Kriminalfälle:Das sind die kuriosesten Fälle der Münchner Polizei des Jahres 2017

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Fundort Gepäckkontrolle am Flughafen: Ein Ukrainer wollte ein Wolfsfell nach München bringen. (Foto: BFV/Zoll)

Was Münchens Polizisten und Zöllner alles erleben: Bierdiebe, die Flaschen in einer Papiertonne verstecken. Schmuggler, die Armreife in Damenbinden wickeln. Und immer wieder Tiere - auch menschliche.

Von Martin Bernstein

Sie werden ihn wohl nicht so schnell vergessen, diesen Hundeblick: Fünf junge Leute aus München haben am zweiten Weihnachtsfeiertag Bekanntschaft mit "Faro" gemacht. Faro arbeitet für die Bundespolizei. Gegen 21.15 Uhr hatte eine Helikopterbesatzung der Fliegerstaffel Oberschleißheim Personen auf den Gleisen des Rangierbahnhofs Nord gemeldet. Faro nahm die Fährte auf, überquerte mehrere Gleise und lief dann zielstrebig Richtung Moosach. Nördlich des Botanikums begann er laut zu bellen.

Die Polizisten entdeckten dort fünf Personen zwischen 18 und 20 Jahren, die sich versteckt hatten. Sie gaben an, sie würden sich hier regelmäßig treffen. Künftig wohl nicht mehr, das hohe zu erwartende Bußgeld dürfte sie davon abhalten. Unvernünftige Menschen und nette Vierbeiner - das waren auch 2017 die Ingredienzien zahlreicher mehr oder weniger kurioser Meldungen von Polizeipräsidium, Bundespolizei, Zoll und Feuerwehr. Eine Rückschau:

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Menschen . . .

Mit seiner Teigschaufel hat ein beherzter Pizzabäcker vor genau einem Jahr einen 16 Jahre alten Räuber niedergestreckt. Es folgte eine bizarre mehrtägige Räuber-und-Gendarm-Geschichte. Der am Kopf ziemlich ramponierte Räuber kam in die Klinik an der Nußbaumstraße. Von dort türmte er mit einem Sprung aus dem ersten Stock - in Socken. Weit werde er nicht kommen, vermutete die Polizei. Und sie behielt Recht. Nach ein paar Tagen wurde der Flüchtende verhaftet - daheim bei Mama.

Einen Freitag, den 13., gab es im vergangenen Januar. Dass das ein Pechtag sein kann, erlebte ein 49-Jähriger aus Tschechien. Tags zuvor tauchte er auf der Bahnhofswache der Bundespolizei auf, als ehrlicher Finder wollte er eine Fundsache abgeben. Die Beamten schauten in ihren Computer - und entdeckten, dass der Mann nicht immer so ehrlich gewesen war. Wegen Schwarzfahrens war noch eine Geldstrafe über 400 Euro offen und der Mann zur Fahndung ausgeschrieben. Da er den Betrag nicht aufbringen konnte, musste er eine Ersatzfreiheitsstrafe von 40 Tagen antreten. Am Freitag, dem 13.

Ein reines Gewissen ist bekanntlich das beste Ruhekissen. Blöd nur, wenn man eigentlich gar kein reines Gewissen haben dürfte und trotzdem einschläft. Noch blöder, wenn einem das am Tatort widerfährt. Wie zwei Einbrechern im Februar in Feldkirchen. Als der Hausherr zurückkam, entdeckte er zwei herrenlose Koffer vor dem Eigenheim, eine eingeschlagene Eingangstür und drittens die beiden Herren selig schlummernd im ersten Stock. Die Polizei musste sie nur noch einsammeln.

Eine blaue Papiertonne zogen im Februar zwei Männer in der Halle des Ostbahnhofs hinter sich her. Außerdem hatten sie vier leere Bierkästen dabei. Den Bundespolizisten kam das seltsam vor. Zu Recht. Das Bier - exakt 78 Flaschen - befand sich in der Mülltonne; eine weitere, nur noch per Alkomat quantifizierbare Menge, in den beiden 44 und 49 Jahre alten Männern. "Einen Eigentumsnachweis, insbesondere für die Papiertonne, konnten sie nicht erbringen", hieß es dazu lakonisch im Bericht der Ordnungshüter.

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Von seltsamen Verstecken ambitionierter Schmuggler berichtet regelmäßig auch der Zoll. Fünf Goldarmreife fanden Zöllner am Flughafen bei einer Kontrolle - in Damenbinden. Eine 20-Jährige und ihre 47-jährige Mutter waren aus der Türkei kommend in München eingereist. Beim Durchsuchen der beiden Handtaschen kamen den Beamten die Hygieneeinlagen auffallend schwer vor. Das Misstrauen war nicht unbegründet. Die darin versteckten Armreife waren 4000 Euro wert.

. . . Tiere . . .

Einen Pinguin verhafteten Polizisten im Februar in der Fußgängerzone. Der 34 Jahre alte schräge Vogel hatte in einem Kaufhaus Etliches mitgehen lassen: ein paar Handvoll Bauernsalat, direkt vom Buffet in den Mund, eine Ledermappe, ein Paar Schuhe. Und eben ein Pinguinkostüm aus der Faschingsabteilung. Das Modell "diebische Elster" war offenbar nicht vorrätig.

Der Wolf (Canis lupus) wird ja angeblich in Bayern wieder heimisch. Da fällt ein Fell mehr oder weniger vielleicht nicht auf, dachte sich ein 34 Jahre alter, aus der Ukraine kommender Mann. In seinem Koffer fanden die Zöllner am Flughafen im Mai ein komplettes Wolfsfell mit Schädel. "Wölfe sind vom Aussterben bedrohte Tiere und deswegen im Washingtoner Artenschutzübereinkommen sowie in der EU-Artenschutzverordnung gelistet und dürfen nur mit den erforderlichen Dokumenten eingeführt werden", betonte das Hauptzollamt seinerzeit. Wölfe, die auf ihren eigenen vier Pfoten über die grüne Grenze wechseln, dürfen das dem Vernehmen nach derzeit noch ohne Dokumente tun.

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Im Juni wurde die Feuerwehr zu einem Bürogebäude an der Maximilianstraße gerufen. Ein Hund stand im Aufzug, seine beiden Besitzer davor. Die Leine war in den Spalt des Aufzugs gefallen und hatte so das neuerliche Öffnen der Tür blockiert. Den Feuerwehrleuten gelang, was dem Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes zuvor nicht gelungen war - die Aufzugtüre im Erdgeschoss zu öffnen. Sichtlich glücklich sprang der befreite Jack Russel zuerst den Einsatzleiter der Feuerwehr an und hüpfte anschließend voller Freude an seinen beiden Besitzern auf und ab. Es war einer von 760 tierischen Einsätzen der Münchner Feuerwehr allein im ersten Halbjahr. "Zum Glück müssen wir die Tiere nicht alle behalten, sonst könnten wir in der Tat einen durchaus interessanten Zoo eröffnen", bilanzierte die Pressestelle damals.

. . . Sensationen

Sensationell ist es ohne Frage, wenn man so eben mal einen Anruf vom Präsidenten des Bundeskriminalamts bekommt. Mit "Holger Münch" meldete sich der Anrufer bei einem 81-jährigen. Und teilte ihm zu dessen Überraschung mit, dass er in der Türkei als Chef eines Pornorings zur Fahndung ausgeschrieben sei. Tatsächlich war der Anrufer natürlich nicht Deutschlands oberster Polizist, sondern einer jener Betrüger, die sich am Telefon als Amtspersonen ausgeben, um ältere Münchner um ihr Erspartes zu bringen. Die Frau des Rentners schöpfte Verdacht und nach einem weiteren Anruf gab "Holger Münch" die Sache auf. Hatte wohl Wichtigeres zu tun.

Sensationell dusselig stellte sich ein Sprengstoff- und Waffennarr aus Allach an, obwohl er sich dank modernster Technik für ziemlich ausgebufft gehalten hatte. Der Mann legte sich eine Kamera zu, um die von ihm betriebene Marihuana-Plantage im Keller auch aus der Ferne überwachen zu können. Was er nicht bis zum (für ihn bitteren) Ende durchdacht hatte: Die Kamera reagierte nicht nur auf Wärme und Bewegung, sondern leitete die dabei gemachten Aufnahmen gleich elektronisch an eine zuvor einprogrammierte Mail-Adresse weiter. Das war allerdings nicht die des Allachers, sondern die eines Vorbesitzers der Kamera. Die als Beweismittel durchaus tauglichen Fotos landeten so zunächst bei einem überraschten Kameraverkäufer in Wiesbaden, dann bei der Polizei. Und der Allacher landete in den Armen des Gesetzes.

Sensationell vorlaut war ein Drogenkonsument im Mai in einem Zug von Nürnberg nach München. Da säßen im Nebenabteil uniformierte Polizisten, tönte er durch den Zug, und er selbst habe die Taschen voll mit Joints und Marihuana. Beides stimmte. Den deutlichen Marihuana-Geruch im Abteil und den fertig gedrehten Joint auf dem Abteiltisch hätten die Polizisten als Beweise gar nicht mehr gebraucht.

Sensationell hilfsbereit ist bisweilen die Münchner Polizei. Eine Joggerin durfte das jüngst erleben, die ihren Schlüssel im tiefen Schnee auf der Feldmochinger Heide verloren hatte. Wiederfinden: nahezu unmöglich. Aber nicht für einen Diensthund der Polizei. Kniffliger war das Problem, vor das eine ältere Münchnerin Ende Oktober eine Streife stellte. Ihr war ein Schlüsselbund samt Autoschlüssel in den Gully gefallen. Das Problem: Der Autoreifen stand exakt auf dem Gullydeckel. Wegfahren? Ging nicht, weil ja der Schlüssel . . . Eben. Was also tun? Die Polizisten kratzten sich einmal kurz am Kopf und bastelten dann ein provisorisches Werkzeug aus den abschraubbaren Antennen zweier Dienstfahrzeuge, einem Klebeband und einem Sperrhaken. Das Angeln nach dem Schlüsselbund war nur noch eine Frage der Feinmotorik.

© SZ vom 02.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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