of Arts besuchten. "Dass Kinder und Eltern gemeinsam kreativ sein können, haben wir dort gelernt."

Seitdem ist das Konzept des offenen Programms, bei dem Mädchen und Jungen in Begleitung ihrer Eltern, Großeltern, Geschwister und Freunde ohne Anmeldung kommen und genau das tun können, was ihnen Spaß macht, einer der Schwerpunkte der Einrichtung. "Alles, was es bisher gab, wird es auch weiterhin geben", verspricht Geschäftsführerin Helmig, "und einiges on top." Töpferkurse für Kinder und Erwachsene etwa - der lang ersehnte Brennofen sowie ein eigener Kursraum befinden sich im Keller. "Töpfern", lacht Helmig, "ist ja das neue Yoga."

Im Untergeschoss der Römerstraße 21 ist künftig außerdem die Holzwerkstatt untergebracht, sie kann nun theoretisch permanent genutzt werden. Am früheren Standort blieben die Holzaktivitäten aus Lärmschutzgründen auf den Freitagnachmittag beschränkt. Ein drittes Novum: eine große Bildschirmfläche neben dem Eingangsbereich im 300 Quadratmeter großen Erdgeschossraum. Auf Tablets können die jungen Künstler Installationen zaubern, deren Entstehungen entweder live auf dem Bildschirm zu verfolgen sind oder später als gespeicherte Gemälde hochgeladen werden können. "Digital orientiert waren wir ja schon immer", sagt Alexandra Helmig. "Aber jetzt haben wir auch noch das digitale Kunstwerk."

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Quelle:
SZ vom 19.01.2018
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