Manchmal kann es mit einer guten Idee ganz schnell gehen. Etwa bei Lilalu, dem Ferienprogramm der Johanniter Unfallhilfe e.V.. Als Ministerpräsident Markus Söder Mitte März die Schließung aller bayerischen Schulen bis nach den Osterferien anordnet, ist Julia Grohnert sofort klar: In diesen Osterferien wird es kein Programm für die Kinder geben, keine Akrobatik- oder Cheerleader-Kurse, kein Bastelangebot, keinen Tanz und auch keine Abschlussshows für die Eltern. Normalerweise werden in den Osterferien etwa 900 Kinder in München betreut. Nur in den Sommerferien sind es noch mehr. Umso wichtiger sei es jetzt, "dass wir einen Ausgleich schaffen müssen, ein bisschen Abwechslung", sagt die Sachgebietsleiterin der Johanniter. Ihre Kollegen und die Workshopleiter sind begeistert. Keine 24 Stunden später ist das erste Video fertig.
Von zu Hause aus drehen die Artisten, Künstler und andere Workshopleiter ihre Videos. Nach einer kleinen Nachbearbeitung werden die Mini-Tutorials auf der Lilalu-Facebook-Seite, auf Instagram und in der Johanniter-Youtube-Playlist veröffentlicht - wie etwa das von Nina Hafner. Sie ist bei Lilalu als Workshopleiterin zuständig für das Kreative, und ihr Video zeigt, wie man sich mit wenigen Handgriffen ein Fangspiel bastelt. Man braucht dazu nur Papier, Schere, Schnur, einen Stein und Spaß am Basteln.
Bunte Stifte zum Anmalen gehören natürlich auch dazu. Das Video dauert knapp acht Minuten, das von Julia und ihrer Tochter Katinka gerade mal sechs. Die Ernährungswissenschaftlerin, die bei Lilalu die "Cook-Mal"-Workshops leitet, steht mit ihrer Tochter in der Küche und gießt Sahne in ein Marmeladenglas. Dann wird kräftig geschüttelt, bis aus der Sahne Butter und Buttermilch geworden ist. Sie geben noch ein paar frische Kräuter, Gemüse oder Gewürze dazu. Fertig ist die Butter für die Brotzeit.
Für das Nachmachen der Tutorials werden die Kinder jedoch deutlich mehr Zeit brauchen. Das ist gewollt, erklärt Grohnert. Denn Ziel sei es, dass die Kinder sich sehr ausgiebig mit einer Sache beschäftigen. Und die Auswahl wird groß sein, damit, so Grohnert, "am Ende für jeden was dabei ist".
Neun Videos sind bislang erschienen. Dreimal in der Woche veröffentlich das Team neue Videos, immer montags, mittwochs und freitags. Geeignet sind die Angebote vor allem für Kinder von der Grundschule bis zu einem Alter von etwa zwölf Jahren. Besonders viel Ausdauer werden die Kinder vermutlich bei den Tutorials der Akrobaten und Artisten aufbringen müssen, wenn sie Radschlagen oder Jonglieren lernen wollen oder den freien Handstand - falls die Wohnung dafür groß genug ist. In knapp neun Minuten erklärt Max in fünf Schritten wie man es sicher von den ersten Übungen am Boden bis zum freien Handstand schafft. Bis es sicher klappt, könne es auch ein paar Tage dauern. "Das macht nichts, ist ganz normal", sagt Max in seinem Video.
Bis die Kinder wieder in die Schule gehen oder Freunde treffen können, wird es mindestens bis nach den Osterferien dauern. Sollten die Ausgangsbeschränkungen danach verlängert werden, beruhigt Grohnert, wird es auch weiter Mini-Tutorials geben. "Theoretisch wäre unser Repertoire unerschöpflich." Kostenlos abzurufen sind sie auf der Facebook-Seite www.facebook.com/lilalu.munich und in der Johanniter-Youtube-Playlist www.t1p.de/miniworkshop.
Kreativ in der Krise: Die SZ stellt jeden Tag eine neue Idee vor, die das Leben in Corona-Zeiten erleichtern soll.
