Zur Zugabe, als dann auch gar kein anderer Song mehr übrig war, gab Bernhard Speer noch mal den Anheizer. "Woid's as wirklich hean?", fragte er ins euphorisierte Rund im Backstage-Werk. Und sicher, ganz unbedingt wollte man es hören, jenes Lied, das diesen durchaus unterhaltsamen Abend vor ausverkaufter Kulisse überhaupt erst möglich machte.
Das Stück, das der bis vor kurzem noch primär als Filmemacher tätige Speer mit dem österreichischen Pronomen "as" meinte, es heißt natürlich "Ham kummst". Ein genialisch eingängiger Austro-Pop-Song in Mundart ist das, den Speer mit seinem filmischen und musikalischen Partner, dem Komiker Christopher Seiler als Seiler und Speer ins Netz stellte, womit die beiden eine mediale Lawine ins Rollen brachten, die noch lange nicht verebbt ist.
Konzert:K.I.Z. im Zenith: Der Speckgürtel bekommt sein Fett weg
Die Berliner Hip-Hop-Band geht bei ihrem Auftritt im Zenith an die Grenze des guten Geschmacks, liefert aber vor allem eines: eine große Show.
Knapp 14 Millionen Klicks auf Youtube, Vierfach-Platin für das folgende gleichnamige Debütalbum, eine seit Monaten quasi ausverkaufte Tour durch Österreich und Süddeutschland stellen hier nur die Eckdaten eines musikalischen Phänomens dar, in dem bei allem Hype tatsächlich deutlich mehr steckt als nur ein guter Song.
Seiler und Speer sind, Wanda hin, Bilderbuch her, so etwas wie die wahren Gralshüter des Austropop. Da ist, was man bei all dem Vokuhilaproleten-Klamauk im Video zu "Ham kummst" gerne übersieht, ein ausgeprägter Hang zum klassischen, zum "ehrlichen" Songwriting, wie man es von Veteranen wie Wolfgang Ambros oder Georg Danzer kennt.
Trennung, Liebesschmerz, Suff, und all das in der Relation zueinander, das kennt man zwar auch von Wanda - und doch scheint jener Sound, dem man in einem vergangenen Jahrtausend mal den Stempel "Austro Pop" verpasste, ungleich deutlicher auf, wenn Seiler und Speer ihre Stücke auf die Bühne bringen.
Im Backstage standen sie dort zu siebt, das Kernduo, der immer wieder mächtig röhrende Christopher Seiler am Mikro und Bernhard Speer an der Gitarre, umrahmt von einem versierten Quintett an Schlagzeug, Percussion, Bass, Rhythmus- und Leadgitarre. "Mach' ma bisl an Lärm!", rief Christopher Seiler zum Einstieg, was dann doch sehr ausgeprägtes Understatement war, denn die satten, halbakustisch grundierten Songs, sie gingen ausgesprochen gut ins Ohr - schon die Verbrüderungs-Saufhymne "Soits lebn" als Einstieg trieb das erstaunlich textsichere Publikum zu lautstarken gesanglichen Höchstleistungen.
Gedehnt, aber überzeugend
Was folgte, war ein Auftritt, der mangels ausreichendem Songmaterial manchmal etwas gedehnt wirkte, in nicht wenigen Momenten jedoch sehr zu überzeugen wusste. Das funkige Ex-Freundin-Farewell-Stück "Servas baba" spielte das Septett noch etwas scharfkantiger, der Offbeat des eskapistischen Austro-Reggae-Schunklers "Stopp doch die Zeit" geriet live noch geschmeidiger, die wunderbar schmalztriefende Ballade "Setz di her" zu leuchtenden Feuerzeugen und Smartphones noch eine Spur schmalziger.
"Pack ma zam, loss mas bleim. Hat scho passt. Aber nur für heit", sang Seiler schließlich im finalen "Sperrstund is", einem kaputten, frühmorgendlichen Beisl-Panorama. So ganz haben sie's dann doch nicht bleiben lassen. Denn klar, da war ja noch diese umjubelte Zugabe, der Song, mit dem für Seiler und Speer alles begann.