Deutsche Bahn:München bleibt sein "Schwammerl" vorerst erhalten

Hauptbahnhof in München, 2010

Abwarten: Stadt und Bahn wollten das Vordach so schnell wie möglich beseitigen. Daraus wird nichts.

(Foto: Stephan Rumpf)
  • Der Abriss des Vordachs am Hauptbahnhof verzögert sich um mindestens ein Jahr.
  • Die Beseitigung sei technisch kompliziert und finanziell sehr aufwendig, begründete die Bahn die Entscheidung.
  • Der Abbruch soll zusammen mit den Arbeiten für die zweite Stammstrecke 2018 gestartet werden.

Von Alfred Dürr

Der Abriss des geschwungenen Vordachs am Hauptbahnhof, im Volksmund wegen seiner pilzförmigen Gestalt auch Schwammerl genannt, verzögert sich um mindestens ein Jahr. Nach Auskunft einer Bahn-Sprecherin habe sich nach genaueren Prüfungen herausgestellt, dass die Beseitigung des Vordachs technisch kompliziert und finanziell sehr aufwendig sei. Deswegen solle der Abbruch erst im Zusammenhang mit den Arbeiten für die zweite Stammstrecke im Bereich des Hauptbahnhofs und den Neubau des Empfangsgebäudes gestartet werden: "Wir wollen die Maschinen nicht zweimal zu unterschiedlichen Zeitpunkten auffahren lassen." Geplant ist, 2018 mit dem Umbau des Hauptbahnhofs zu beginnen.

Das markante Vordach am zentralen Eingang des Hauptbahnhofs ist nicht nur ein Architekturrelikt aus der Zeit des Wiederaufbaus nach dem Krieg. Auch im Zusammenhang mit der Sicherheitssituation rund um den Hauptbahnhof spielt der Schwammerl eine wesentliche Rolle. Der Bereich unter dem Dach gilt als Sammelplatz für Trinker und Drogenabhängige. Außerdem wurde dort eine Vielzahl von Fahrrädern abgestellt, die offenbar niemandem mehr gehören. Diese hat das Baureferat entfernt.

Bahn und Stadt hatten sich darauf verständigt, das Vordach baldmöglichst abzureißen. OB Dieter Reiter (SPD) ist nun enttäuscht. Alle Beteiligten seien sich einig gewesen, dass ein schneller Abbruch für die Situation am Hauptbahnhof hilfreich gewesen wäre. Johannes Mayer, der Sprecher des Kreisverwaltungsreferats, sagt: "Für die Szene ist es mit Dach gemütlicher, als dort im Regen oder Schnee zu stehen." Dazu passt, dass die Stadt Probleme mit ihrer neuen Verordnung zum Alkoholverbot rund um den Hauptbahnhof hat. Wegen eines Formfehlers kann diese nämlich erst verspätet in Kraft treten.

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