Kostenstreit:Schlammschlacht am Nymphenburger Kanal

Stinkende Algen und verdrecktes Wasser ärgern Anwohner und Touristen. Das trockengelegte Kanalbett wird jetzt endlich ausgebaggert - Stadt und Staat streiten um die Kosten.

Wally Schmidt

Als "grüne Kloake" und "stinkende Touristenattraktion" war der Nymphenburger Kanal im Sommer verschrien. Inzwischen ist das Wasser abgelassen, doch nun bedecken Tonnen abgestorbener Algen den Boden. Bald rücken die Schlammbagger an. Zugleich schwelt aber noch ein Streit zwischen Stadt und Freistaat um die fälligen Abwassergebühren.

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(Foto: Foto: dpa)

Der stinkende Algenteppich löste im Sommer bei Anwohnern, Touristen und Politikern einen Sturm der Entrüstung aus. Wenn es ein paar Tage heiß war, "dann hat der Kanal gestunken", ärgert sich Anlieger Axel Schallameier.

Am 7. Juli entdeckte Künstler Stefan Tremel acht tote Aale. Das einst königliche Gewässer war in einem "fatalen Zustand", empört sich der Nymphenburger. Er hatte deshalb Ende Juni eine Unterschriftenaktion initiiert. 7400 Bürger und Touristen fordern nach Tremels Angaben mittlerweile "frisches Wasser" im Kanal.

Warten auf die auf die Schlammschlacht

Finanzminister Kurt Faltlhauser hatte als "Sofortmaßnahme" Anfang September das Wasser ablaufen lassen und ein Ramadama angeordnet. Das Flussbett ist ausgetrocknet, und nun warten die Bürger schon länger auf die Schlammschlacht in Nymphenburg. Man habe diese "gigantische Operation" intensiv vorbereiten müssen, rechtfertigt Ines Treffler von der Bayerischen Schlösserverwaltung die Verzögerungen.

Anfang November sollen nun endlich die Schlammbagger eines privaten Ingenieurbüros anrücken - die Vergabe erfolge "in diesen Tagen". Wenn es stark regnet, muss der Schlamm mit Hilfe von Pumpen abgesaugt werden. Im Dezember soll der Kanal jedenfalls wieder gefüllt sein; dem Eissportvergnügen steht nichts entgegen, verspricht Treffler.

23.000 Euro für Wasser ablassen

Schon im Jahr 2004 hatte man im Stadtteil "massive Beschwerden" von Bürgern verzeichnet. Deshalb ließ die Schlösserverwaltung im vergangenen Herbst erstmals nach zehn Jahren das Restwasser am Waisenhauskessel in die städtische Kanalisation ab.

Wie jeder andere Kunde musste die staatliche Behörde dafür pro Kubikmeter eingeleitetes Abwasser Gebühren an die Stadtwerke München bezahlen: rund 23.000 Euro. Bis 1994 war das noch umsonst, doch dann führte die Stadt "aus rechtlichen Gründen" Gebühren ein. Was dazu führte, dass die Schlösserverwaltung seitdem aus Spargründen das Wasser im Nymphenburger Kanals nicht mehr ablässt und erneuert.

Algenteppich trotz Säuberungsaktion

Die Säuberungsaktion 2004 brachte nichts, heuer gab es bei Hitze wieder Algenteppiche. Hans Podiuk, CSU-Fraktionschef im Rathaus, und Stadtrat Walter Zöller schlugen deshalb unter dem Motto "Stinkende Touristenattraktion" im Sommer Alarm: Das Wasser war "völlig verdreckt und veralgt und stinkt in den Sommermonaten entsetzlich. Diese Kloake vor dem Nymphenburger Schloss stellt keine gute Visitenkarte für die Touristenstadt München dar." Worauf Finanzminister Faltlhauser das Wasser erneut ablaufen ließ. Nun soll der getrocknete Schlamm entfernt werden.

Bei den Gebühren bleibt der Oberbürgermeister aber hart: "Ein finanzieller Kompromiss ist bei der Entwässerung ausgeschlossen." Ein Verzicht auf die Gebührenforderung komme - nach Auskunft der Münchner Stadtentwässerung - rechtlich nicht in Frage. Wenn man kein Geld für das Abwasser aus dem Nymphenburger Kanal verlange, müsse man die Kosten auf alle anderen Gebührenzahler umlegen.

Stadtrat Zöller empfindet diesen schon lange währenden Streit als "kleinkariert". In anderen Streitfragen "setzen sich OB Ude und Finanzminister Faltlhauser auch zusammen und einigen sich". Die Neuhauserin Elisabeth Seidel findet indes die Situation gar nicht so schlimm: "Der Kanal war doch ein schönes Biotop."

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