SZ-Krimi:Das sind die Autoren des Kettenromans

Mit Mut und Witz wagen sich vier literarische Profis an die "Verschwörung in Schwabing".

Von SZ-Autoren

Friedrich Ani

SZ-Krimi: Friedrich Ani.

Friedrich Ani.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

"Eine ungewohnte Ruhe stieg in ihm auf", beginnt ein Satz in Friedrich Anis Kriminalroman "M", er hat ihn auf den Ermittler Tabor Süden gemünzt. Ungewohnt ist Ruhe allerdings auch für den Erfinder dieses nach 21 Bänden und zahlreichen Preisen weithin bekannten Antihelden - denn Ani schreibt in geradezu beängstigender Geschwindigkeit nicht nur einen Tabor-Süden-Roman nach dem anderen, sondern unzählige weitere Krimis (zuletzt "All die unbewohnten Zimmer"), Erzähl- und Lyrikbände (zuletzt "Die Raben von Ninive"), Theaterstücke und Jugendromane, Hörspiele und Drehbücher.

Es sind wirklichkeitsgesättigte Texte, grundiert von Melancholie, gespeist von aktuellen politischen Bezügen - in "M", zum Beispiel, führt die Recherche den Ermittler in die rechtsextreme Szene. Und natürlich steht der Buchstabe auch für München: Ani, 1959 in Kochel am See geboren, lebt seit Jahren in Giesing und treibt sich gerne in Kneipen herum. Ruhe findet er dort nicht, aber Geschichten - und so beschreibt er immer wieder, tief nachempfunden, Menschen auf der Schattenseite des Lebens. Antje Weber

Doris Dörrie

SZ-Krimi: Doris Dörrie.

Doris Dörrie.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Wäre Doris Dörrie ein Buch, sie hätte tausend Seiten. Wäre sie ein Film, sie wäre eine Serie, mindestens ein Mehrteiler. Die Wahl-Münchnerin, geboren 1955 in Hannover, hat einfach zu viele Facetten. Sie schreibt Drehbücher ("Männer"), Romane ("Das blaue Kleid") und Erzählungen, führt Regie und kuratiert Festivals, sie ist Mitglied der Academy of Motion Picture Arts and Sciences und gehört zu den Gründungsmitgliedern der Deutschen Filmakademie.

An der Hochschule für Fernsehen und Film München, wo sie selbst einst studierte, leitet sie den Lehrstuhl "Creative Writing", sie gibt Workshops und veröffentlicht Ratgeber zum Thema Schreiben. Schauspielerin und Filmkritikerin war sie auch. Auf einen Nenner aber lassen sich alle Dinge bringen, denen sich der Japan-Fan mit Herzblut widmet: die schier unerschöpfliche Freude am Erzählen, Erinnern, Erfinden, Erschaffen. Im Kino war von ihr zuletzt das Arthouse-Drama "Kirschblüten & Dämonen" (2019) zu sehen; jüngstes Buch ist die Kolumnensammlung "Die Welt auf dem Teller - Inspirationen aus der Küche" (2020). Bernhard Blöchl

Oliver Pötzsch

SZ-Krimi: Oliver Pötzsch

Oliver Pötzsch

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Manchmal ist eine spektakuläre Familiengeschichte schon praktisch. Als Oliver Pötzsch, damals noch Journalist, für den BR eine Sendung über seine Ahnen, die Schongauer Scharfrichtersippe Kuisl, recherchierte, wusste er sofort, dass sich die Figur des Henkers ideal für eine zwiespältige Romanfigur eignet. Inzwischen zählt die historische Krimi-Reihe um die "Henkerstochter" acht Bände, verschaffte ihrem Erfinder die Ehre, der erste deutschsprachige Autor zu sein, von dessen englischsprachigen Ausgaben der US-Verlag Amazon über eine Million Exemplare verkaufte.

Doch weil Pötzsch, Jahrgang 1970, enorm schnell schreibt und ohne Arbeit nicht sein kann, sind noch zahlreiche andere Werke entstanden, neben Kinder- und Jugendbüchern auch eine bislang zweibändige Faustus-Saga, eine famose Mischung aus Fiktion und historischen Fakten. Außerdem singt der immer aktive Pötzsch - "ruhig kann ich nicht" - in der Soulband Jam as united, falls er nicht gerade seine Leser an Originalschauplätze führt oder in seiner Küche experimentiert. 2021 soll das erste Kochbuch erscheinen. Sabine Reithmaier

Lea Singer

SZ-Krimi: Lea Singer.

Lea Singer.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Zumindest literarisch führt sie ein Doppelleben. Als Eva Gesine Baur hat sie fünf Kulturreiseführer, etliche gastrosophische Bücher und fünf Biografien geschrieben, unter anderem über Charlotte Schiller, Frédéric Chopin oder zuletzt Marlene Dietrich. Als Lea Singer hat sie soeben mit "La Fenice" ihren 13. Roman veröffentlicht, die Geschichte der Kurtisane Giulia del Moro, genannt La Zaffetta, Tizians Modell für das "Mädchen im Pelz" und die "Venus von Urbino". Baur war 30 Jahre alt und Chefredakteurin einer Kunstzeitschrift, als sie sich entschloss, freie Autorin zu werden.

Inzwischen hat die 1960 in München geborene Schriftstellerin für ihre Fähigkeit, historische Fakten mit Fiktion anzureichern, bereits einige Preise erhalten. Ihr Pseudonym legte sich die promovierte Kunsthistorikerin, die Köchin gelernt und neben Kunstgeschichte, Literatur- und Musikwissenschaft auch Gesang studiert hat, schon im Jahr 2002 zu. Damals schrieb sie am ersten Roman und zweifelte noch an den eigenen Fähigkeiten. Im Falle eines Misserfolgs wäre Lea Singer einfach wieder verschwunden - sie ist geblieben. Sabine Reithmaier

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