Zum Sollner Hirschen:In diesem Wirtshaus ist man zu Hause und doch nicht daheim

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Eine gemütliche Einrichtung zeichnet das Restaurant "Zum Sollner Hirschen" aus. Es eignet sich gut für Familienfeste und überzeugt mit einer sehr gelungenen Küche. (Foto: Stephan Rumpf)

Die Tradition wahren und dem Zeitgeist frönen: Das Wirtshaus "Zum Sollner Hirschen" überzeugt mit regionaler Küche. Nur für die süße Sünde bleibt kaum Platz.

Von Gertrude Fein

"Ich liebe die öffentlichen Orte nicht; ich geh' daher auch für gewöhnlich immer nur in die Wirtshäuser, wo ich zu Haus' bin." Dieser Ausspruch von Nestroy steht ganz zuvorderst auf der Speisekarte des Sollner Hirschen, gefolgt von dem Motto der "Neuen", wie sich die jungen Wirte Tanja Rimsky-Korsakow und Thomas Resch bezeichnen: "Unser Ziel ist es, das ehemalige Gasthaus zum Hirschen wieder zum Treffpunkt aller Sollner zu machen. Die Tradition wahrend, dem Zeitgeist frönend!"

Das mit dem Treffpunkt ist gelungen. Das Gasthaus ist immer rappelvoll; viele der Gäste scheinen sich zu kennen. Nestroy hätte sich dort sicher schnell zu Haus' gefühlt, allein schon wegen des freundlichen Personals.

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Der Service war bei unseren Besuchen immer mustergültig: umsichtig, kompetent, flink. Kein Sonderwunsch wurde abgewiesen oder vergessen, nach der Vorspeise wurde nachgefragt, ob man denn eine Pause wünsche, und das bei vollem Haus. Wenn es eng wird, greift die junge Wirtin rasch mit an.

Die Küche im Hirschen steht dem Service in nichts nach. Dass es dort professionell zugeht, kann der Gast durch eine Glastür beobachten. Es scheint jeder Griff zu sitzen, konzentriert, ohne sichtbare Hektik, wird gearbeitet. Und das Produkt dieser Arbeit kann sich sehen und schmecken lassen.

Jetzt in der kühleren Jahreszeit sind Suppen besonders wohltuend. Schon beinahe ein volles Essen waren die Brotsuppe mit Eierstich (5,50 Euro) und die Ochsenkraftbrühe mit Nudeln und Gemüse (6,80). Sie ließen an das bayerische Glaubensbekenntnis denken: Ich glaube, dass zwei Pfund Rindfleisch und drei Pfund Knochen eine gute Suppe geben.

Wer bei den Hauptgerichten nicht auf halber Strecke aufgeben möchte, sollte sich eine Vorspeise oder eines der erfreulich vielen vegetarischen Gerichte mit jemandem teilen. Das köstliche Grillgemüse, ideal gegart, nicht zu roh und nicht zu durch, reichte leicht für zwei (9,50), ebenso das wohl gewürzte "handgeschnittene Rinderfilet-Tatar aus der Region" (140 Gramm: 15,50).

Es muss nicht immer Fleisch sein

Zur Enttäuschung eines älteren Gastes wurde es schon angemacht serviert und nicht mit Ei in der Mitte und den Gewürzen drum herum wie früher. Das Tatar kann exemplarisch stehen für die herausragende Qualität der Zutaten, die in der Küche verwendet werden, und das gilt nicht nur für Fleisch. Dass die Preise nicht gerade die niedrigsten sind, ist daher verständlich.

Bleiben wir bei den Fleischgerichten. Das Wiener Schnitzel war so zart, wie ein Kalbsschnitzel nur sein kann, die Panade vom Braten schön gewölbt, dazu gab es köstliche Bratkartoffeln mit Speck (19,90). Dieser kulinarischen Versuchung hätte vermutlich auch Kaiserin Sisi nicht widerstehen können.

Zum Schweinskrustenbraten vom Öko-Schwein in Dunkelbiersauce mit zweierlei Knödel und Krautsalat hätte man, außer für das recht kleine Stück Kruste, kein Messer gebraucht, so mürbe war das Fleisch (12,90). Dass im Hirschen Hirsch auf der Karte steht, ist klar. Das Rückensteak mit Pastinakenpüree, Backpflaumensauce, Reherl und Maronen, war ein herbstliches Gedicht (22,50).

Die Küche im Hirschen steht dem Service in nichts nach. (Foto: Stephan Rumpf)

Es muss nicht immer Fleisch sein, denn die Karte bietet einiges an Vegetarischem, Pasta, Salaten, Flammkuchen und Fisch. Das "Tegernseer Lachsforellenfilet im Aromapäckchen" - sprich: Alufolie - lag auf perfekt gegartem Herbstgemüse und duftete angenehm nach Kräutern (21,50). Dazu passte hervorragend der leichte, aromatische 2015er-Frankenwein von Christian Stahl (0,2 Liter 5,50).

Schade um die guten Pilze

Auch Saltimbocca von der Tegernseer Lachsforelle wurde angeboten, ein kühnes Unterfangen, denn wie leicht kann der Speck den zarten Fisch erwürgen. Nicht so bei Küchenchef Olaf Radloff. Der Tiroler Speck hielt sich zurück, und die Zitronensauce umschmeichelte das Ganze aufs Beste (19,50). Auch der Chef hat sein Motto: "Manchmal ein bisschen neu gedacht - aber immer gut gemacht."

Dieses Versprechen stimmte fast immer. Das "fast" gilt den Kärntner Nudeln mit Steinpilzfüllung. Die großen Teigtaschen waren zwar nicht schlecht, die armen Steinpilze aber konnten sich gegen die Übermacht von Tomaten, Zwiebeln und Rauke überhaupt nicht durchsetzen. Schade um die guten Pilze (14,50).

Alle Portionen im Hirschen sind reichlich bis gewaltig. Da ist für eine süße Sünde kaum noch Platz, aber für die Schokoladenmousse lohnte es sich, den Magen noch ein bisschen zu dehnen (6,50).

Das Gasthaus, in nächster Nähe zum S-Bahnhof Solln, ist ein imposanter Bau, errichtet Ende des 19. Jahrhunderts. Den zentralen Gastraum ziert ein ganz außergewöhnlicher, gemalter Sims mit höchst skurrilen Mensch-Tier-Figuren. Die voll getäfelte Zirbelstube eignet sich gut für Familienfeste, ebenso der Glaspavillon im Garten. Dieser Garten ist im Sommer ein wunderbarer Ort, um den Alltag zu vergessen.

© SZ vom 17.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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