Troja im Grünen Kranz:Ein Grieche, bei dem man zu Hause ist

Troja im Grünen Kranz: Nach der großen Renovierung ist das "Troja im Grünen Kranz" wieder der quirlige Mittelpunkt in der Siedlung Friedenheim.

Nach der großen Renovierung ist das "Troja im Grünen Kranz" wieder der quirlige Mittelpunkt in der Siedlung Friedenheim.

(Foto: Stephan Rumpf)

Das Restaurant "Troja im Grünen Kranz" ist Treffpunkt für die gesamte Nachbarschaft am äußersten Rand von Laim. Hier wird Wert auf tadellose Zutaten und bodenständige Küche gelegt.

Von Gertrude Fein

Die Sache mit dem Trojanischen Pferd ist bekanntlich für die Stadt Troja in Kleinasien äußerst übel ausgegangen. Der listige Odysseus hatte nach zehnjähriger Belagerung der Stadt die Nase voll davon und machte durch den hinterfotzigen Trick mit dem soldatengefüllten Holzpferd der Sache ein blutiges Ende. Troja verschwand aus der Geschichte. Erst im 19. Jahrhundert buddelte Heinrich Schliemann die Reste wieder aus. Im 21. Jahrhundert ist Troja samt Pferd, letzteres gleich mehrfach und sehr dekorativ, in sehr fremder Umgebung wieder aufgetaucht: in Laim.

Um das griechische Restaurant Troja, mit dem Zusatz "Grüner Kranz" richtig zu würdigen, muss man etwas ausholen. In den Zwanzigerjahren des letzten Jahrhunderts erbaute die Genossenschaft Gewofag am äußersten Rand von Laim die Siedlung Friedenheim. Im Süden, Westen und Osten nur Felder und Gärten, im Norden Laim. Zur Schule liefen die Kinder gut und gerne eine halbe Stunde - nix Mütter mit SUVs. In den Mittelpunkt der Siedlung setzte die Baugesellschaft das Lokal Grüner Kranz, für die Bürger der zentrale Treffpunkt.

Nach wechselvoller Geschichte übernahm Kostas Papadhimas 2005 das Gasthaus unter dem Namen "Troja im Grünen Kranz". 2015 war eine Renovierung nicht mehr zu umgehen. Für den jungen Wirt hätten die Kosten das Aus bedeutet. Durch zähe Verhandlungen, Proteste der Anwohner und wohl auch politische Intervention wurde erreicht, dass die Gewofag die hohen Kosten übernahm. Bei der Wiedereröffnung sieben Monate später zeigte sie sich zu Recht stolz auf ihre Großzügigkeit und den gelungenen Umbau, bei dem die Genossenschaft auch noch das Dach ausbauen ließ zu Wohnräumen für das Personal.

Seit dieser Zeit ist das gar prächtig eingerichtete Restaurant wieder der viel besuchte Mittelpunkt dieser ansonsten nicht besonders quirligen Ecke Münchens. Das Lokal ist fast immer rappelvoll; ohne Reservierung ist es, jedenfalls zur Hauptessenszeit, fast unmöglich, einen Tisch zu ergattern. Das ist wohl in erster Linie der Allgegenwart und der Zuvorkommenheit von Kostas Papadhimas zu verdanken und dem umsichtigen und effizienten Personal vom Service.

Nun zum Angebot der Küche: Der Wirt hat verstanden, dass in dem eher bodenständigen Umfeld Extravaganzen, wie sie in hippen Vierteln zelebriert werden, nicht gut ankommen. Er setzt eher auf das, was die Leute schon seit Jahrzehnten beim Griechen erwarten: Gyros, Souflaki, Tsatsiki et cetera. Dabei legt er größten Wert auf tadellose Zutaten. Fleisch, Öl, Gemüse sind immer von hoher Qualität. Das zeigte sich sogleich bei den gemischten Vorspeisen, besonders bei den in sehr gutem Öl frittierten Gemüsescheiben und den eingelegten Paprikaschoten (17,80 für 2 Personen, eine Portion, die auch für vier reichen würde). Auch die Pimientos de Padrón mit grobem Salz waren ausgezeichnet (6,30). Was des Öfteren fehlte, war ein gewisser Pfiff.

Bei der Lammhaxe auf griechischen Reisnudeln mit Tomaten-Lorbeer-Sauce fiel das Fleisch mürbe vom Knochen, wie es sich gehört, sie war aber viel zu zaghaft gewürzt (16,90). Das Gleich galt für Tigania à la Maria, Schweinsfiletstücke auf sehr gutem Gemüse (13,60). Die saftigen Putenstreifen dagegen harmonierten bestens mit der Mangosauce (13,90). Zu diesen beiden Gerichten wie auch zu vielen anderen gab es Reis in großer Menge, auch zu den gegrillten Babykalamari (15,90). An letzteren war nur auszusetzen, dass hier wie anderswo immer wieder Babys auf der Speisekarte erscheinen - wirklich eine Unsitte. Kalbsleber kommt zwar auch von einem Jungtier, lässt aber das Gewissen nicht so laut aufjaulen wie beim "Baby". Vier große, dicke Scheiben, rosig gebraten, wurden im Troja aufgetragen, begleitet von gedünsteten Zwiebeln, Apfelscheibe und gelungener Pfeffersauce (16,70).

Troja im Grünen Kranz: Bei den Gerichten wird der größte Wert auf tadellose Zutaten gelegt.

Bei den Gerichten wird der größte Wert auf tadellose Zutaten gelegt.

(Foto: Stephan Rumpf)

Die Kalamari spielten auch eine der Hauptrollen im "Troja Duett" zusammen mit Gyros und Tsatsiki, eine etwas absurde Kombination, gut geeignet für Gäste, die sich nicht zwischen Meer und Land entscheiden können (15,40). An der großen Portion Gyros, diesmal solo, war nichts zu meckern; ein paar Zwiebeln mehr hätten allerdings nicht geschadet (12,90). Das Bifteki, ein großes, gut gewürztes Hacksteak, gefüllt mit Schafskäse, war perfekt gegrillt (14,10). Zu den Hauptgerichten stehen als Beilagen zur Wahl Pommes, Reis, gebackene Kartoffeln oder immer frisches Gemüse und Salat. Auch fleischlos kann der Gast hier gut leben. Crepa, eine "Teigtasche", gefüllt mit Spinat und fast zu mildem Schafskäse, umgeben von Pilzsauce mit ausgewachsenen Pilzen und gebackenen Kartoffeln, war eine gute Wahl (12,60).

Zum Dessert überraschte angenehm die sehr griechische Spezialität Galaktobouriko, eine Rolle aus feinstem Blätterteig, gefüllt mit Grießcreme, also Grießbrei, erstaunlich wenig süß, sehr gelungen, als Nachtisch leicht für mehrere Leute ausreichend (5,20).

In der warmen Jahreszeit ist es ein Genuss, auf der großen Terrasse oder im Wirtsgarten zu sitzen. Besonders dann merkt man, dass das Troja im Grünen Kranz mehr ist als nur ein weiteres griechisches Lokal. Es ist auch in heutiger Zeit ein wichtiger Treffpunkt von Jung und Alt, an dem sich Nachbarn und Gelegenheitsgäste gleich wohlfühlen.

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