Kriminalfälle:Diebische Pinguine, dusselige Drogenkonsumenten

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. . . Tiere . . .

Einen Pinguin verhafteten Polizisten im Februar in der Fußgängerzone. Der 34 Jahre alte schräge Vogel hatte in einem Kaufhaus Etliches mitgehen lassen: ein paar Handvoll Bauernsalat, direkt vom Buffet in den Mund, eine Ledermappe, ein Paar Schuhe. Und eben ein Pinguinkostüm aus der Faschingsabteilung. Das Modell "diebische Elster" war offenbar nicht vorrätig.

Der Wolf (Canis lupus) wird ja angeblich in Bayern wieder heimisch. Da fällt ein Fell mehr oder weniger vielleicht nicht auf, dachte sich ein 34 Jahre alter, aus der Ukraine kommender Mann. In seinem Koffer fanden die Zöllner am Flughafen im Mai ein komplettes Wolfsfell mit Schädel. "Wölfe sind vom Aussterben bedrohte Tiere und deswegen im Washingtoner Artenschutzübereinkommen sowie in der EU-Artenschutzverordnung gelistet und dürfen nur mit den erforderlichen Dokumenten eingeführt werden", betonte das Hauptzollamt seinerzeit. Wölfe, die auf ihren eigenen vier Pfoten über die grüne Grenze wechseln, dürfen das dem Vernehmen nach derzeit noch ohne Dokumente tun.

Im Juni wurde die Feuerwehr zu einem Bürogebäude an der Maximilianstraße gerufen. Ein Hund stand im Aufzug, seine beiden Besitzer davor. Die Leine war in den Spalt des Aufzugs gefallen und hatte so das neuerliche Öffnen der Tür blockiert. Den Feuerwehrleuten gelang, was dem Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes zuvor nicht gelungen war - die Aufzugtüre im Erdgeschoss zu öffnen. Sichtlich glücklich sprang der befreite Jack Russel zuerst den Einsatzleiter der Feuerwehr an und hüpfte anschließend voller Freude an seinen beiden Besitzern auf und ab. Es war einer von 760 tierischen Einsätzen der Münchner Feuerwehr allein im ersten Halbjahr. "Zum Glück müssen wir die Tiere nicht alle behalten, sonst könnten wir in der Tat einen durchaus interessanten Zoo eröffnen", bilanzierte die Pressestelle damals.

. . . Sensationen

Sensationell ist es ohne Frage, wenn man so eben mal einen Anruf vom Präsidenten des Bundeskriminalamts bekommt. Mit "Holger Münch" meldete sich der Anrufer bei einem 81-jährigen. Und teilte ihm zu dessen Überraschung mit, dass er in der Türkei als Chef eines Pornorings zur Fahndung ausgeschrieben sei. Tatsächlich war der Anrufer natürlich nicht Deutschlands oberster Polizist, sondern einer jener Betrüger, die sich am Telefon als Amtspersonen ausgeben, um ältere Münchner um ihr Erspartes zu bringen. Die Frau des Rentners schöpfte Verdacht und nach einem weiteren Anruf gab "Holger Münch" die Sache auf. Hatte wohl Wichtigeres zu tun.

Sensationell dusselig stellte sich ein Sprengstoff- und Waffennarr aus Allach an, obwohl er sich dank modernster Technik für ziemlich ausgebufft gehalten hatte. Der Mann legte sich eine Kamera zu, um die von ihm betriebene Marihuana-Plantage im Keller auch aus der Ferne überwachen zu können. Was er nicht bis zum (für ihn bitteren) Ende durchdacht hatte: Die Kamera reagierte nicht nur auf Wärme und Bewegung, sondern leitete die dabei gemachten Aufnahmen gleich elektronisch an eine zuvor einprogrammierte Mail-Adresse weiter. Das war allerdings nicht die des Allachers, sondern die eines Vorbesitzers der Kamera. Die als Beweismittel durchaus tauglichen Fotos landeten so zunächst bei einem überraschten Kameraverkäufer in Wiesbaden, dann bei der Polizei. Und der Allacher landete in den Armen des Gesetzes.

Sensationell vorlaut war ein Drogenkonsument im Mai in einem Zug von Nürnberg nach München. Da säßen im Nebenabteil uniformierte Polizisten, tönte er durch den Zug, und er selbst habe die Taschen voll mit Joints und Marihuana. Beides stimmte. Den deutlichen Marihuana-Geruch im Abteil und den fertig gedrehten Joint auf dem Abteiltisch hätten die Polizisten als Beweise gar nicht mehr gebraucht.

Sensationell hilfsbereit ist bisweilen die Münchner Polizei. Eine Joggerin durfte das jüngst erleben, die ihren Schlüssel im tiefen Schnee auf der Feldmochinger Heide verloren hatte. Wiederfinden: nahezu unmöglich. Aber nicht für einen Diensthund der Polizei. Kniffliger war das Problem, vor das eine ältere Münchnerin Ende Oktober eine Streife stellte. Ihr war ein Schlüsselbund samt Autoschlüssel in den Gully gefallen. Das Problem: Der Autoreifen stand exakt auf dem Gullydeckel. Wegfahren? Ging nicht, weil ja der Schlüssel . . . Eben. Was also tun? Die Polizisten kratzten sich einmal kurz am Kopf und bastelten dann ein provisorisches Werkzeug aus den abschraubbaren Antennen zweier Dienstfahrzeuge, einem Klebeband und einem Sperrhaken. Das Angeln nach dem Schlüsselbund war nur noch eine Frage der Feinmotorik.

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