Mutmaßliches Gewaltverbrechen in Krailling29-jährige Mutter tot aufgefunden – Ehemann unter Verdacht

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In diesem Haus in Krailling ist eine junge Frau mutmaßlich gewaltsam zu Tode gekommen.
In diesem Haus in Krailling ist eine junge Frau mutmaßlich gewaltsam zu Tode gekommen. (Foto: Christian Deussing)

Anwohner hatten die Polizei verständigt, nachdem sie den mutmaßlichen Täter blutend auf der Straße gesehen hatten. Die Frau hinterlässt sechs Kinder.

Von Christian Deussing, Krailling

Eine 29-jährige Frau ist in Krailling am Samstag offensichtlich Opfer eines Gewaltverbrechens geworden. Als Tatverdächtigen hat die Polizei den 36 Jahre alten Ehemann der Frau festgenommen. Nach Angaben des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord hatten Anwohner die Beamten verständigt, nachdem sie gegen 14 Uhr einen Mann in der Gautinger Straße gesehen hatten, der an einer Hand blutete und entsprechende Anhaftungen an seiner Kleidung hatte. Der Mann ließ sich widerstandslos vor dem Haus an der Gautinger Straße festnehmen, das er seit Kurzem wegen eines Kontaktverbots nicht mehr betreten durfte.

Bei der anschließenden Überprüfung der Wohnung des Ehepaares entdeckte die Polizei den Angaben nach die tote Frau. „Sie war offenbar gewaltsam ums Leben gekommen“, so die Polizei. Ersten Erkenntnissen zufolge handelt es sich bei der Toten um die Ehefrau des 36-Jährigen. Die Eheleute stammten nach Angaben der Polizei aus Jemen. Die sechs Kinder im Alter zwischen vier und zehn Jahren wurden in die Obhut des Jugendamtes Starnberg gegeben.

Ein Polizeihubschrauber kreiste über dem Biergarten der Kraillinger Brauerei in der Nähe des Tatorts.
Ein Polizeihubschrauber kreiste über dem Biergarten der Kraillinger Brauerei in der Nähe des Tatorts. (Foto: Christian Deussing)

Anwohner zeigten sich geschockt. „Es ist furchtbar, was passiert ist“, sagte am Sonntag eine Nachbarin. Ihren Schilderungen zufolge hatte es zwischen den Eheleuten öfter lautstarken Streit gegeben. Die Familie habe mit sechs Kindern auf engstem Raum im ersten Stock gewohnt. Ein Ehepaar aus der Nachbarschaft berichtete, dass die Familie erst im März in das Haus eingezogen sei.

Erst vor einer Woche war ein Kontaktverbot erlassen worden

Zur Tatwaffe und zum möglichen Hergang des Gewaltverbrechens macht das Polizeipräsidium Oberbayern Nord bisher keine Angaben. Gegen den mutmaßlichen Täter ist aber inzwischen Haftbefehl wegen Mordes erlassen worden – als Mordmerkmale nannte eine Sprecherin des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord Heimtücke, Grausamkeit und niedrige Beweggründe. Gegen den 36-jährigen Mann habe das Amtsgericht Starnberg erst vor einer Woche ein Kontaktverbot erlassen.  Das war offenbar wegen körperlicher Übergriffe und Bedrohung erfolgt. Der Tatverdächtige befindet sieh jetzt in Untersuchungshaft in Stadelheim.

Die Hintergründe und das Motiv des Verbrechens in Krailling sind noch unklar. Beides versuchen jetzt die Ermittler der Kriminalpolizei Fürstenfeldbruck herauszufinden. Die Staatsanwaltschaft München II hat eine Obduktion des Leichnams angeordnet, um die näheren Todesumstände der 29-jährigen Frau zu klären.

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Nach stundenlanger Spurensicherung am Tatort wurde am Abend auch ein Polizeihubschrauber eingesetzt, der über dem Anwesen und der Umgebung kreiste, in der auch der Biergarten der Kraillinger Brauerei liegt. Es seien von oben Fotos gemacht worden, was bei der Spurensicherung nach Kapitalverbrechen üblich sei, erläutert die Sprecherin des Polizeipräsidiums. Weitere Angaben zu dem Fall wollte sie am Sonntag aus ermittlungstaktischen Gründen nicht machen.

Geschockt reagierte auch Kraillings Bürgermeister Rudolph Haux auf die Meldungen, die ihn im Urlaub erreichten. „Das ist eine furchtbare Sache und ich denke jetzt vor allem an die sechs Kinder“, sagte Haux der SZ.  Vonseiten der Gemeinde werde er alles tun, ihnen zu helfen. Er werde den Kindergarten und die Schule verständigen, denn es gehe auch um eine gemeinsame Trauerarbeit, erklärte der Rathauschef. Haux wies darauf hin, dass das Haus an der Gautinger  Straße keine gemeindliche Unterkunft sei.

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