Kritik:Im Zeichen Beethovens

Kritik: Nodoka Okisawa ist in dieser Spielzeit Artist in Residence bei den Münchner Symphonikern.

Nodoka Okisawa ist in dieser Spielzeit Artist in Residence bei den Münchner Symphonikern.

(Foto: Felix Broede)

Nodoko Okisawa dirigiert die Münchner Symphoniker mit der Geigerin Arabella Steinbacher.

Von Andreas Pernpeintner

Man sieht es der Programmfolge nicht auf den ersten Blick an, aber dieses Konzert der Münchner Symphoniker unter der Leitung von Nodoka Okisawa mit der Geigerin Arabella Steinbacher im Prinzregententheater ist ein konsequent konzipierter Beethoven-Abend. Die eingangs gespielte Komposition "subito con forza" der Komponistin Unsuk Chin setzt sich mit Beethoven auseinander; und wie sehr sich Brahms einst am schier niederdrückenden Vorbild abschuftete, ist sowohl zu den Symphonien als auch zum hier gespielten Violinkonzert op. 77 überliefert. Hinzu kommt nach der Pause die Siebte Symphonie von Beethoven selbst.

Okisawa ist als Dirigentin in dieser Spielzeit Artist in Residence der Symphoniker. Und welch vorzügliche Dirigentin sie ist, zeigt sich schon daran, wie konkret sie das Orchester durch die stete Folge von Ausdruckskontrasten in Chins Werk führt. Herbe Orchesterschläge und flirrende, rhythmisch recht raffinierte Passagen wechseln einander ab - ob es dabei wirklich immer das Kräftige (forza) ist, das plötzlich (subito) hereinbricht, oder vielmehr das Leisere zwischendurch, ist wohl Ansichtssache.

Fabelhaft gut gelingt anschließend das Brahms-Konzert. Den ausgedehnten Orchesterbeginn geht Okisawa dezidiert an - und in dieser Haltung passen sie und die mit ihr eng interagierende Arabella Steinbacher wunderbar zusammen. Für die rabiateren Passagen des Soloinstruments gilt das sowieso. Aber auch dann, wenn die Musik melodischer wird, modelliert Steinbacher deutliche Konturen - bis hin zur grandiosen Solokadenz (von Fritz Kreisler, von dem auch Steinbachers Zugabe, Recitativo und Scherzo-Caprice, stammt). So bekommt dieser riesige erste Satz des Brahms-Konzerts klare Kanten und zugleich viel Wärme und Schwung. Ein echter Genuss. Wie nach der Pause, von kleinen, temporären Herzrhythmusstörungen im Allegretto abgesehen, auch die Beethoven-Symphonie.

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