Kraftklub in München:Rock-Piraten

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"Unsere Eltern kiffen mehr als wir, wie soll man rebellieren?" Kraftklub aus Chemnitz ist das Sprachrohr einer Generation. Beim Konzert in der Muffathalle zeigen sie, warum.

Oliver Hochkeppel

Ein einziger Song, zugleich ihre frühe Hymne, ist teilweise gecovert: "Ich komm aus Karl-Marx-Stadt, bin ein Verlierer Baby, original Ostler!" folgt natürlich der Melodie von Becks "I'm A Loser Baby". Das können die fünf Jungs von Kraftklub bald nicht mehr glaubwürdig singen.

Kraftklub bei einem Auftritt 2011. (Foto: dpa)

Denn die Band aus Chemnitz ist ohne Zweifel der jüngste große Aufsteiger in der deutschen Pop-Landschaft. Unlängst auch bei der Echo-Verleihung zum Kurzauftritt geladen, wurde ihr Tourauftakt am Mittwoch in München vom Ampere in die große Muffathalle verlegt - doch auch dort war er binnen kürzester Zeit ausverkauft.

Was daran liegen dürfte, dass Kraftklub das perfekte Sprachrohr der Generation Piraten sind, allerdings ganz ohne Nerd-Attitude, dafür bodennah und meist auf einer leicht ironischen Metaebene. Etwa wenn Frontmann Felix Brummer (der eigentlich wie sein Bruder Till am Bass Kummer heißt) bei einem Stück von der ersten, noch bei einem kleinen Label verlegten CD verkündet: "Dieses Album gehört uns, nicht Universal. Saugt es euch, soviel ihr könnt."

Anders als die Piratenpartei aber verfügen Kraftcklub über ein in sich geschlossenes Konzept und wissen, was sie wollen. Laut, grell und frech wird schnell, druckvoll und sauber gespielter Indie-Rock (manchmal ins Britpoppige gehend) mit Kummers Sprechgesang kombiniert. Das heizt ordentlich ein und ist schon musikalisch interessant genug.

Der Clou sind aber die Texte. Natürlich der ihres doppeldeutigen Hits "Ich will nicht nach Berlin", subtiler zum Beispiel der von "Melancholie" ("Glückliche Menschen sind nicht interessant"), ganz besonders der ihres besten Songs "Zu jung (to Rock 'n' Roll)": "Unsere Eltern kiffen mehr als wir, wie soll man rebellieren? Egal wo wir hinkommen, unsre Eltern warn schon eher hier. Wir sind geboren im falschen Jahrzehnt. Und wir sitzen am Feuer, hören zu, was die Alten erzählen."

Das deckt sich wohl mit der Lebensrealität vieler Altersgenossen. Und vermittelt sie anschaulich den Älteren.

© SZ vom 13.04.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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