Künstlerhaus Grill & Farm:Sechs Wirte - eine Farm

Grillfleisch und Veganes - im ehemaligen Mövenpick am Lenbachplatz setzen die neuen Pächter auf ein kulinarisches Kontrastprogramm.

Philipp Crone

Hier muss es eigentlich zu Spannungen kommen. Schon allein, weil gleich sechs verschiedene Gastronomen um Uli Springer und Michi Kern im ehemaligen Mövenpick am Stachus ein neues Lokal eröffnen. Denn mit den Wirten verhält es sich ja oft wie mit den Köchen und ihrem verdorbenen Brei.

Künstlerhaus Grill & Farm: Im ehemaligen Mövenpick am Lenbachplatz vollenden die sechs neuen Wirte Michi Kern, Uli Springer, Sandra Forster, Marc Uebelherr, Dino Klemencic und Tom Hilner (von links) ihr Konzept.

Im ehemaligen Mövenpick am Lenbachplatz vollenden die sechs neuen Wirte Michi Kern, Uli Springer, Sandra Forster, Marc Uebelherr, Dino Klemencic und Tom Hilner (von links) ihr Konzept.

(Foto: Foto: Catherina Hess)

Spannend ist zudem auch die geplante Speisentrennung: Unten im Erdgeschoss soll es eine überwiegend vegetarische Küche geben, ein Stockwerk weiter oben wird hauptsächlich Fleisch brutzeln, nach amerikanischem Vorbild. Wie reagieren und verhalten sich da wohl Vegetarier und Grillfreunde? Aber Spannungen sind erwünscht. "Das ist Teil des Konzepts. Wir wollen, dass die Gäste auch über das Essen diskutieren", sagt Kern.

Im März feiert das Künstlerhaus am Lenbachplatz seinen 110. Geburtstag, seit dem Jahr 1900 sind die Etagen von der Kegelbahn bis zum Figurentheater "Spieldose" ein Kulturtreffpunkt. Dazu gehörten auch mehr als dreißig Jahre lang das Restaurant mit dem nachts dezent leuchtenden Mövenpick-Schriftzug und sein berühmter Sonntagsbrunch - bis 2005. Da eröffnete das Lutter & Wegner.

Die Berliner Firma ist in Deutschlands Großstädten mit ihren Restaurants sehr erfolgreich, nur nicht am Lenbachplatz. Selbst so eine prominente Lage ist noch kein Garant für einen funktionierenden Gastro-Betrieb. Zum Januar diesen Jahres übernahm nun das Team um Uli Springer und Michi Kern. Sie gestalten das Künstlerhaus Grill & Farm, das Mitte März eröffnen soll. Mit einer Doppelstrategie.

Vielfältiges Konzept

"Ein einziges Konzept für so einen großen Raum ist unserer Meinung nach zu wenig", sagt Dino Klemencic, der zusammen mit Tom Hilner für Grill und Bar zuständig ist. Deshalb wird das Doppel-Lokal mit seinen 500 Plätzen auf etwa 1500 Quadratmetern nun für eineinhalb Millionen Euro umgebaut. Max Lechner, der zuvor etwa im Hotel Bachmair am Tegernsee als Küchenchef tätig war, und Pascal Wirth sind von März an die Herren über drei Küchen. Eine davon ist eigens für das Catering bei Veranstaltungen im Künstlerhaus gedacht.

Es geht um das Tagesgeschäft

Unten geht es in erster Linie um das Tagesgeschäft. An der Bar gibt es Kuchen, Eis und selbstgebackenes Brot und nebenan die vegetarische Küche von Sandra Forster und Michi Kern. Der Yogalehrer hat das Pacha ein paar Meter weiter etabliert und arbeitet mit Uli Springer im Café Reitschule zusammen. Kern und Forster, die Betreiberin von Zappeforster und zuletzt des Café King, haben schon im Zerwirk ein veganes Restaurant betrieben.

Die beiden stehen in den kahlen Räumen der Baustelle im Künstlerhaus, Kern sagt: "Wir wollen kein Nischenprodukt anbieten, sondern vegetarische Speisen weiter etablieren." Und das auf der "Farm", so heißt der Bereich und soll auch ein wenig daran erinnern - mit dezenten Outdoor-Elementen wie etwa den weißen Kugellampen am Stiel oder senfgelben und taubenblauen Stühlen auf hellem Parkett, erklärt Designer Nitzan Cohen.

Vegetarisches bietet sich an

Und richtig draußen sitzen kann man auf der Terrasse. Das leichte vegetarische Essen biete sich an, "weil das dem entspricht, was die Gäste mittags wollen", sagt Forster. Ihr Hund namens Vier hat die Speisenaufteilung schon verinnerlicht, er knabbert inmitten der in der Farm hantierenden Handwerker minutenlang auf einem Stück Holz herum.

Übergangsort für Feierfreudige

Holz ist ein zentrales Element des Konzepts, denn oben im kompakten "Grill" werden bald insgesamt 150 Meter dunkle Holzbänke stehen. "Die schaffen eine angenehme Atmosphäre", sagt Klemencic und blickt aus den Panoramafenstern über die Straße auf den alten Botanischen Garten. "Unser Vorbild sind die amerikanischen Grillrooms an der Westküste." Verwinkelt, verdunkelt und ein wenig versteckt soll es sein, oder auch mit Weitblick vom Balkon aus, dazu gibt es "Patchwork-Cooking". Man kann sich die Gerichte selbst zusammenstellen.

Verschieden ist auch die Musik in den Stockwerken. "Wir haben uns lange umgesehen und dabei gelernt: Gute Locations haben immer auch ein eigenes Musikkonzept", sagt Klemencic. Unten wird der Sound eher jazzig klingen, an der Bar und im ersten Stock schon "mehr zum Mitwippen" - und zu fortgeschrittener Stunde wird er auch ein wenig lauter. Als Übergangsort "etwa zwischen zehn und ein Uhr abends" ist der Grill gedacht für alle, die vor dem Ausgehen in die Clubs am Maximiliansplatz oder in der Sonnenstraße noch essen und trinken wollen.

Tag und Nacht, oben und unten, stehen und sitzen, Kuchen, Kürbiskerne und Koteletts. Eine "Destination soll das Künstlerhaus Grill & Farm werden", sagt Sandra Forster - mitten im Nachtleben der Sonnenstraße ein kulinarisches Zentrum, das jeder kennt, so wie früher. Die Präsidentin des Künstlerhauses, Maja Grassinger, erzählt: "Erst kürzlich habe ich mit einem Besucher gesprochen, und als er sich verabschiedet hat, sagte er: 'Ich treffe mich jetzt mit einer Freundin beim Mövenpick.'" Obwohl es das seit fünf Jahren nicht mehr gibt.

So einen bekannten Namen müssen sich Kern und Co. erst erarbeiten, aber der neue hat dafür auf jeden Fall Potential - vielleicht trifft man sich ja bald ganz selbstverständlich "auf der Farm".

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