Kriminalstatistik der Stadt München:Sicheres Pflaster

München ist 2009 die sicherste Millionenstadt Deutschlands Die Zahl der Straftaten sinkt, doch Hooligans und brutale Schläger machen der Polizei Sorgen.

Susi Wimmer

Während Innenminister Joachim Herrmann im Landtag über den Umgang mit Fußball-Hooligans in Bayern diskutierte, legte Polizeipräsident Wilhelm Schmidbauer Münchner Fakten auf den Tisch: 48.645 Dienststunden haben 7316 Münchner Polizisten im letzten Jahr geleistet, um Ausschreitungen zwischen gewaltbereiten Fans zu verhindern. Und: Das Arbeitsaufkommen wird immer größer. Je niedriger die Liga, so die Polizei, desto mehr steige die Gewaltbereitschaft. Zu einem Spiel des Drittligisten SpVgg Unterhaching beispielsweise muss die Polizei in fast derselben Stärke anrücken wie beim Bundesligisten FC Bayern. Und das, obwohl die Zuschauerzahlen erheblich niedriger sind.

Kriminalstatistik der Stadt München: In München sinkt die Zahl der Straftaten insgesamt: Die Stadt war 2008 erneut die sicherste Millionenstadt Deutschlands.

In München sinkt die Zahl der Straftaten insgesamt: Die Stadt war 2008 erneut die sicherste Millionenstadt Deutschlands.

(Foto: Foto: Robert Haas)

"Die Vereine müssen die Fanbetreuung verstärken", lautet die Forderung von Schmidbauer bei der Vorstellung der Münchner Kriminalstatistik an die Fußballclubs der Stadt. Fußball müsse "ein Familienfest" bleiben und nicht zum "Aufeinandertreffen rivalisierender Schlägergruppen mutieren". 243 Festnahmen verzeichnete die Polizei im vergangenen Jahr bei den Ligaspielen, 94 Fans wurden in Gewahrsam genommen.

Die immer wieder diskutierte Forderung, die Polizei solle den Vereinen ihre zeit- und personalintensiven Einsätze in Rechnung stellen, sieht Schmidbauer skeptisch. "Wir haben kaum Probleme in den Stadien, sondern draußen, auf der Straße." Die Schläger interessieren sich kaum für das Spiel, sondern warten dann im Stadionumfeld auf die gegnerischen Fans. "Sollen wir den Sechzigern eine Rechnung schreiben, weil es auf der Straße beim Stadion eine Schlägerei gab", fragt Schmidbauer. Dann wäre es sinnvoller, den Tätern die Kosten in Rechnung zu stellen.

Die sicherste Millionenstadt Deutschlands

Gründe, "um jetzt ein Jammerlied anzustimmen", sieht Wilhelm Schmidbauer angesichts der Lage am Polizeipräsidium München allerdings nicht. "Wir sind momentan mit ausreichendem Personal ausgestattet, haben die richtigen Schwerpunkte gesetzt", erklärt er. So kann sich München erneut den Titel "sicherste Millionenstadt Deutschlands" auf die Fahne schreiben. 107.052 Straftaten registrierte die Polizei im Jahr 2008, das sind 3,3 Prozent weniger als im Vorjahr. Die Aufklärungsquote von 60,2 Prozent ist um 2,6 Prozentpunkte besser als 2007. Drei Tötungsdelikte gab es im vergangenen Jahr, alle drei geklärt, 29 versuchte Tötungsdelikte, ebenfalls alle geklärt. Noch dazu wurden Altfälle aus den Vorjahren gelöst, macht sozusagen "eine Aufklärungsquote von mehr als 100 Prozent" für die Mordkommission, so der Polizei-Chef.

Sorgen bereitet Schmidbauer nach wie vor die hohe Zahl der Körperverletzungen. Bei insgesamt fast 4000 Gewaltdelikten, dazu zählen auch Vergewaltigung oder Raub, machen die gefährlichen und schweren Körperverletzungen mit nahezu 80 Prozent den Hauptanteil aus. "Das Bild von der harmlosen Rauferei stimmt da nicht mehr", sagt Schmidbauer. Es gehe um brutale Schlägereien, bei denen die Opfer lebenslang unter den Verletzungen leiden.

Auffallend sei, dass mehr als ein Drittel der Schläger betrunken gewesen seien. Komasaufen, unter Mädchen wie Jungen verbreitet, stelle beispielsweise ein zunehmendes Problem dar. Deshalb werde man auch in Zukunft Präventionsarbeit leisten und in Diskotheken Kontrollen durchführen. Außerdem forderte Schmidbauer, dass sich die Integration von Migranten verbessern müsse. Bei der Gewaltkriminalität sei der Anteil der "nichtdeutschen Tatverdächtigen" mit fast 50 Prozent gemessen am Einwohneranteil von 23 Prozent deutlich zu hoch.

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