Kreuz 16:"Mach dich mal locker"

Diffuses, rosaglimmendes Licht und schwarzes Leder - das Kreuz 16. Verrucht? Nein, eher verraucht. Die Bar mit elektronischer Musik dient als Experimentierfeld für DJ-Künstler und Zigaretten sind erlaubt.

Sebastian Gierke

Kreuzstraße, Hackenviertel. Im Schatten der Allerheiligenkirche, mitten in der Münchner Altstadt, dringt ein rosa Lichtschein auf den Gehweg, ganz schwach, durch die von innen blickdicht mit schwarzen Schnurvorhängen verhangenen Fenster des Gebäudes mit der Hausnummer 16.

Kreuz 16: Im Kreuz 16 sieht es durch die rosafarbenen Lampen fast schon verrucht aus.

Im Kreuz 16 sieht es durch die rosafarbenen Lampen fast schon verrucht aus.

(Foto: Foto: Kreuz 16)

Von außen ist das Haus unscheinbar, keine Leuchtreklame, kein Schild, aber Zettel im Fenster: "Ruhe beim Verlassen des Lokals." Innen ist alles in dieses diffuse, rosaglimmende Licht getaucht. Die Wände sind blasslila oder dunkelblau. Kronleuchter hängen hier, die Sofas und Hocker sind aus schwarzem Leder, Metallgitter stehen herum. Das wirkt in München fast ein wenig verrucht und futuristisch, ist aber eher urban, großstädtisch.

Thomas Manglkammer betreibt das Kreuz 16. Die schulterlangen Haare hängen dem 26-Jährigen wirr um den Kopf, unter der Unterlippe ein Piercing. Er trägt Lederjacke und an der linken Hand vier dicke, silberne Ringe. Ein Totenkopfring ist dabei. Manglkammer wirkt müde an diesem frühen Samstagabend. "Gestern, das war ein harter Abend, sorry." Aber er wird ständig gebraucht. Es geht um die Tischbuchungen. Im Kreuz 16 sind an den Wochenenden die niedrigen Tischchen meist alle reserviert, oft muss Manglkammer Anfragen ablehnen.

Ab elf Uhr, manchmal schon ab zehn, ist der kleine Club voll. Jemand raucht. Manglkammer lächelt: "Klar, hier darf geraucht werden. Wir haben vor zwei Wochen deshalb einen Verein gegründet." Der hat mittlerweile 600 Mitglieder.

"Vor allem wegen der Nachbarn. Keiner steht jetzt mehr draußen", so Manglkammer. Wer Mitglied werden will, füllt einfach einen Aufnahmeantrag aus. Das Kreuz 16 hat sich innerhalb eines Jahres als eine der angesagtesten Münchner Bars mit Clubatmosphäre etabliert.

"Mach dich mal locker", beruhigt Manglkammer gerade einen Gast, der schon jetzt, um neun Uhr, Angst hat, dass seine Freunde später vom Türsteher abgewiesen werden. Ähnlich wie die Favorit Bar ein paar Meter weiter, jedoch ausschließlich mit elektronischer Musik, ist das Kreuz 16 "ein Wohnzimmer der Szene". Der DJ Roman Dorfner sagt das, der hier regelmäßig auflegt (zum Beispiel auch diesen Samstag, 23. Februar, um 22 Uhr).

Dorfner ist die eine Hälfte des umtriebigen Münchner DJ-Duos Dorfner und Beeling, das sich unter dem Namen "Zusammenspiel" mit variantenreichem Techhouse und Elektro in München einen Namen gemacht hat.

"Ich mag diese kleinen Clubs und Bars, gerade das Kreuz 16", sagt Dorfner. "Hier reichen schon 50 Leute und es ist gute Stimmung." Meist sind es weit mehr, die sich von Münchner Größen mit geschmackvoller elektronischer Musik unterhalten lassen.

Tobias Lützenkirchen, Johanna Reinhold oder Gilbert Martini waren schon mit ihren Plattenkoffern da. "Hier kann man auch mal etwas ausprobieren", sagt Dorfner. Und Newcomer bekommen eine Chance. Das Kreuz 16 ist auch ein Experimentierfeld für DJ-Künstler - und für die Besucher: An der Bar baumeln Kettenkarussellsitze von der Decke. Von wegen verrucht. Schwingen zu anspruchsvoller Musik. Hang loose.

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