Süddeutsche Zeitung

Stadtverwaltung:Das Warten im KVR hat ein Ende

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Von Christina Hertel, München

Fünf, sechs Stunden habe sie manchmal im Bürgerbüro gewartet, sagt Susanne Dietrich, 66 Jahre alt. Meistens musste sie im Gang herumstehen, weil alle Sitzplätze voll waren. Doch heute sei alles anders gewesen: kein Gedränge, keine Warterei. Für elf Uhr hatte Dietrich am Telefon im Kreisverwaltungsreferat (KVR) einen Termin ausgemacht - und genau um elf ploppte auf dem Bildschirm im Wartebereich ihre Nummer auf. Zehn Minuten später fiel die Bürotür hinter ihr wieder zu. Dietrich setzte sich die Mütze auf, zog die Handschuhe an und ging nach Hause.

Seit diesem Montag muss man beim KVR einen Termin vereinbaren, wenn man zum Beispiel seinen Wohnort ummelden oder seinen Reisepass verlängern möchte, entweder online unter www.buergerbuero-muenchen.de oder unter 089/ 23 39 60 00. Vor den Schaltern, wo man bisher eine Nummer zog, stehen nun Pflanzenkübel. Die alten Anzeigetafeln sind abgeschaltet, neue Flachbildschirme hängen von der Decke. Und statt nach Buchstaben sind die Wartezonen nun nach Farben sortiert - rot, grün, blau und gelb. Spontane Besuche sollen von nun an der Vergangenheit angehören und damit auch die Warteschlangen, die Menschentrauben vor dem Haupteingang. Tatsächlich ist es an diesem Vormittag ruhig, in den Wartebereichen sind überall noch Plätze frei.

"Ein extremer Unterschied zu früher"

Im Durchschnitt mussten die Menschen am Montag laut Kreisverwaltungsreferent Thomas Böhle gerade mal vier Minuten ausharren, bis sie aufgerufen wurden. "Ein extremer Unterschied zu früher." Aus seiner Sicht lief der Start auch deshalb so gut, weil seine Behörde bereits Erfahrungen mit dem System gemacht habe. In den Außenstellen in Pasing oder am Leonrodplatz muss man schon seit Juli 2017 Termine vereinbaren.

Dass sich im KVR etwas verändert hat, bekam Luca Nitschke, 28, jedoch gar nicht mit. Der Brief mit der Benachrichtigung sei nicht bei ihm angekommen, sagt er. Also zog er doch wieder eine Nummer - in dem neuen "Terminvereinbarungsbereich". Zwei Schalter gibt es dort, acht Mitarbeiter sitzen dahinter. Wie am Flughafen markieren schwarze Absperrbänder, wo die Schlange verlaufen sollte - wenn es denn eine gäbe, denn mehr als zwei, drei Menschen stehen dort am Vormittag selten. Nitschke muss 20 Minuten auf den nächsten freien Termin warten. "Völlig okay", wie er sagt. Eigentlich hat er sich den ganzen Vormittag freigehalten, denn Kollegen hatten ihn vor chaotischen Zuständen im KVR gewarnt.

Doch dass man so wie Nitschke spontan vorbeikommt, sollte in Zukunft nicht mehr passieren, sagt KVR-Chef Böhle. Weil an diesem Montag erst der Start war und die Behörde nicht einschätzen konnte, wie viele Menschen von der Umstellung erfahren hatten, wurde ein Kontingent freigehalten. Von den 1000 Kunden, schätzt Böhle, hätten zwei Drittel vorab einen Termin vereinbart, ein Drittel machte ihn erst im KVR aus - am Handy oder am Schalter. Eine Quote, die für den ersten Tag in Ordnung sei. Doch in Zukunft könnte es spontanen Besuchern passieren, dass sie an einem anderen Tag wiederkommen müssen - außer es geht um einen Notfall. "Dann wird natürlich immer etwas ermöglicht." Außerdem gibt das KVR morgens etwa eine halbe Stunde vor Öffnung noch Online-Termine für den Tag frei.

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Quelle:
SZ vom 15.01.2019
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