Kriminalität:Tödliche Messerstecherei im Hostel

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Das A&O-Hostel Hackerbrücke ist auch bei Familien und Touristen beliebt. Der mutmaßliche Täter und beide Opfer waren wohl zur Arbeit in München. (Foto: Robert Haas)

Bei einem Streit im Mehrbettzimmer ersticht ein 22-Jähriger einen 61-jährigen Mann, ein weiterer Gast liegt mit kritischen Verletzungen im Krankenhaus

Von Martin Bernstein, München

Bei einem Streit in einem Münchner Hostel ist am späten Ostermontagabend ein Mann aus Hessen durch Messerstiche getötet worden. Ein zweites Opfer schwebte am Dienstag in einer Münchner Klinik noch in Lebensgefahr. Der mutmaßliche Täter, der den beiden Männern schwerste Stich- und Schnittverletzungen beigebracht hatte, ein 22 Jahre alter Franzose, ließ sich widerstandslos festnehmen.

Es war gegen 22.30 Uhr, als Augen- und Ohrenzeugen der Auseinandersetzung im A&O-Hostel nahe der Donnersbergerbrücke die Polizei riefen. Drei Gäste waren in einem Mehrbettzimmer im zweiten Stock des siebengeschossigen Gebäudes in einen heftigen Streit darüber geraten, wer seine Kleidung an welche Stelle legen dürfe. Plötzlich zückte der junge Franzose ein Messer und stach damit auf einen 31-jährigen Berliner ein. Als ein 61-Jähriger dem Opfer zu Hilfe kommen wollte, wurde auch er mit Messerstichen attackiert. Die beiden Schwerverletzten flohen aus dem Zimmer und durchs Treppenhaus in die Lobby im Erdgeschoss. Dort brachen sie blutüberströmt zusammen.

Hostel-Gäste, die gerade bei Bier und Cola am Tresen saßen, riefen die Polizei. Nach den Notrufen rasten Polizeistreifen zu dem Gebäude an der Ecke Arnulf- und Marsstraße. Als der Messerstecher seine Opfer blutend am Boden liegen sah, ließ er sich festnehmen. Beide Opfer wurden laut Polizei in Kliniken gebracht, wo der 61-Jährige am Dienstagmorgen starb. Das zweite Opfer war auch am Nachmittag noch in kritischem Zustand. Die Staatsanwaltschaft sieht die Merkmale der Heimtücke und der niedrigen Beweggründe sowie des Mordes zur Ermöglichung einer Straftat erfüllt.

Die Arnulfstraße direkt vor der auch von Touristen und Schulklassen frequentierten Unterkunft wurde in der Nacht vorübergehend gesperrt, ankommende Gäste wurden zunächst abgewiesen. Die Spurensicherung machte sich noch vor Mitternacht an die Arbeit. Fotos vom Tatort zeigen große Blutflecken auf dem Boden zwischen den Barhockern in der Lobby des Hostels. Auf dem Tresen stehen leere Gläser und Getränkeflaschen.

Die drei Männer sind laut Polizei keine Touristen. Offenbar waren es Arbeiter, die in dem Haus logierten. Nicht zum ersten Mal offenbar. Bei einer ersten Vernehmung soll der Tatverdächtige ausgesagt haben, "vor zwei oder drei Wochen" in derselben Unterkunft schon einmal mit dem 31-jährigen Anlagenbauer, der für eine Zeitarbeitsfirma tätig ist, in einem Mehrbettzimmer untergebracht gewesen zu sein - und schon damals habe es Streit um Ablagemöglichkeiten für persönliche Gegenstände gegeben. Denkbar also, dass zumindest die beiden in Zusammenhang mit Auf- und Abbauarbeiten zur Messe "Bauma" jeweils kurzfristig in München wohnten. Der 22-Jährige gab an, sich derzeit zum Netzwerktechniker "im Selbststudium fortzubilden", der Beruf des Getöteten war am Dienstag noch unbekannt. Der 61-Jährige stammte aus dem mittelhessischen Landkreis Marburg-Biedenkopf.

Stockbetten in Achtbettzimmern sind in dem Hostel zurzeit schon ab 12,50 Euro pro Person und Nacht zu haben. Das zweiflügelige "A&O Hackerbrücke" verfügt über insgesamt 214 Doppel-, Familien- und Mehrbettzimmer. Es gibt dort eine Gästeküche und eine Waschmaschine. Das Hostel besteht seit etwa 13 Jahren. Davor war in dem Gebäude eine Flüchtlingsunterkunft der Stadt München untergebracht gewesen.

© SZ vom 24.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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