Süddeutsche Zeitung

Konzerthaus im Werksviertel:Läuft weiter wie geplant

Söders Denkpause zum Konzerthaus sollte im September enden. Doch weil Krise auf Krise folgt, scheinen Entscheidungsgrundlagen nun ohnehin unsicher. Also bleibt erst mal alles wie es war: Architekten, Handwerker, Beamte, Planer arbeiten vertragsgemäß weiter. Einstweilen? Oder bis zum Baubeginn?

Von Susanne Hermanski

Die Grünen haben eine "Kleine Anfrage" im Bayerischen Landtag zur Planung des Münchner Konzerthauses gestellt. Wie es sich denn nun verhalte mit der Denkpause, die Ministerpräsident Markus Söder dem Bau im Münchner Werksviertel verordnet hat? - Die sollte doch eigentlich bis September abgeschlossen sein.

Die Antwort aus dem Kunst- und Wissenschaftsministerium kam in Abstimmung mit dem Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr: "Eine Entscheidung wird getroffen werden, wenn die Ergebnisse der aktuellen Denk- und Diskussionsphase ausgewertet sind und Klarheit über wesentliche Rahmenbedingungen herrscht."

Maßgebliche Faktoren wie Krieg, Corona-Pandemie und die damit einhergehende Inflation verschärften sich aktuell weiter. Auch im Hinblick auf Größe, Komplexität und kulturpolitische Bedeutung des Projekts sei es "notwendig und sachgerecht, dem Entscheidungsprozess ausreichend Zeit einzuräumen". Eine Entscheidung werde dadurch nicht "aufgeschoben", wie die Opposition es in der Anfrage formuliert hatte, "sondern verantwortungsvoll vorbereitet".

In der Zwischenzeit läuft rund um die geplante Baustelle hinterm Riesenrad im Werksviertel alles vertragsgemäß weiter wie bisher: Die Architekten und Beamten in beiden Ministerien arbeiten weiter. Externe Dienstleister erfüllen ihre längst erteilten Aufträge. Grundlage dafür ist die Zustimmung des Haushaltsausschusses des Bayerischen Landtags vom 8. Juli 2021, die bekanntlich auch ein einzelner Ministerpräsident in Bayern nicht vom Tisch wischen kann.

Anders als in Teilen der Bevölkerung angekommen, gab es in der Folge nach Söders Satz von der Denkpause auch nie einen "Planungsstopp" für das Konzerthaus. Im Gegenteil. Seit April 2022 wurden auch ein paar wichtige neue Aufträge erteilt. Beispielsweise die Beratungsleistung für die Fassade, die technische Wartung und Sicherung der Funktionsfähigkeit der Webseite www.konzerthaus-muenchen.de und für einen Prüfsachverständigen für Bühnentechnik. Alles zusammen für rund 50 000 Euro. Und wer weiß, ob das Projekt in Zeiten wie diesen nicht sowieso noch vom gefürchteten Kostenfaktor zum gepriesenen Wirtschaftstreiber in Bayern werden könnte. Das wär' doch schön.

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