Kritik:Liebenswürdig

Der Cellist Sheku Kanneh-Mason und die Camerata Salzburg im Prinzregententheater.

Von Harald Eggebrecht

Ein Abend voller Klanghelligkeit, Charme und Liebenswürdigkeit war das im Prinzregententheater, bei dem die Camerata Salzburg versiert geleitet von ihrem Konzertmeister Gregory Ahss auftrat. Im Zentrum war aber ein außergewöhnlicher Solist: der britische Cellist Sheku Kanneh-Mason. Dessen wunderbar jungenhafte Ausstrahlung ist gepaart mit bogentechnischer Präzision, elektrisierender Pharasierungsintelligenz, einem klaren, geradezu sonnendurchschienenen Celloton, der frei ist von jedem Gewaltakt. Da gibt es kein unartikuliertes Röhren in den tiefen Registern und keine herausgedrückten Spitzentöne. Vielmehr klingt Kanneh-Masons Goffriller-Cello im besten Sinne leicht, unbeschwert und in allen Regionen transparent und ausbalanciert.

Das passt bestens zu Joseph Haydns zweitem Cellokonzert in D-Dur, dessen Tonart klanglich gewissermaßen über dem Erdboden schwebt, vorausgesetzt, man kann das so luftig und berührungsfrei darbieten wie Sheku Kanneh-Mason. Das Salzburger Ensemble tat alles, um den Solisten zu unterstützen, der vergnügt und höchst aufmerksam mit dem Orchester kommunizierte. Zu seinen Stärken zählt rhythmische Souveränität, die jedes Eilen oder Schleppen meidet. Plötzlich wirkten die virtuosen Passagen in den höheren Lagen nicht angestrengt, sondern locker und witzig.

Kanneh-Mason gehört zu jenen so seltenen wie ungewöhnlichen Musikern, die stets Zeit haben, um zu gestalten, auszuspielen und zu pointieren. Sein untrügliches Gefühl für die Tragfähigkeit des Klangs entfaltete sich im Adagio ohne Beschwernis wie selbstverständlich und natürlich. Auch die Scherze des finalen Rondos kostete dieser in jeder Hinsicht gewinnende Musiker wie en passant aus, ohne irgendetwas betonen zu müssen. Dementsprechend gerieten die Kadenzen nicht aus der Façon, sondern fügten sich in dieses durch Gelassenheit so imponierende Musizieren. Dem brausenden Beifall dankte Sheku Kanneh-Mason mit einer nachdenklichen Improvisation.

Davor spielte die Salzburger Camerata zuerst Haydns Symphonie G-Dur Nr. 27 mit Schwung und Engagement. Nach der Pause gab es Wolfgang Amadé Mozarts Divertimento KV334, ebenfalls in der Lichttonart D-Dur. Bei aller lobenswerten Konzentration und Spiellaune, hier wäre ein Dirigent keine schlechte Idee, denn Mozarts überraschende Komplexität, seine raffinierte Polyphonie hätte noch besser herauskommen können.

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