Süddeutsche Zeitung

Konzert von Xavier Darcy:Zuflucht ohne Zwänge

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Der Münchner Singer-Songwriter Xavier Darcy gestaltet sein lang erwartetes Debüt als großen Pop-Entwurf. Nun ist er im Ampere zu erleben.

Von Martin Pfnür

Krasse Gegensätze seien es gewesen, die sich bei den Aufnahmen seines Debüt-Albums für ihn aufgetan hätten, sagt Xavier Darcy. Draußen eine zunehmend aus den Fugen geratende Welt zwischen Brexit, Trump und Flüchtlingskrise. Drinnen im Studio die erfüllte Arbeit an einem Album, das sein Produzent Tobias Siebert (auch bekannt unter seinem musikalischen Alias And The Golden Choir oder als Teil der Band Klez.e) während der Produktionsphase gern als "Gute-Laune-Platte" bezeichnete.

Was durchaus passt. Kommt "Darcy", so der schlichte Titel, doch als ein Album voller übergroß gedachter Pop-Entwürfe daher, das einen in seiner ausgeprägten Griffigkeit, seinen hymnischen Refrains und seiner überbordenden Melodieverliebtheit sehr spielerisch für eine Weile entkoppelt von den Abgründen unserer Zeit. Klanggewordener Eskapismus also, den sich Darcy jedoch ebenso gerne eingesteht wie die "Erste-Welt-Probleme" von jungen Leuten im digitalen Zeitalter, die er im Rahmen der elf Songs primär verhandelt. Gut solle man sich fühlen beim Hören, das sei das Wichtigste, sagt Xavier Darcy.

Wo der Wahlmünchner mit britisch-französischen Wurzeln auf seinen ersten beiden in Eigenregie veröffentlichten EPs stets auch Bezugspunkte zum Folk knüpfte, den er über das Spiel an der akustischen Gitarre in seine eigene Pop-DNA einspeiste, gerät "Darcy" nicht selten auch zur Sound-Zeitreise in Richtung Achtzigerjahre. "Wir wollten ein großartiges Pop-Album machen, aber zu unseren Bedingungen, ohne Vorgaben, frei von allen Genre-Normen und Image-Überlegungen.

Ein neuer Mix aus allem, was ich selber höre und mag", sagt der junge Singer-Songwriter über die Album-Aufnahmen in Tobias Sieberts Radiobuellebrueck Studio in Berlin-Pankow. Entsprechend breit fällt die musikalische Palette auf seinem Debüt-Album aus. Man hört darauf süße The-Cure-Klangpastiches ("Burn The Suburbs Down"), funkigen Eighties-Plastik-Pop samt Chören ("Big City Dreams"), elegischen Folk-Pop ("Seventeen") und auch vorm lange Zeit als Sakrileg geltenden Saxophon-Solo ("Horizon") schreckt Xavier Darcy nicht zurück.

Kurzum: Ein gleichsam kunterbuntes und tanzbares, vielschichtiges und mutiges Album voller großer Pop-Gesten ist dem gerade mal 21-Jährigen da gelungen. Ein Album, das nicht nur gestressten Teenagern eine musikalische Zuflucht vor dem ganzen Wahnsinn dieser komplexen Welt bieten dürfte.

Xavier Darcy, Sa., 25. März, 19.30 Uhr, Ampere, Zellstraße 4, 089/45875010

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Quelle:
SZ EXTRA vom 23.03.2017
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