Kostenzuschuss für Eintrittspreise:103 Euro draufgelegt für eine Eintrittskarte

103 Euro legt die Stadt bei jeder Eintrittskarte für die Philharmoniker drauf, ein Tierparkbesuch wird mit 1,32 Euro subventioniert: Für viele städtische Angebote zahlen die Münchner längst nicht die Eintrittspreise und Gebühren, die fällig wären, um sämtliche Kosten zu decken. Eine Überischt.

Silke Lode

Für viele städtische Angebote zahlen die Münchner längst nicht die Eintrittspreise und Gebühren, die fällig wären, um sämtliche Kosten zu decken. Selbst für den sparsamen Kämmerer Ernst Wolowicz ist das eine Selbstverständlichkeit: "Es gibt immer Bereiche, bei denen eine Kostendeckung aus sozialen Gründen nicht möglich ist", meint er. Nur bei der Straßenreinigung, der Müllabfuhr und beim Abwasser ist die Stadt verpflichtet, so viel von den Bürgern zu kassieren, dass die Ausgaben voll gedeckt werden. Ein Blick in die neuen Leistungs- und Gebührentabellen für das Jahr 2012 zeigt, wie stark die Stadt Kultur- und Freizeitangebote bezuschusst.

Jugendsinfonieorchester in der Philharmonie in München, 2010

Auf jede Konzertkarte legte die Stadt 103 Euro drauf: Ein Konzert der Münchner Philharmoniker.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Das Deutsche Theater mit seinem Musical-Programm ist ein Ausnahmephänomen unter den öffentlichen Bühnen: Es trägt deutlich mehr als die Hälfte seiner Betriebskosten selbst (2010: 65 Prozent) und kommt deshalb mit besonders geringen Zuschüssen aus. Mit gut 1,7 Millionen Euro pro Jahr unterstützte die Stadt das Deutsche Theater zuletzt, pro Karte ist das ein Zuschuss von 7,80 Euro (alle Zuschusszahlen beziehen sich auf das Jahr 2010). Die Karten kosten im Verkauf derzeit zwischen 19 und 82 Euro.

Wie gut das Deutsche Theater wirtschaftet, zeigt sich im Vergleich mit dem Volkstheater - dabei gilt auch die Bühne an der Brienner Straße als wirtschaftlich erfolgreich. 5,8 Millionen Euro bekam das Volkstheater 2010 von der Stadt, der Zuschuss pro Karte liegt mit etwa 55 Euro deutlich über der Förderung beim Deutschen Theater. Diese Entscheidung ist eine politische, denn nur so sind die günstigen Preise von acht bis 34 Euro pro Karte für ein anspruchsvolles Programm möglich.

Für die Kammerspiele und das Theater der Jugend hat die Kämmerei keine vergleichbaren Zahlen parat. Doch allein die Höhe des Zuschusses von knapp 32 Millionen Euro zeigt, dass dem Stadtrat das Hochkulturangebot der Kammerspiele sehr viel wert ist.

Geldschlucker Olympiapark & Co.

So viel Geld bekommen nicht einmal die Münchner Philharmoniker, die von der Stadt mit etwa 20 Millionen Euro unterstützt werden. Besucher müssen pro Karte auch in diesem Jahr zwischen acht und 377 Euro bezahlen. Im Jahr 2010 legte die Stadt auf jede Konzertkarte 103 Euro drauf.

Spitzenreiter sind die Philharmoniker mit dieser Pro-Kopf-Subvention aber nicht - dafür locken sie mit ihren Konzerten zu viele Besucher in den Gasteig. Teuer pro Kopf kommen die Stadt eher die kleineren Angebote, insbesondere ihre Museen.

So unterstützt die Stadt ihr Stadtmuseum mit etwa zwölf Millionen Euro pro Jahr. Im Jahr 2009 bedeutete das pro Besucher einen Zuschuss von rekordverdächtigen 122 Euro. 2010 waren es nur 61 Euro - nicht weil die Stadt weniger zahlte, sondern weil das Museum laut Wolowicz mit der Ausstellung "200 Jahre Oktoberfest" einen echten Kassenschlager im Programm hatte.

Den Eintritt ins Jüdische Museum subventioniert die Stadt pro Besucher mit 68 Euro (Gesamtzuschuss: 2,6 Millionen Euro), den in die Villa Stuck mit 21 Euro (Gesamtzuschuss: 1,3 Millionen Euro). Für das Lenbachhaus, das 2010 Zuschüsse in Höhe von 7,1 Millionen Euro nur für den laufenden Betrieb kassierte, will die Kämmerei Pro-Kopf-Berechnungen momentan nicht anstellen: Weil ein Großteil der Galerie derzeit wegen Sanierung geschlossen ist, sei eine Aufschlüsselung nicht aussagekräftig.

Einen Großteil der Kosten trägt die Stadt auch bei den Münchner Stadtbibliotheken. Den sehr günstigen Jahresbeiträgen (maximal 20 Euro) stehen relativ hohe Kosten gegenüber. Mit etwa 35 Millionen Euro unterstützt die Stadt das Angebot - pro Ausleihung sind das 2,67 Euro. Die Sing- und Musikschule bekommt 3,4 Millionen Euro - eine Förderung von 425 Euro pro Kind. Ein kräftiger Geldschlucker ist auch der Olympiapark, der 17,6 Millionen Euro an Zuschüssen kassiert.

Der Tierpark Hellabrunn hingegen kommt mit zwei Millionen Euro aus - jeden Besuch unterstützt die Stadt mit 1,32 Euro. Investitionen - etwa in ein neues Giraffenhaus - sind dabei wie bei allen Einrichtungen allerdings nicht abgedeckt.

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