Süddeutsche Zeitung

Nuovo Mondo - Da Rosario:Italienische Küche wie sie sein soll

Das "Nuovo Mondo - Da Rosario" ist umgezogen an die Blutenburgstraße - und hat sein Niveau gehalten. Das wird die alten Stammgäste genauso freuen wie die neuen, die das Restaurant schnell gewinnen könnte.

Von Moritz Mayer-Rahn

Einem guten Zahnarzt würden die Meisten vermutlich folgen, wenn er seine Praxis in einen anderen Stadtteil verlegt. Auch beim Stammfriseur würde mancher überlegen, lieber einen längeren Weg in Kauf zu nehmen, statt sich auf Experimente mit ungewissem Ausgang einzulassen.

Ein Wirt, der sein Lokal verpflanzt, hat es da schon schwerer. Er kann nicht damit rechnen, dass seine Stammgäste mit umziehen werden. Die vom Mittag schon mal gar nicht, denn die Zeit für den Business Lunch ist knapp bemessen, da muss das Lokal in fußläufiger Entfernung liegen. Insofern ist für jeden Gastwirt ein Umzug fast wie ein Neuanfang.

Einen solchen Neuanfang kann man derzeit an der Grenze zwischen Maxvorstadt und Neuhausen beobachten. In der Blutenburgstraße gibt es seit ein paar Monaten einen neuen Italiener, der den etwas umständlichen Namen Nuovo Mondo - Da Rosario trägt. Schon wieder irgendein neuer Italiener? Nein, eigentlich nicht. Denn der Wirt Rosario Guerrisi ist ein alter Bekannter in der Münchner Gastro-Szene. Jahrelang hat der das Alta Marea an der Schönfeldstraße geführt (das es unter dem gleichen Namen immer noch gibt), ehe er schräg gegenüber das Da Rosario aufgemacht hat.

Doch das musste im Rahmen einer Sanierung des Hauses weichen und nach einem kurzen Zwischenspiel an der Landsberger Straße, das offenkundig unglücklich verlaufen ist, ist Rosario Guerrisi jetzt in Neuhausen/Maxvorstadt gelandet. Und damit gewissermaßen zu seinen Wurzeln zurückgekehrt, was auch den komplizierten Namen seines Lokals erklärt. Denn schon in den Achtzigerjahren hat er an der Nymphenburger Straße ein Restaurant namens Nuovo Mondo geführt, ehe es ihn an den Englischen Garten verschlug.

Oft verrät ja schon das Ambiente, in welcher Klasse sich ein Lokal selber sieht, wenngleich es viele Fälle gibt, in denen die Qualität der Küche mit dem Ambiente leider nicht Schritt halten kann. Wer das Nuovo Mondo (wir sparen uns jetzt mal den vollen Namen) betritt, sieht sofort: Das ist nicht der einfache Italiener an der Ecke, bei dem man mal schnell eine Pizza isst (auch wenn die Karte sehr gute Pizzas anbietet), sondern hier will jemand, dass sich seine Gäste in stilvoller Umgebung wohlfühlen. Zwar hat der neue Wirt nicht den Zuschnitt des Lokals verändert, aber glücklicherweise die knallroten Wände des Griechen, der hier vorher residiert hat.

Helle und klare Atmosphäre

Im Nuovo Mondo dominieren Weiß- und Grautöne, die ganz ausgezeichnet mit dem Holzboden harmonieren und dem ganzen Lokal eine helle und klare Atmosphäre verleihen, ohne dabei kalt und steril zu wirken. Es ist eine unaufdringliche Eleganz, die wohltuend wirkt. Dazu kommt ein Service, der sowohl aufmerksam als auch ausgesprochen freundlich ist.

Selbst wenn das Lokal gut besucht ist (was dafür spricht, dass der Neuanfang zu glücken scheint), muss man nie lange warten, um die Aufmerksamkeit des Personals zu erlangen. Die Kunst eines guten Services besteht ja darin, nicht ständig aufdringlich um den Gast herumzuwieseln, aber trotzdem umgehend zur Stelle zu sein, wenn er einen Wunsch hat. Die Gerichte, und auch das ist in vielen Lokalen leider keine Selbstverständlichkeit, kommen gleichzeitig an den Tisch. Denn wer gemeinsam kommt, möchte auch gemeinsam essen.

Und das lohnt sich im Nuovo Mondo. Was man schon bei den Antipasti merkt. Beim Vitello Tonnato (10,90 Euro), das auch als Duett zusammen mit Tomaten und Mozzarella zu haben ist, ist nicht nur das Kalbfleisch so hauchdünn geschnitten, wie es sich gehört, sondern auch die Thunfischsauce makellos: weder dünnflüssig noch eine zähe Pampe, sondern von sämiger Konsistenz. Und den Scamorza, einen würzigen süditalienischen Käse, zusammen mit Pfifferlingen anzubieten (13,90), ist eine gelungene Kombination.

Beste italienische Küche zu guten Preisen

Für die meisten Italien-Liebhaber sind die Pasta-Gerichte das Rückgrat der italienischen Küche. Wenn die Pasta nichts taugt, nützt das zarteste Saltimbocca nichts. Im Nuovo Mondo sind die Nudelgerichte auf der Karte mit dem Zusatz "hausgemacht" versehen. Und das schmeckt man auch. Die Caramelle mit Ricotta und Trüffeln (15,90) haben den Testesser-Tisch ebenso überzeugt wie die Papardelle mit Ochsenragout und Pfifferlingen (12,90). Und das Risotto mit Steinpilzen kam so cremig aus der Küche, wie man es selber mal gerne hinbekommen würde.

Bei Rosario kann man die Pasta-Gerichte auch als halbe Portion bestellen. Zwar wird dafür ein Aufschlag auf den halben Preis fällig, dafür kann man so essen wie in Italien, wo die Pasta eine Vorspeise ist, der dann ein Hauptgericht folgt, das weit weniger üppig ist als hierzulande. Und auf Fleisch oder Fisch zu verzichten, weil einen die Pasta schon satt gemacht hat, wäre im Nuovo Mondo fast schon eine Sünde. Denn beides bewegt sich auf dem gleichen hohen Niveau. Ob das die Kalbsmedaillons mit Steinpilzen (23,90), die Forellenfilets mit Thymian (20,90) oder der Seewolf vom Lavastein (21,90) waren - nirgends ist der Küche irgendein Missgriff passiert. Und das zeichnet eine gute Küche ja vor allem aus: Nicht nur einzelne Highlights zu zaubern, sondern die Qualität quer durch die Karte zu halten.

Das gelingt dem Nuovo Mondo auf einem Preisniveau, an dem sich manch anderer Wirt ein Bespiel nehmen sollte, der für mehr Geld weit weniger Qualität bietet. Auch die durchweg sauberen offenen Weine (zwischen 5,90 und 6,90) missbraucht der Padrone nicht zur Gewinnmaximierung. Das Nuovo Mondo - Da Rosario ist ein neues Restaurant, aber es hat sein altes Niveau gehalten. Das wird die alten Stammgäste genauso freuen wie die neuen, die das Lokal recht schnell gewinnen könnte.

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SZ vom 10.08.2017/vewo
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