Es war ein großer Wunsch, und dass er in Erfüllung gehen würde, war unwahrscheinlich. Philipp Harttrampf ist 21, liebt Fußball, und wenige Tage vor dem Champions-League-Finale ging es ihm wie Tausenden anderen: Der Gedanke, live dabei zu sein beim Spiel der Spiele - überwältigend, aber eben ein Traum.
Für Philipp Harttrampf aus Köln ist er Wahrheit geworden, und als er es erfährt, sagt er - nichts. Sprachlos nimmt er die Nachricht von seiner Schwester am Telefon entgegen, dass er eine Karte für die Arena hat. Es wird, das berichtet sie später, eine ganze Weile dauern, bis er es begreift. Und man glaubt zu hören, dass sie selber schlucken muss.
Solche Emotionen wegen eines Fußballspiels - aber Harttrampf ist eben kein normaler Fan. Seit seinem fünften Lebensjahr ist er schwer krank, im Kampf gegen den Krebs hat er viele Rückschläge erlebt und gute Jahre, die sich dann doch nur als vorübergehende Phase erwiesen. "Er kämpft unheimlich, aber manchmal lässt er auch die Flügel hängen", sagt die Ärztin Anne Harttrampf über ihren jüngeren Bruder.
Weil er begeisterter Bayern-Anhänger ist und gerade wieder vor einer schweren Therapie steht, schaltete sie kurz vor dem Finale spontan Hilfsanzeigen auf der Suche nach Karten, aber ohne Erfolg. Nachdem dann aber die SZ am Dienstag über Philipp Harttrampf und seinen großen Wunsch berichtet hatte, meldete sich ein Leser der Süddeutschen Zeitung und überließ ihm seine Karte. Der Münchner will namentlich nicht genannt werden. Er könne selbst nicht ins Stadion gehen und habe "genau auf so jemanden gewartet, der die Karte wirklich zu schätzen weiß".
Um Philipp, dem seine schwache Lunge zu schaffen macht, in der Arena zu unterstützen, hat das BRK seine Hilfe angeboten. "Das machen wir gerne", sagt Werner Masanz, der Chef des BRK-Sanitätsteams beim Finalspiel. Am morgigen Abend wird der Gast aus Köln zu denen gehören, die schon beim Anpfiff um 20.45 Uhr wissen, dass es ein großer Abend für sie ist.