„Ich scheiß auf deutsche Texte“ sangen selbstironischerweise Die Sterne auf dem Album „Posen“ von 1996. Immerhin war die Band nicht nur bekannt für ihre spröde-poetischen deutschen Texte, nein, sie hatte das hiesige Idiom zusammen mit ein paar anderen Pionieren der Hamburger Schule nachgerade auf ein neues Pop-Level gehoben – Horden von Schlaumeiern arbeiteten sich diskursiv in der Spex- oder anderen Musik-Organen an diesen Lyrics ab. Ohne Songs wie „Was hat dich bloß so ruiniert“ wäre – gewagter Sprung – der „säurehaltige Bunkertechno“ einer Berliner Band als Gewalt des einstigen Surrogat-Frontmanns, Kitty-Yo-Label-Gründers und Ex-Tennisprofis Patrick Wagner kaum denkbar – auf „Doppeldenk“-Tour machen Gewalt am 4. Dezember im Strom-Club Halt. Wobei deutsche Texte auch schon zu Neue-Deutsche-Welle-Zeiten einiges an Sprengkraft hatten, woran man sich beim Auftritt von Extrabreit am 29. November ebenfalls im Strom erinnern könnte.
Der Sterne-Sänger Frank Spilker jedenfalls ist auch schon ewig dabei, 100 seiner Texte – von den Solo-Anfängen Mitte der Achtziger bis zum letzten Album „Hallo, Euphoria“ – hat er im Buch „Ich scheiß auf deutsche Texte“ versammelt. Aus dem wird er am 17. November im Heppel & Ettlich lesen und sich selbst auf der Gitarre dazu begleiten. Und das könnte sehr erhellend sein, glaubt man dem Schauspieler Robert Stadlober, der sagt: „Niemand träumt sich so schön durch die Trümmer dessen, was hätte sein können, wie Frank Spilker.“
Der ist jetzt 58, und man könnte ihn persönlich fragen: „Kann ein Frank Spilker dem Alter gelassener entgegensehen als eine Christiane Rösinger?“ Denn genau derlei will der Schriftsteller André Regoda wissen, und er versucht es in dem Buch „Kommst du mit in den Alltag“ (ein Zitat von der Hamburger-Schule-Band Blumfeld) zu beantworten. Diskutieren will er die „Lebenswelten von Musikern“ („Never get old!“) im Heppel & Ettlich, wo ihn die Münchner Musiker Henny Herz und Florian „Angela Aux“ Kreier am 9. November befragen (und vielleicht auch etwas Musik machen).
Wie selbstverständlich und geschmeidig man mit deutschen Texten Musik machen kann, zeigen gerade einige bayerische Künstler: Ami Warning hat mit „Auszeit“ bereits ihr zweites deutschsprachiges Album veröffentlicht, darauf lässt die Münchnerin schnutig Musik und Worte perlen: „Du hast schon immer gedacht, du musst gefallen, es recht machen, am besten allen“ – ihr Gegenmittel: einfach mal Ruhe geben. Und zuhören: am 22. und 24. November im Ampere. Dort gibt es am Tag dazwischen (23. November) auch wieder die Talent-Bühne „Munich Rocks!“ Bei den vier lokalen Hoffnungsträgern „mit großem Potenzial“ sind außer dem Münchner Demokratiechor auch Blyte dabei. Die vier Retro-Hemd-Träger brausen im neuen Song „Sorgen aus“ auf E-Rollern über die Theresienwiese und singen: „Ich bin am Ziel, wenn ich ziellos durch die Gegend fahr’.“
Auch bei Pam Pam Ida geht es derzeit ums Vorankommen (am 7. November im Circus Krone, am 15. in Berchtesgaden): „Nehmt’s mi mit“ heißt das fünfte Album der Boygroup aus Sandersdorf, die wie keine andere Band das Bairische in eine moderne Pop-Form („zwischen Bach, Beatles und Beyonce“) gießt, obwohl Sänger Andreas Eckert angeblich nicht mal ein Smartphone besitzt.