Was läuft im Pop?:Diese Stars mit Retro-Charme kommen im März nach München

Lesezeit: 2 Min.

Mit 60 Jahren steht Lenny Kravitz immer noch gut da. (Foto: Mark Seliger)

Lenny Kravitz und James Blunt haben etwas in der Olympiahalle zu feiern. Außerdem gibt es ein Wiedersehen mit Heather Nova und einem nimmermüden „Velvet Underground“-Wüterich.

Von Michael Zirnstein

Pop hat die Superkraft, die Zeit anzuhalten. Das sieht man an Musikern wie Lenny Kravitz. Der lebt immer noch ein Macho-Leben, wie man schon damals gerade mal Rockstars wie ihm zugestand. In den Neunzigern sagte man dem New Yorker nicht nur Affären mit Madonna (für die er die US-Nummer-Eins „Justify My Love“ schrieb) nach. Wilde Zeiten waren das, als er mit „Mamma Said“ und „Are You Gonna Go My Way“ die damals sexyeste Popmusik machte – und die war eben gar nicht zukunftshungrig, sondern speiste sich aus Kravitz’ Vorlieben für James-Brown-Soul, Led Zeppelin-Rock, Jimi-Hendrix-Gitarrengeorgel und Sex-Funk-Gott Prince.

Drei Jahrzehnte später klingt das neue Album „Blue Electric Light“ noch immer so aufregend hitzig, während seine maskulinen Posts in Lederhosen aus dem Fitnessstudio und seine Einlassungen zu seinem Liebesleben (die längste Beziehung habe er zu seinem Netzhemd) aus der Zeit gefallen scheinen (7. März, Olympiahalle).

Aus alten Quellen speist sich auch der Sound des wesentlich jüngeren Sam Fender, der Bruce Springsteen verehrt und ebenfalls Hendrix. Gleich mit seinem Debüt-Album kam Fender 2019 auf Platz eins der britischen Charts. Inhaltlich sind seine Hits wie „Seventeen Going Under“ von seiner schweren Jugend im Nordosten Englands geprägt und auf die Gegenwart ausgerichtet, Fender ist bei aller Hymnenhaftigkeit immer noch ein Kämpfer für die Arbeiterklasse  (12. März, Zenith).

Mit warmem Retro-Soul und Blues hüllte Michael Kiwanuka 2012 die Pop-Welt ein, die BBC feierte den Londoner mit Wurzeln in Uganda sogleich als eine der großen kommenden Stimmen. Die Prognose stimmte: Mit „Home Again“ wurde er zum Weltstar; 2019 gewann er den wichtigen Mercury Prize für sein drittes Album „Kiwanuka“ (6. März, Zenith).

„Home Again“ist der große Hit von Michael Kiwanuka. (Foto: Universal Music)

Pop-Fans würden oft gerne die Zeit zurückdrehen. Wer von den James Blunt-Fans wäre nicht gerne dabei gewesen, als der smarte Ex-Soldat der britischen Army im Münchner Feierwerk spielte und den 17 Anwesenden einen Kasten Bier spendierte? Inzwischen muss man ihn sich mit 11 000 anderen Fans in der Olympiahalle teilen. Aber er weiß, was sie sich wünschen: „Die Leute wollen eh immer nur die Hits aus ‚Back To Bedlam‘ hören.“ Also spielt Blunt aus Anlass des 20-Jährigen dieser Platte, die angeblich das erfolgreichste Album der Nullerjahre war, auf der Jubiläumstour alle Klassiker wie „High“, „Wiseman“ und „Beautiful“ (2. März, Olympiahalle).

Die erste März-Hälfte ist eine Zeit für die sehr treue Pop-Gefolgschaft. Die hochenergetische britische Gruppe Skunkanansie um die in Kenner-Kreisen als supersympathisch gefeierte Frontfrau Skin etwa hat sich bereits vor 30 Jahren gegründet (10. März, Tonhalle). Und genauso lang ist die Singer-Songwriterin Heather Nova, die einst mit den Eltern auf einem Segelboot um die Welt schipperte, mit ihrem Album „Oyster“ im Radio zu hören (15. März, Technikum). Und Midge Ure hatte seine erste Nummer eins („Forever and Ever“) bereits 1975, seinen Riesen-Hit „If I Was“ dann zehn Jahre später (17. März, Muffathalle).

Immer noch wütend produktiv: John Cale. (Foto: Madeline McManus)

Einer hat noch viel länger und schwerer Eindrücke in der Musikgeschichte hinterlassen: 1965 war John Cale Mitbegründer von Velvet Underground, der meist kopierten Band nach Beatles und Stones. Sie blieben aber eben immer Untergrund, weil „jedes unserer Lieder einen ernsthaften und finsteren Unterton hatte. Das schloss kommerzielle Erfolge aus“, sagte der nach New York übersiedelte Londoner einmal. Dafür ist der Avantgardist nie stehen geblieben und immer noch relevant: Auf dem aktuellen Album „POP-tical Illusion“ wütet er in einem Sound-Gewitter aus Synthesizern gegen unkontrollierbare Kapitalisten und politische Missstände: „Die Rechten brennen ihre Bibliotheken nieder …“ Leider wieder aktuell (7. März, Alte Kongresshalle).

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