Kooperationsprojekt:Miteinander planen

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Stadt und Umland arbeiten beim Wohnungsbau zusammen

Von Alfred Dürr

Was tun gegen den überhitzten Immobilienmarkt? In der Stadt gibt es immer mehr Initiativen, die bezahlbare Wohnungen als Genossenschaften oder private Baugemeinschaften realisieren wollen. In München haben sich in jüngster Zeit bereits 15 solcher Genossenschaften gegründet, seit 2012 wurden 22 Projekte mit insgesamt 1400 Wohnungen von Baugenossenschaften und 22 Projekte mit 550 Wohnungen von privaten Baugemeinschaften errichtet. Das Thema "gemeinschaftsorientiertes Wohnen" beschäftigt zunehmend auch die Gemeinden des Umlands. Die Stadt will auf diesem Gebiet verstärkt mit den Kommunen zusammenarbeiten.

Seit 2014 berät die von der Stadt finanzierte Mitbauzentrale an der Schwindstraße 1 in der Maxvorstadt kostenlos interessierte Bürger aus München. Doch nun sollen auch die Bewohner der Landkreise Dachau, Ebersberg, Erding, Freising, Fürstenfeldbruck, Landsberg am Lech, München und Starnberg von dem Angebot profitieren. Dieses soll am 12. November auf der Regionalen Wohnungsbaukonferenz in Dachau vorgestellt werden.

Dringend gebraucht werden bezahlbare Wohnungen für Beschäftigte der jeweiligen Kommunen oder der ortsansässigen Unternehmen. Ältere Bürger sollen so lange wie möglich in ihren Wohnungen bleiben können. Junge Familien, die sich teure Eigentumswohnungen nicht leisten können, finden in gemeinschaftlichen Projekten eine Perspektive, sagt Christian Stupka von der Mitbauzentrale. Zusammenarbeit und Erfahrungsaustausch zwischen Stadt und Land bekämen vor diesem Hintergrund eine große Bedeutung, ergänzt Natalie Schaller, ebenfalls von der Mitbauzentrale. Einzelne Gemeinden könnten die Wohnungsprobleme nicht alleine bewältigen, sagt Münchens Stadtbaurätin Elisabeth Merk.

Zum Beispiel Freising, eine Stadt mit 51 000 Einwohnern. "Wir wachsen und wachsen und es hört nicht auf", sagt Stadtbaumeisterin Barbara Schelle. In dem Neubaugebiet Steinpark entstehen insgesamt 550 Wohnungen. Dazu kommen eine Schule, ein Hotel und ein Einkaufszentrum. 80 Wohnungen sollen an Genossenschaften vergeben werden. "Da wir keine Erfahrung mit solchen Bauformen haben, ist Beratung wichtig", sagt Schelle: "Viele Bürger sind sehr interessiert, wissen aber zum Beispiel nicht wie Genossenschaften funktionieren und wie man Mitglied in einer solchen Initiative wird." Das Projekt Steinpark sei ein gutes Experiment, es fördere das soziale Miteinander und sollte auch in den Nachbargemeinden Nachahmer finden, meint die Stadtbaumeisterin.

Auch in der Gemeinde Wörthsee mit ihren fünftausend Einwohnern gibt es ein solches Experiment. Ein Bürgerverein startete auf einer ehemals landwirtschaftlich genutzten Fläche ein Genossenschaftsprojekt. "Das sind alles Wörthseer, die nach neuen Wohnformen suchen, die aber nicht Genossen heißen wollen", berichtet Bürgermeisterin Christel Muggenthal: "Ich konnte sie überzeugen, dass sie nicht in die SPD eintreten müssen." Der Verein hat sich mit der Münchner Wohnungsgenossenschaft Wogeno zusammengeschlossen. Nun sollen 60 Wohnungen in Holzbauweise entstehen, gestaltet von einem renommierten Schweizer Architektenbüro. Sie sei optimistisch, dass alles gut funktioniert, sagt Muggenthal. Die Münchner Mitbauzentrale hat den Prozess begleitet.

Auch in Olching, in Neuried, in Garching, Gräfelfing oder Feldafing gewinnt der genossenschaftliche Wohnungsbau an Bedeutung. Die Beratungsangebote zielen darauf ab, das bürgerschaftliche Engagement und die Eigenverantwortung beim Wohnungsbau zu fördern, heißt es bei der Mitbauzentrale. Die Initiativen könnten mit ihren Projekten den kommunalen Wohnungsbau gut ergänzen. Außerdem leisteten sie wertvolle Beiträge zur Stärkung der Nachbarschaften oder zur alternativen Mobilität.

© SZ vom 06.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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