Pure Wine & Food:Ein Restaurant, bei dem der Wein im Mittelpunkt steht

Pure Wine & Food: Das regelmäßig wechselnde Speisenangebot im Pure Wine & Food passt auf zwei Seiten, die Weinkarte hingegen ist ausgedruckt 23 Seiten stark.

Das regelmäßig wechselnde Speisenangebot im Pure Wine & Food passt auf zwei Seiten, die Weinkarte hingegen ist ausgedruckt 23 Seiten stark.

(Foto: Sebastian Gabriel)

Im Pure Wine & Food empfiehlt der Wirt zu jedem einzelnen Gericht den passenden Wein. Sich darauf einzulassen, ist ein lohnender Genuss.

Von Moritz Mayer-Rahn

Es gibt ja die unterschiedlichsten gastronomischen Konzepte. Aber egal, ob es nun um eine Spezialisierung der Küche oder um eine Systemidee geht, die dann in möglichst vielen Filialen möglichst viel Gewinne abwerfen soll: In aller Regel geht es bei Restaurant-Konzepten ums Essen.

Dort, wo das Trinken im Vordergrund steht und es halt auch irgendwas zum Essen gibt, handelt es sich meist um Bars, Cafés oder Kleinkneipen. Seit Mai gibt es in München aber auch ein Restaurant, bei dem nicht nur der Name verrät, um was es hier in der Hauptsache geht: Pure Wine & Food.

Schon die Karte ist eindeutig: Das regelmäßig wechselnde Speisenangebot passt auf zwei Seiten, die Weinkarte hingegen ist ausgedruckt 23 Seiten stark und umfasst insgesamt fast 200 Weine, Schaumweine und Süßweine. Es sind Naturweine, die nach ökologischen Kriterien ohne Zusätze hergestellt werden. Die günstigsten 0,75-Liter-Flaschen beginnen bei 24 Euro, etwa für einen Sauvignon Blanc aus der Pfalz, teuerster Wein auf der Karte ist ein Chambertin Grand Cru, der Pinot Noir von 1999 kostet 528 Euro.

Wirt Patrick Fischbacher hat im Laufe der Jahre unzählige Weine verkostet. Mit dem Pure Wine & Food hat er sich einen Traum erfüllt. Fischbacher hatte zuvor zusammen mit zwei Partnern das Spice Bazaar am Marstallplatz betrieben, Nachfolgerestaurant des Eisbach. Der Laden lief gut, doch Fischbacher war er zu groß, also stieg er aus und suchte nach einer intimeren Location. Fündig wurde er schließlich in der Neureuther Straße in Schwabing, wo zuvor das No.15, ein Franzose, residiert hatte. Die ursprüngliche Idee einer Weinbar ließ sich dort nicht verwirklichen, für eine dominierende, große Theke ist dort kein Platz. Also machte Fischbacher eben ein richtiges Restaurant auf.

Nun ist es aber nicht so, dass die Speisen dort nur ein Beiwerk wären. Die Küche erhebt vielmehr den Anspruch (und löst ihn auch ein), frische Produkte der Saison - möglichst von regionalen Lieferanten - in hoher Qualität anzubieten. "Unsere Speisekarte wird von den Jahreszeiten geschrieben", heißt es auf der Homepage.

Natürlich kann man im Pure Wine & Food auch einfach nur essen gehen und sich dazu aus der nun wahrlich üppigen Weinkarte eine Flasche aussuchen oder aus dem Angebot der offen ausgeschenkten Weine wählen. Aber damit würde man sich um einen ganz besonderen Genuss bringen, den es in dieser Form nur selten gibt. Sich nämlich vom Wirt zu jedem einzelnen Gericht einen dazu passenden Wein empfehlen zu lassen. Selbst diejenigen, die von Wein mehr verstehen, als nur Weißwein von Rotwein zu unterscheiden, werden dabei Weine kennenlernen, von denen sie noch nie etwas gehört haben.

Wer etwa hat schon einmal einen Sincronia Blanc aus Mallorca getrunken (5 Euro im 0,1-Glas), ein Wein, der zunächst relativ fad zu schmecken scheint, an Zunge und Gaumen dann aber plötzlich ganz unterschiedliche Nuancen entfaltet - und damit gut zur Ringelbete mit Feta und Granatapfelkernen (7,50) passt, die ebenfalls ganz verschiedene Geschmacksrichtungen vereint. Zur in Limettensaft marinierten Garnelen Ceviche (15,90) gab es einen Riesling (7,50), der der Säure des Saftes nicht noch einen oben drauf packte. Weil einer der Mittester Weißwein generell nicht so gut verträgt, empfahl der Wirt einen kräftigen, aber nicht zu schweren Corzanello (4,50) zum ebenfalls kräftigen Artischocken-Kräutersalat (13,90).

Höhepunkt der Vorspeisenrunde war aber zur Petersilienwurzelsuppe mit schwarzen Nüssen (8,90) ein geradezu sensationeller Grüner Veltliner von Nikolaihof (7), dem laut Wirt ältesten Weingut Österreichs. Der Wein war Jahrgang 2010, reifte danach im Holzfass und wurde erst 2017 in Flaschen gefüllt. Ein Weißwein, der eine schwer zu beschreibende Mischung aus Frische und Reife bot.

Auch die Hauptgerichte konnten den hohen Qualitätslevel fast durchgehend halten. Lediglich das Short Rib vom Lamm (25,90) hätte man sich einen Tick zarter gewünscht, aber das lag vermutlich am Fleisch und nicht an der Zubereitung. Kombiniert wurde es mit einem Rotwein aus Ibiza (6,50), der es in sich hatte. Die Steinpilz-Ravioli mit Kürbisstücken (16,90) wird man auch im Edel-Italiener nicht feiner hinbekommen, und mit dem Petit Ours, einem Syrah aus dem Côtes du Rhône (5,50) war der passende Begleiter dabei. Für das Risotto mit Birnen und Gorgonzola (16,90), riet der Wirt, beim Weißwein zu bleiben, um die fruchtige Birnennote nicht zu erschlagen. Hier kam ein Chardonnay aus dem Burgund zum Einsatz, der mit 8 Euro für 0,1 Liter schon happig zu Buche schlug. Teuerster Probierwein war allerdings ein Planetes Garnaxtes Amfora aus Spanien für 8,80 Euro, der, wie der Name schon verrät, in Amphoren gelagert wird. Er wurde zu einem erstklassigen Pulled Duck (21,90) serviert.

Ja, die Weinpreise der Restaurants in München sind ein Thema für sich, das Pure Wine & Food fällt hier keineswegs negativ aus dem Rahmen. Und der Besuch lohnt sich. Denn auf eine kulinarische Weinreise zu gehen und dabei dem kundigen Wirt zu vertrauen, ist ein Genuss der besonderen Art.

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