Kriminalität:Verbotener Griff in die Klo-Kasse

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Bundespolizei nimmt ein Paar fest, das 30 000 Euro aus Automaten von Bahnhofstoiletten gestohlen haben soll.

Von Martin Bernstein

In Italien heißen Urinale "vespasiani". Namensgeber ist der römische Kaiser Vespasian (69 - 79 n. Chr.), der irgendwann auf die Idee kam, eine Latrinensteuer zur Sanierung des maroden Staatshaushalts zu erheben. Der Ausspruch, dass Geld nicht stinke, ist seither Allgemeingut, und auch sonst wurde das Ganze ein Erfolg - an dem auch ein Pärchen in München gerne teilhaben wollte. Freilich nicht auf legalem Weg, weshalb die Bundespolizei die beiden am Montag festnahm.

Dem 62-Jährigen Mann legt die Staatsanwaltschaft München I zur Last, dass er in den vergangenen Monaten aus Automaten von Bahnhofstoiletten Münzgeld unterschlagen haben soll. Gegen seine 56 Jahre alte Lebensgefährtin wird wegen Mittäterschaft ermittelt. Anfang Oktober hatte der Münztoilettenbetreiber bei der Bundespolizei Alarm geschlagen: Seit Herbst 2016 fehlte immer wieder Geld in der Abrechnung, viel Geld - insgesamt 30 000 Euro. Der Verdacht richtete sich bald gegen den 62-Jährigen.

Als Reinigungskraft war der zwar laut Bundespolizei nicht mit finanziellen Aufgaben betraut. Seine Lebensgefährtin ist aber als Objektleiterin bei derselben Firma tätig. Sie war unter anderem für die Protokollierung von "Geldtüten" zuständig; sogenannten Safebags, die das Münzgeld enthalten. "Sie hatte auch die Schlüsselgewalt über die Automaten", sagt Bundespolizeisprecher Wolfgang Hauner. Nach ersten Ermittlungen hat die Frau ihrem Partner den Schlüssel für die Entleerung der Geldkassetten überlassen. Und der griff dann beherzt zu.

Beide sind seit mehreren Jahren für die Firma tätig. Und, beim Vespasian, es war nicht etwa der Geruch der unterschlagenen Münzen, der das Pärchen auffliegen ließ. Es war die neuzeitliche Technik. Im November 2016 war nämlich ein elektronisches Zählwerk in die Automaten der WC-Anlagen verbaut worden. Und das wies aus, dass 30 000 Euro irgendwie nicht verrechnet worden waren.

Auf Beschluss des Amtsgerichtes fand am Montagnachmittag eine Hausdurchsuchung in der Wohnung des Paars in Garching statt. Dort waren größere Mengen hochwertiger Reinigungsmittel gebunkert - offenbar hatte der Putzmann das schmutzige Geld durch den Kauf ihm vertrauter Produkte "gewaschen". In einem Spind des 62-Jährigen am Arbeitsplatz wurde laut Hauner zudem Münzgeld in Höhe von mehr als 12 000 Euro gefunden. Bundespolizei und Staatsanwaltschaft stehen jedoch erst am Anfang ihrer Ermittlungen. Beide Tatverdächtige wurden festgenommen. Seit Dienstag sitzen sie in Untersuchungshaft.

© SZ vom 12.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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