Konzert im Backstage:Die Dobrindts

Konzert im Backstage: Schon komisch, dass die alle gleich aussehen: der Liedermacher Christoph Weiherer (2.v.l.) mit seiner Band "Weiherer & Die Dobrindts"

Schon komisch, dass die alle gleich aussehen: der Liedermacher Christoph Weiherer (2.v.l.) mit seiner Band "Weiherer & Die Dobrindts"

(Foto: Stephanie Färber)

Nach 16 Jahren als Solomusiker tritt der Liedermacher Christoph Weiherer erstmals mit einer Band auf. Die ist aus gutem Grund nach dem Bundesverkehrsminister benannt.

Von Martin Pfnür

So ein Gespräch mit Christoph Weiherer, der sich auch gerne schlicht "da Weiherer" nennt, kann sehr ergiebig ausfallen. Gut anderthalb Stunden sitzt man bereits im Muffat-Biergarten beisammen, und noch immer zeichnet das Aufnahmegerät Geschichten und Anekdoten aus dem Liedermacher-Leben des 35-Jährigen auf; speichert Exkurse über die ebenso eng vernetzte wie in sich verschlossene deutsche Liedermacher-Szene; hält fest, wie das heute so ist mit dem Protestsong, mit der Durchschlagskraft eines Liedes, mit dem Aufrütteln der Leute. Schwierig ist's, weil "insgesamt geht's uns ja gut". Aber schön ist's auch. "Wenn ich das Gefühl hab', dass einer aus dem Konzert rausgeht, und sich ein paar Gedanken mehr macht, dann ist doch schon was erreicht", sagt er.

Konzerte mal vor drei, 30 oder 300 Leuten

Seit 16 Jahren steht der Weiherer mittlerweile auf der Bühne, "1200 bis 1300 Konzerte" hat er auf dem Buckel, spielte mal vor drei, mal vor 30, mal vor 300 Leuten, kämpft immer wieder aufs Neue im Stile eines bayerischen Don Quijote gegen ewig mahlende Windmühlen an: Bürokratie und Konservativismus. Atomkraftwerke und Kapitalismus. Gier und Konsumgeilheit. Technologischer Fortschritt und fortschreitender Werteverlust. Spießbürgerlichkeit und Rassismus.

Weiherer steht da ganz in der Tradition von Barden wie Hans Söllner oder Fredl Fesl, seinem Jugendidol. Das Giftige, Bissige, Unbequeme. Das Schnarren und das Geifern, wenn sich die Wut Bahn bricht. Das politisch Unkorrekte, wenn übers Ziel hinausgeschossen, und über sexuelle Praktiken im Hause Stoiber gemutmaßt wird. Aber auch die Momente, wenn der Grant ins Humorige kippt, und der Weiherer in halb improvisierten, halb vorbereiteten Kabaretteinlagen eine dieser schrägen Zoten erzählt. "Es ist die Mischung, auf die es mir ankommt", sagt er. "Klar will ich kritisch sein. Aber die Leute sollen auch einen guten Abend haben, sollen unterhalten werden. Dann sind sie auch empfänglicher."

Sechzehn Jahre, fünf Alben und immer weiter

Interessanterweise ging das mit den Konzerten gar nicht dort los, wo man es vermutet hätte. Nicht in Niederbayern also, wo Weiherer aufwuchs und 1999 mit Christian Brams das Duo Canis Lupus gründete. 2000 war es, als der Liedermacher Götz Widmann zu einem Festival am Niederrhein lud, wer drei Lieder spiele, brauche keinen Eintritt zu zahlen, hieß es. "Da miaß ma hi!", sagte der Weiherer. Im Jahr darauf fuhr er dann erstmals alleine hin, wurde angesprochen, ob er denn nicht auch auf einem Festival in Erfurt spielen wolle, wurde dort wiederum angesprochen, ob er nicht auf einem Festival in Göttingen spielen wolle, und so nahmen die Dinge ihren Lauf.

Sechzehn Jahre, fünf Alben, und 1200 bis 1300 Konzerte später geht der beharrliche Weiherer nun den Schritt, den viele Liedermacher irgendwann gehen. Er hat jetzt eine Band. Benannt nach dem Bundesverkehrsminister, "weil der so lustig ausschaut, gern in Fettnäpfchen tritt und einfach ein gutes Feindbild abgibt", sagt er. Schon lange habe ihn das gereizt, mal mit anderen zu spielen, also hat er einfach einen Termin gebucht, ohne eine Band zu haben, und dann angefangen zu suchen.

Gefunden hat er ein Quartett, bestehend aus versierten Jazzern wie dem Schlagzeuger Manfred Mildenberger (der auch für Ringsgwandl und die Organ Explosion trommelt) oder dem Gitarristen Andreas Dombert. "Wenn schon mit Band, dann g'scheit", findet er. Fünfzehn seiner Solostücke wollen sie bis Herbst neu aufnehmen, ein paar haben sie schon im Kasten. "Wir schauen einfach, was die Lieder hergeben". Nun, geht man vom feinen "Undda Drugg" aus, dem mittels Akkordeon und tanzbarer Rhythmik ein dezent melancholischer Tango-Einschlag verpasst wurde, lässt sich bereits jetzt behaupten: Sie geben so einiges her.

Weiherer und Die Dobrindts, Fr., 24. April, 20 Uhr, Backstage, Reitknechtstr. 6

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