Was läuft im Pop?:Die spannendsten Konzerte im Oktober in München

Lesezeit: 2 Min.

"Wild God" heißt das 18. Album von Nick Cave, das der Australier auch in der Olympiahalle vorstellt. (Foto: Megan Cullen)

Nach dem Pop-Sommer startet der herbe Herbst: Mit Indie-Ikonen von Nick Cave bis Kim Gordon und sich am reinen Schönklang reibenden Bands von „Glass Animals“ bis „Raketenumschau“.

Von Michael Zirnstein

Nach dem großen Pop-Open-Air-Sommer beginnen jetzt im herben Herbst die Indie-Pop-Festspiele. Was ist schon noch Indie-Pop?, fragt da manch einer gleich schlau. Nun, die beste Antwort hat vor Jahren Thees „Tomte“ Uhlmann gegeben. Indie, das sei, wenn man auf dem Zehnmeterturm einen Salto mit Schraube andeute, aber dann lustvoll mit Arschbombe ins Wasser knalle. Oder einfach gesagt: Indie ist das Gegenteil von Taylor Swift oder Coldplay, die mal Indie-Heroen waren. Ist halt doch nicht so einfach.

Nick Cave zum Beispiel, ist der Indie-Oberguru schlechthin. Dennoch feierte der Australier einst seinen größten Erfolg im Duett mit der Pop-Prinzessin Kylie Minogue und zieht mit seinen seit 40 Jahren treuen Bad Seeds längst Menschen in Scharen an (etwa am 18. Oktober in die Olympiahalle). Auf aktuellen Konzertbildern aus Oslo sieht man ihn sogar lächeln. Es geht ihm gut, das muss erlaubt sein, ihm, dem „Wild God“, wie sein 18., auf dem Independent-Label Pias erschienenes Album heißt. „Es ist ein kompliziertes Album, aber es ist auch zutiefst und mit Freude ansteckend“ – damit gibt er eine schöne Definition für Indie. 

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Indie-Ikone wird auch Kim Gordon genannt (30. 10., Muffathalle). Anfang der Achtziger mischte sie alles mit ihrer Noiserock-Band Sonic Youth auf. Heute heißt es: „Laut und engagiert ist sie immer noch.“ (Indie!)

Eigen, das sind auch all die wunderbaren an der Welt und ihren Bewohnern und allen voran sich selbst leidenden Singer-Songwriter mit ihrer traurigschönen Musik, wie der Kentucky-Edel-Kauz Bonnie Prince Billy (13. Oktober, Kammerspiele), der ebenso bärtige, aber wesentlich energetischere Fink aus Bristol/Berlin (18., Backstage), der australische Falsett-Poet Scott Matthew (18., HP8, Saal X), oder der Ire Foy Vance, obwohl der schon für den Superduperstar Ed Sheeran geschrieben hat und auf dessen Label veröffentlicht (21., Muffathalle).

Da dürfen auch die Glass Animals auf ihrer „I love you so f***ng much“-Tour ungescholten „Indie-Rock aus UK“ versprechen, trotz der Schamsternchen im Tourtitel und obwohl ihr „Heat Waves“ 2020 mit zwölf Millionen Verkäufen der erfolgreichste internationale Hit einer britischen Band seit 30 Jahren war (24. Oktober, Zenith).

Verweigern sich der Produktivität und erschaffen dennoch Großes: "Raketenumschau" aus München. (Foto: Ramon Rrussog)

Ambitionierte Indie-Künstler (kein Widerspruch!) kommen auch aus Österreich wie Endless Wellness (16. 10., Ampere) oder die wunderbare Jazz-Rap-Popperin Spilif (18. 10., Milla), und natürlich aus Deutschland wie International Music (13. 10., Technikum) und Il Civetto (24. 10., Muffathalle).

Aus München stammen sogar die gerade strahlendsten, die jüngst beim ältesten Indie-Label der Welt, nämlich Trikont, ihr Debütalbum herausgebracht haben: Raketenumschau (9. 10., Strom). „Ist es die Euphorie?“ heißt es, und ja: ist es! Wunderschöner Folk-Pop, der etwa im Lied „Kreativität“ an die Dunkelschönheiten Gisbert zu Knyphausen oder Leonard Cohen denken lässt. Ein Song, der sich der Produktivität verweigert, und deshalb Großes schafft. Ein Song, bei dem das Publikum „schwer atmend zum Schunkeln kommt“. Ist auch eine schöne Indie-Defininition, aber die beste leben die Sänger Leon Frei und Quirin Schacherl einfach vor, wenn sie sich während der Album-Aufnahmen von „Aldi-Fraß aus der Mikrowelle“ ernähren. Oder wenn sie in den Saturn-Plattenladen gehen, um nachzuschauen, ob ihre Vinyl-LP, wie ihnen jemand gesagt hat, tatsächlich dort im Regal steht.

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