Krankenpfleger:Geheimnisträger

Krankenpfleger: Notfallpfleger Florian Lemmink erlebt bei der Nachtschicht im Klinikum Bogenhausen kuriose Dinge.

Notfallpfleger Florian Lemmink erlebt bei der Nachtschicht im Klinikum Bogenhausen kuriose Dinge.

(Foto: Stephan Rumpf)

Florian Lemmink hört viele Ausreden

Von Inga Rahmsdorf

Als der Mann nachts in die Notaufnahme kam, befand sich ein Bleistift in seiner Blase. Es sei ein Unfall gewesen, versicherte der Patient. "Das müssen Sie mir glauben!" Er sei ausgerutscht und in einen Bleistift hineingeschlittert, der ungünstig auf dem Boden gestanden habe. "Wie auch immer der Bleistift durch den Penis hindurch in seine Blase gelangt war - so auf jeden Fall nicht", sagt Florian Lemmink. "Das ist schon medizinisch unmöglich."

Und den Stift einfach wieder herausziehen, wie der Patient gehofft hatte, war auch nicht machbar. Die Ärzte musste seine Blase aufschneiden. Lemmink ist Krankenpfleger und stellvertretender Gruppenleiter des Pflegeteams im Notfallzentrum Bogenhausen der München Klinik. Etwa zwei bis fünf Mal im Monat hat er Nachtdienst, von 21 bis 7 Uhr. Der 33-Jährige mag es, nachts im Notfallzentrum zu arbeiten. "Wir haben viele schwere und traurige Fälle, aber wir haben nachts auch viel zu lachen", sagt er. "Den Leuten fällt schon viel Schmarrn ein." Schlaganfälle und Reanimationen erlebt er Tag und Nacht. Sexualunfälle und Betrunkene vor allem nachts. Aber auch wenn es nachts viele skurrile Situationen gibt, würden sie jeden Fall ernst nehmen, sagt er. "Wer zu uns kommt, braucht Hilfe. Und bekommt immer die bestmögliche medizinische Betreuung."

Eine Patientin bekam eine 1,5 Liter Pepsi-Flasche nicht mehr aus ihrem Anus heraus und musste operiert werden. Ein junger Mann hatte sich einen Edelstahlring über seinen Penis und Hoden gezogen, wo der dann stecken blieb, weil sein Glied so anschwoll. "Der Ring musste von der Berufsfeuerwehr mit einer großen Flex entfernt werden", erinnert sich Lemmink. Und einmal kam eine Frau, die über Unterleibsschmerzen klagte.

Der Krankenpfleger erkundigte sich, ob sie vielleicht schwanger sei. "Da hat sie mich angebrüllt, was mir denn einfällt. Das sei ja unverschämt, nur weil sie etwas dick geworden sei", erinnert sich Lemmink. "Ich habe mich in Grund und Boden geschämt und entschuldigt." Der Ultraschall zeigte dann, dass der Pfleger Recht hatte. Die Unterleibsschmerzen waren Wehen und in den Morgenstunden gebar die Frau ein Kind. "Sie hatte die komplette Schwangerschaft verdrängt", sagt Lemmink.

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