Konzept für Erinnerungsstätte:Gedenken im Olympiadorf

Konzept für Erinnerungsstätte: Bei der Feier zum 40. Jahrestag des Attentats wurde die Idee einer dauerhaften Gedenkstätte erstmals konkret.

Bei der Feier zum 40. Jahrestag des Attentats wurde die Idee einer dauerhaften Gedenkstätte erstmals konkret.

(Foto: Stephan Rumpf)

"Dem historischen Geschehen einen dauerhaften Ort geben": Das Konzept der Erinnerungsstätte für die Terroropfer der Olympischen Spiele von 1972 steht. Im Zentrum der Dauerausstellung sollen die Biografien der israelischen Sportler stehen, die bei dem Attentat ums Leben kamen.

Von Dominik Hutter

Die Pläne für einen Gedenkraum an die Opfer des Olympia-Attentats von 1972 werden konkreter. Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) stellte am Dienstag dem Kabinett das Konzept für die neue Erinnerungsstätte vor, die im Olympischen Dorf auf einem Hügel südlich der Connollystraße 31 - dem Ort der Geiselnahme - errichtet werden soll.

Entstehen soll ein "offenes Gebäude", in dem die Ereignisse mit den Themenschwerpunkten "Biographien", "Internationale Politik" und "Olympische Spiele" aufgearbeitet werden. Im Mittelpunkt der Dauerausstellung stünden die Biographien der Opfer. Da 1972 der Terror erstmals zu einem globalen Medienereignis wurde, wird das Attentat als Zäsur der internationalen Politik eingeordnet.

Zusätzlich ist ein Projekt am Fliegerhorst Fürstenfeldbruck geplant. Dort war am Abend des 5. September 1972 der Versuch gescheitert, die israelischen Geiseln zu befreien.

Historischer Auftrag

Bei dem Terroranschlag der palästinensischen Organisation "Schwarzer September" wurden elf israelische Sportler und ein deutscher Polizist ermordet. Spaenle will nun "dem historischen Geschehen einen dauerhaften Ort geben". Damit werde ein historischer Auftrag erfüllt, erklärte der Minister.

Als nächsten Schritt will die Staatsregierung einen Wettbewerb ausschreiben, um das nun vorliegende Konzept umzusetzen. Spaenle rechnet mit Kosten von rund 1,7 Millionen Euro - für Planung und Bau des Gedenkraums sowie für die weitere Ausstellungskonzeption. Die nun vorgestellten Pläne hat eine Projektgruppe an der Landeszentrale für politische Bildungsarbeit entwickelt, beteiligt waren die Leiter der Gedenkstätte Flossenbürg und des Jüdischen Museums in München.

Das Konzept ist mit einem wissenschaftlichen Beraterkreis abgestimmt. Eingebunden waren nach Auskunft Spaenles aber neben mehreren Bundes- und Landesministerien auch der Deutsche Olympische Sportbund, die Stadt München, die Israelitische Kultusgemeinde, der Generalkonsul von Israel sowie Vertreter der Opfergruppen.

Seehofer löst ein Versprechen ein

Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU), der Spaenle mit der Erarbeitung eines Konzepts beauftragt hatte, löst damit ein Versprechen ein, das er bei einer Israelreise den Angehörigen und Überlebenden des Olympia-Attentats gegeben hatte. Das Thema gilt in der israelischen Politik nach wie vor als äußerst sensibel. Das israelische Generalkonsulat in München hat sich vehement für den Gedenkraum eingesetzt. Bei der Stadt München dagegen ist das neue Konzept nicht unumstritten.

Der Ältestenrat des Stadtrats hat die Pläne der Staatsregierung im vergangenen Jahr mit Zurückhaltung aufgenommen. Hintergrund war, dass etwa für die Opfer des Wiesn-Attentats oder des NSU-Terrors keine vergleichbare Stätte existiere. Und dass es im Olympiadorf bereits zwei Gedenktafeln sowie regelmäßige Kranzniederlegungen gebe.

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