Krankenhäuser in München:Kampf gegen die Monsterkeime

Das Stadtklinikum hat den Qualitätsbericht vorgelegt - und registriert eine Zunahme von multiresistenten Erregern.

Sibylle Steinkohl

Vorsicht Ansteckungsgefahr: Immer häufiger kommen Patienten mit einem multiresistenten Erreger in eine der Stadtkliniken Bogenhausen, Harlaching, Neuperlach, Schwabing oder Thalkirchen. "Gegen diesen europaweiten Trend kann sich auch München nicht wehren", sagte der Mediziner Anton Hartinger, Leiter der Hygiene und Mikrobiologie für das gesamte Stadtklinikum. So verzeichnete zum Beispiel Bogenhausen eine Zunahme von 282 im Jahr 2006 auf 333 MRSA-Fälle 2007.

Krankenhäuser in München: Operieren im neuen Gebäude: Das Krankenhaus Neuperlach wurde weitgehend modernisiert.

Operieren im neuen Gebäude: Das Krankenhaus Neuperlach wurde weitgehend modernisiert.

(Foto: Foto: Haas)

"Doch die Zahl der im Krankenhaus erworbenen Infektion bleibt konstant", betonte Hartinger. Ein Drittel bis zu einem Viertel dieser Fälle steckte sich im Krankenhaus an. Eine schnelle Diagnostik, genaue Behandlungsrichtlinien und ein eigenes Hygieneteam sorgten dafür, dass ein weiterer Ausbruch verhindert werde.

Die genauen Ergebnisse sind im 140 Seiten umfassenden Qualitätsbericht für das vergangene Jahr nachzulesen, den die Verantwortlichen gestern vorstellten. Eine laientaugliche Variante des umfänglichen Werks soll im November auf der Internetseite der Stadtklinikum GmbH erscheinen. In dem komplexen Gefüge eines Krankenhauses ließen sich Schadensfälle, Fehler und Pannen nicht völlig vermeiden, sagte Strategie-Geschäftsführer Reinhard Fuß. "Aber wir unternehmen große Anstrengungen, um die Probleme zu minimieren und die hohe Sicherheit und Qualität der Patientenversorgung zu gewährleisten."

Kein ganz leichtes Unterfangen, bedenkt man zum Beispiel, dass die Krankenhäuser der Stadt bayernweit die höchste Zahl von Patienten betreuen, die älter als 75 Jahre sind - und oft nicht nur mit einem Leiden, sondern mit mehreren Krankheiten aufgenommen werden. Astrid Göttlicher von der Klinik Neuperlach zufolge liegen auch die meisten Senioren, die sonst in Heimen oder zu Hause gepflegt werden, auf den Stationen der Stadtkliniken. Da ist die Dekubitusprophylaxe ein wichtiges Thema.

Kampf gegen die Monsterkeime

Sechs Prozent der alten Menschen wurden 2007 mit bereits bestehenden Druckgeschwüren gebracht, erläuterte Göttlicher. Ziel sei, dass aber nicht mehr als 1,5 Prozent der Betroffenen die Häuser mit den schmerzhaften Wunden verließen. "Insgesamt ist die Anzahl der Dekubitusfälle rückläufig", freute sich Göttlicher, eine gute Betreuung und Vorbeugung gelinge trotz der wachsenden Personalknappheit in der Pflege.

Die Luftfahrt habe es vorgemacht, wie sich mit einem anonymen Meldesystem unerwünschte Ereignisse besser vermeiden ließen, sagte die Ärztin Ingrid-Seyfarth-Metzger, zuständig für das Qualitätsmanagement im Gesamtklinikum. Im Krankenhaus kann dies ein fast verwechseltes Medikament betreffen oder den falsch eingestellten Alarmton auf einem Monitor. So geschehen, gesehen und gemeldet im vergangenen Jahr. Seit 2006 werde das abgekürzt "Cirs " genannte System mit Erfolg an fünf Abteilungen eingesetzt, sagte Seyfarth-Metzger. Eine Ausweitung solle jetzt erfolgen, der Klinikkonzern habe hier für München eine Vorreiterrolle.

Manchmal freilich fühlen sich die Patienten nicht so gut betreut, wie sie es sich wünschen. Man versuche, alle Beschwerden, die das Essen genauso betreffen könnten wie eine gestörte Kommunikation oder eine fünfstündige Wartezeit in der Notaufnahme, innerhalb von zehn Arbeitstagen zu bearbeiten. "Das gelingt uns in 60 Prozent der Fälle", sagte die Qualitätsmanagerin.

Im Stadtklinikum würden die Patienten übrigens zu schriftlichen Rückmeldungen ermuntert. Die Zahl der Kranken, die diese Karten ausfüllen, sei 2007 erheblich gestiegen. Damit hätten zwar auch die Beanstandungen leicht zugenommen, viel stärker aber noch das Lob.

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