Kostprobe: Tierpark-Restaurant Hellabrunn:Das Zoo-Restaurant, ein Abenteuerspielplatz

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Vor 100 Jahren traf sich die bessere Gesellschaft sonntags früh im Tierpark. Heute muss das Zoo-Restaurant den Härtetest mit 17 Kindern bestehen.

Karl-Heinz Peffekoven

Es gab einmal eine Zeit, vor gut 100 Jahren, da traf sich die bessere Gesellschaft sonntags früh im Tierpark. In den Pavillons spielten Militärkapellen, die Gäste dinierten in vornehmen Restaurants mit Blick auf die Gehege, deren exotische Bewohner vom kolonialen Ruhm des Kaiserreichs kündeten. Nun, man weiß, das hat zu nichts Gutem geführt.

Ein Ort, der Eltern und sonstigen Begleitern kostbare Momente unverhoffter Ruhe gewähren kann: Das Zoo-Restaurant in Hellabrunn. (Foto: Foto: Stephan Rumpf)

In Peffekovens Jugend war das Image der Zoo-Verköstigung entschieden gesunken. Sein Vater, ein Mann mit festen Ansichten, lehnte den Besuch des Tierparkrestaurants zum Leidwesen des Kindes kategorisch ab; in den "Salmonellen-Heinz", wie er das Etablissement nannte, bekomme ihn keiner hinein, und so blieb es. Das ist auch schon 35 Jahre her.

Wie würde es heute sein? Das Tierpark-Restaurant Hellabrunn, dem sich Peffekoven auf Grund dieser Vorgeschichte mit einem gewissen Misstrauen nähert, zeigt sich schon bei der Annäherung von seiner einladenden Seite: mit einen schönen Biergarten direkt vor dem großen Abenteuerspielplatz - ein Ort, der Eltern und sonstigen Begleitern kostbare Momente unverhoffter Ruhe gewähren kann. Innen sind die Räume weitläufig und hell, man kann in einem Piratenschiff essen, von der Decke hängen ein Trupp wohlwollend blickender Plastikdelfine und ein grimmiger Hai.

Lauter als bei den Seelöwen

Als Tester sind heute 17 Kinder von der Elterninitiative Isarvorstadt dabei, zwischen drei und fünf Jahren alt und alle sehr hungrig, als sie nach der Seelöwenfütterung nebenan den Saal stürmen. "Was gibt's?" rufen sie, "ich will Pommes!", "ich hab' Durst!" und so fort, immer laut, immer durcheinander. Sehr gut. Jetzt kann die Einrichtung zeigen, ob sie wahren Herausforderungen gewachsen ist. Es herrscht Selbstbedienung. Der Lärmpegel am Tresen ist lauter als bei den Seelöwen, bevor es Salzhering gibt, und das will etwas heißen.

Ohne Zeichen von Erschütterung dirigiert der französische Küchenchef seine Truppe, Sonderwünsche ("für mich Hähnchen ohne Soße, die ist bäää!") sind kein Problem. Das Problem ist: Wie kommt man mit 17 Kindern und einem Dutzend Tabletts durch die Kasse? Gar nicht. Der Maitre lächelt entspannt: "Setzen Sie sich. Wir rechnen nachher ab." Einen Teil der Teller bringt er sogar selbst an Tisch, damit keiner von den Kleinen lange warten muss.

Das Essen ist ebenfalls eine positive Überraschung. Zum einen ist es preiswert, zum anderen gut. Wunder darf niemand erwarten, schon klar, die Speisen kommen von einem Großcaterer, liegen im Niveau aber doch Klassen über dem der Abfütterungskioske, die es im Zoo auch gibt. Zehn Kinder nehmen Hühnerbein mit Pommes, die Fritten waren frisch und knackig, das Huhn war knusprig und gut gebraten mit fester Kruste.

Härtetest cum laude bestanden

Wer viel mit Kindern unterwegs ist, lernt Spaghetti Bolognese, oft mit verführerischen Namen wie Capitano Tomato auf der Kinderkarte angepriesen, zu fürchten. Nicht so im Zoorestaurant. Die Nudeln waren bissfest und die Fleischsoße war würzig. Zu loben war ein weiterer Klassiker, die hier sehr knackige Currywurst, deren Soße viel Aroma hatte, ohne zu scharf zu sein.

Kantinengängern ist das Pangasiusfilet bekannt, das Fleisch dieses Fisches, von dem man sonst selten hört, ist auch hier zu finden, es war zart und lag in einer geschmackvollen Zitronensauce. Hier hatte freilich das Gemüse - Broccoli - den Härtetest der Warmhaltevitrine nicht überstanden, es war aufgeweicht und labberig, der einzige Ausrutscher.

Auch das Wiener Schnitzel, das mit größerer Fertigkeit zu bereiten ist, als sie manchem Mitarbeiter in den Großküchen des Landes gegeben ist, kommt gut an, und mit Recht. Das Fleisch war zart, fast mürbe, die Panade kross und sie klebte nicht am Fleisch. Ein Begleiter ordert Schweinenackensteak mit Bratkartoffeln, ebenso eine vorzügliche Wahl, das Fleisch war perfekt gebraten. Selbst die Rahmschwammerl, in Großküchen nicht selten ein problematisches Gericht, sind gelungen: Der Knödel war schön locker, die Pilze waren fest und frisch.

Kinder, hat's geschmeckt? 16 mal "Ja!" Moritz, der Kleinste, nimmt an der Abstimmung nicht teil, weil er neben seinem leeren Spaghettiteller eingeschlafen ist, auch das ein gutes Zeichen. Das Tierpark-Restaurant hat den Härtetest cum laude bestanden. Die Preise sind günstig. Alle Speisen kosten deutlich weniger als zehn Euro, zum Beispiel Schnitzel mit Kartoffelsalat 6,90, Steak 6,90 Euro, Currywurst mit Pommes Frites 5,20 Euro.

Tierpark-Restaurant Hellabrunn. Tierparkstraße 30, Telefon: 625080. www.josef-rubenbauer.de. Geöffnet April bis Oktober von 8 von 18 Uhr, November bis März von 9 bis 17 Uhr.

© SZ vom 21.07.2008/af - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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