Kritik:Zurück in die Moderne

Die Münchner Symphoniker widmen sich im Prinzregententheater der Musik des 20. Jahrhunderts.

Von Andreas Pernpeintner

Es ist ein schönes Programm, das die Münchner Symphoniker und ihre Dirigentin Nodoka Okisawa (in dieser Spielzeit Artist in Residence des Orchesters) für ihr Konzert im Prinzregententheater ersonnen haben: Bohuslav Martinůs Oboenkonzert H. 353, Igor Strawinskys Pulcinella-Suite und Arthur Honeggers Vierte Symphonie. Musik des 20. Jahrhunderts. Modern (wenngleich Strawinskys Suite auch schon 100 Jahre alt ist) und ohne aus Konzilianz eine Haydn-Symphonie oder dergleichen einzustreuen, wie dies häufig gemacht wird.

Schon als Oboist Zurab Gvantseladze das Podium betritt, brandet Jubel auf. Es scheinen Fans anwesend zu sein. Doch er verdient sich den Zuspruch. Sein Solopart ist ungemein agil - und das wird umso deutlicher, als Soloinstrument und Orchester oft abwechselnd agieren und die Oboe in ausgedehnten, nur dezent grundierten Monologen ihren Klang entfalten kann. So entsteht eine mitunter fast rezitativische Wirkung. Zugleich wirkt dieses Konzert durch die wichtige Begleitrolle, die dem Klavier als Teil der Orchesterbesetzung zukommt, wie ein Hybrid aus Solokonzert und Sonate. Das schafft interessante innermusikalische Bezüge und sorgt für ein insgesamt sehr transparentes Klangbild, welches Okisawa und den Symphonikern fabelhaft gelingt.

Ganz ähnlich bei Strawinskys Pulcinella-Suite, die so herrlich zwischen altem Stil und dessen Formen und Moderne changiert. Toccata und historisch vibratoarmes Streicherspiel hier, jazzartiges Posaunenglissando dort, dazu eine plastische Abwechslung zwischen Orchestertutti und solistisch besetzten Passagen. Wenn das mit solcher Präzision musiziert wird wie hier, kommt die kompositorische Intelligenz dieses Werks bestens zur Entfaltung.

Das gilt auch für die abschließende, hinreißend instrumentierte Honegger-Symphonie (beispielsweise Klavier, Glockenspiel, Flöten und Trompete melodisch vereint auf dem Streicherteppich wandernd), die den diskreten und zugleich filigran bewegten Charme einer Kammersymphonie versprüht.

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