Kreative Wirtschaft:Gemeinsam sind sie stark

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Miteinander arbeiten, miteinander essen, miteinander reden: Nikolaus Teixeira (links) und Ralph Strachwitz in der Küche des "Impact Hub".

(Foto: Lukas Barth)

Die Sendlinger Firma "Impact Hub" bietet jungen Unternehmen den Platz und die Infrastruktur, um Ideen zu verwirklichen

Von Jakob Pontius, Sendling

Man stelle sich vor, im Arbeitsalltag stünden einem fünf Quadratmeter zur Verfügung. Auch für Besprechungen, Mittagessen und Kaffeepause. Vielleicht nicht unmöglich, aber sicher ungemütlich. Außer, man teilt sich einen weit größeren Raum mit vielen Menschen, die an ganz anderen Dingen arbeiten. Die junge Firma "Impact Hub" an der Gotzinger Straße setzt genau das um: In einem so genannten Co-Working-Space arbeiten 160 Mieter unabhängig voneinander auf einer Gesamtfläche von 800 Quadratmetern - macht genau fünf pro Person. Und es gibt eine geräumige Küchenecke, in der sich mittags alle, die Zeit haben, zum Essen treffen. Auf einem großen Massivholztisch liegen dann fleischige Tomaten neben erdigen Radieschenbündeln und Salatköpfen, dazu duftendes Brot mit veganen Aufstrichen und eingelegten Oliven.

Die Küche steht am Rand einer umgebauten Lagerhalle mit Loftcharakter, eröffnet im März 2014. Die Halle bietet Platz für unterschiedliche Arbeitssituationen: In der Mitte stehen zwei große Tische zum Austauschen, Telefonieren und Konferieren - man nennt das hier "Co-Creating-Fläche". Zwei Treppen führen auf eine Galerie, dort ist es ruhiger, konzentriert wird an Laptops gearbeitet. Vorträge und Workshops können in einem Multifunktionsraum nebenan abgehalten werden. Die einzigen geschlossenen Räume sind Büro-Quader am Rand der Halle, gebaut aus Holz und Lehm; die großen Glasfronten garantieren aber auch hier Transparenz. Die meisten Türen stehen offen, schon aus Prinzip.

Bei der Idee, sich einen Arbeitsraum zu teilen, gehe es nicht nur um geteilte Ressourcen, um günstige Mieten und gemeinsame Drucker, sagt Joscha Lautner. Er war 2012 einer der Gründer des Münchner Impact Hub, die ersten Mitglieder arbeiteten damals noch in einer kleinen Werkstatt nebenan. Er betont die fruchtbare Arbeitsatmosphäre, den Vorteil der Gemeinschaft und des engmaschigen Netzwerkes. Er versteht das Ganze als "Gewächshaus für Start-ups" - hier gedeihe Kreativität, und damit sei die Idee idealer Nährboden für Innovationen. Das Besondere im Vergleich zu ähnlichen Projekten: Es geht nicht nur um Profit, sondern auch um soziale und ökologische Nachhaltigkeit - also quasi um gesellschaftliche Impulse der Unternehmungen. Laut einer internen Umfrage sei dies für 80 Prozent der Mieter das wichtigste Motiv, so Lautner.

Beim Salatschnippeln und Broteschmieren treffen sich auch zwei der Senioren des Projektes: Nikolaus Teixeira, 52, und Ralph Strachwitz, 44. Etwa die Hälfte der hier Arbeitenden ist jünger als 35 Jahre. Teixeira leitet eine Agentur für Kommunikation und Design. Von der Caritas und dem Sozialreferat der Stadt München bekam diese den Auftrag, eine Vermittlungswebseite für Flüchtlingshilfevereine und engagierte Privatpersonen zu entwickeln, "SoNet e. V." übernahm die Finanzierung, Teixeira lagerte den Job an die Gotzinger Straße aus. "Der Hub war der ideale Ort, um gute Leute für die Umsetzung des Projektes zu finden." Die Mieter hier seien engagiert und brächten vielseitige Qualifikationen mit, die sich gegenseitig ergänzen. Unter www.willkommen-in-muenchen.de ist das Resultat zu sehen. Die Entwickler hoffen nun auf politische Unterstützung aus dem Rathaus, um die Durchschlagskraft der Plattform noch zu erhöhen.

Ralph Strachwitz ist schon länger in der Start-up-Szene unterwegs. Er war in der Gründungsphase bei der Fernbusfirma Flixbus dabei, inzwischen hat er sein eigenes Projekt: eine Lieferkantine. "Kulinado" nutzt freie Kapazitäten in Restaurants, um kleine und mittlere Unternehmen in deren Umgebung mittags mit frisch gekochten Mahlzeiten zu versorgen - regional und bis zu 60 Prozent bio. Inzwischen hat Strachwitz schon sechs Mitarbeiter, bald will er aus dem "Impact Hub" ausziehen.

Das ist ganz im Sinne der Gründer. Joscha Lautner spricht von neun Monaten durchschnittlicher Mietdauer, die meisten Start-ups wüchsen danach hinaus. Den Start, den haben sie dann schon geschafft.

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