Mehr als 15 Jahre wurde um den Bau eines neuen Konzerthauses gestritten. Dieser Donnerstag und Freitag sind nun entscheidende Tage für das Projekt: In der Musikhochschule an der Arcisstraße kommen die Juroren des Architektenwettbewerbs für den Neubau im Werksviertel zusammen. Rund 30 Entwürfe müssen sie beurteilen.
Der Sieger bekommt nicht nur 125 000 Euro Preisgeld, sondern kann sich auch Hoffnungen machen, ganz rasch Deutschlands größtes kulturelles Neubauprojekt der nächsten Jahre zu verwirklichen. Denn es ist das erklärte Ziel von Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU), noch vor der Landtagswahl im Herbst 2018 den ersten Spatenstich zu setzen. Wenn die Juroren einen Sieger verkünden, sind wichtige Fragen dennoch nicht beantwortet.
Konzertsaal im Werksviertel:Was Künstlerinnen und Künstler vom Konzertsaal erwarten
Geräumige Garderoben, holzvertäfelte Wände und eine zauberhafte Akustik: Die SZ hat Dirigenten, Instrumentalisten und Sänger gefragt, was ihnen wichtig ist.
Etwa, was der Bau kosten soll: eine Preisspanne von 150 bis 300 Millionen Euro wird genannt, je nach Komplexität des siegreichen Entwurfs. Oder wer die Akustik verantwortet: Das wird in einem eigenen Wettbewerb entschieden. Oder wie das Haus geführt werden soll: Musiker wie der Bariton Christian Gerhaher sprechen sich vehement dafür aus, dass es eine eigene Intendanz gibt, die sich um das Programm kümmert.
Auch die Jury-Sitzung ist nicht unumstritten. Einige Architekten, darunter Stephan Braunfels, der sich vergeblich in den Wettbewerb hatte einklagen wollen, bemängeln, dass unter den 13 Fachpreisrichtern keine international bekannten Architekten sind, keine mit Erfahrungen bei Kulturbauten. Die Riege der zwölf Sachpreisrichter wird dominiert von Politikern. Die bayerischen Minister Ludwig Spaenle und Joachim Herrmann (beide CSU) werden zumindest am Freitag an der Sitzung teilnehmen, dazu Münchens OB Dieter Reiter (SPD) und einige Stadträte an beiden Tagen. Ob Markus Söder (CSU) wie angekündigt in der Jury sitzen wird, ist noch offen, Ministerpräsident Horst Seehofer wird wegen der Sondierungsgespräche in Berlin nicht wie angekündigt teilnehmen. Zwei Musiker waren als stellvertretende Preisrichter vorgesehen: außer Gerhaher noch Mariss Jansons.
Der Chefdirigent des BR-Symphonieorchesters kämpfte jahrelang für den Bau, der eine Heimat für sein Orchester sein soll. Doch beide haben Probleme mit der Terminierung, die sich an Seehofers Kalender orientiert. Der Bariton singt am Donnerstag in der Staatsoper bei der "Figaro"-Premiere, der Dirigent leitet Konzerte in Amsterdam. Jansons hat nach SZ-Informationen dem Termin aber zugestimmt, um eine monatelange Verschiebung zu verhindern. Ob er sich aus der Ferne beteiligen kann, ist offen. Klar ist: Es soll ein Haus für Musiker gebaut werden - über dessen Gestalt sie kaum mitbestimmen können.