Süddeutsche Zeitung

Komödie:Die Wege des Herrn sind unergründlich

Eine junge Frau, die Nonne werden will, und ein ungläubiger Hallodri aus England taumeln in ein frivoles Liebesfiasko: "Der göttliche Andere" ist sommerlich-leichtes Kino über ein Paar wider Willen.

Von Josef Grübl

Solche Szenen passieren eigentlich nur im Kino und nie im richtigen Leben: Schöner Mann trifft noch schönere Frau, es wird ein bisschen getechtelt und gemechtelt - und zum krönenden Abschluss des Abends geht es in die Kiste. Wobei sie so etwas sagt wie: "Du, ist echt alles super mit dir. Aber ich will gerade keine Beziehung. Das verstehst du doch, oder?" Genauso geschieht es in der romantischen Komödie Der göttliche Andere. Und als wäre das nicht unglaubwürdig genug, ist der Mann auch noch ein Hallodri und seine beziehungsunwillige Bettgefährtin angehende Nonne. Wie gesagt: So etwas passiert nur im Kino, dann aber umso leidenschaftlicher. Alles ist auf das große Liebesfiasko ausgerichtet, schließlich will Maria doch in ein paar Tagen den ewigen Bund mit Gott eingehen. Und wer kann es schon mit dem Allmächtigen aufnehmen? Der ungläubige Engländer Gregory jedenfalls nicht - glaubt er zumindest. Er ist auch nur ein paar Tage in Marias Heimatstadt Rom, als Fernsehreporter soll er von der anstehenden Papstwahl berichten. Bis aber aus dem Schornstein der Sixtinischen Kapelle weißer Rauch aufsteigt, der die Entscheidung der Kardinäle signalisiert, dauert es noch ein bisschen - und bis dahin erlebt Gregory die unglaublichsten Geschichten in der Ewigen Stadt.

Der deutsche Regisseur und Drehbuchautor Jan Schomburg wurde mit vielgelobten Arthouse-Filmen bekannt (Über uns das All, Vergiss mein Ich), mit dieser Produktion wechselt er in seichtere Gefilde. Er erzählt eine sommerlich leichte Liebesgeschichte mit einem Paar wider Willen und Gott als Nebenbuhler. Letzterer greift übrigens ziemlich oft ins Geschehen ein, zu sehen ist er aber nie: Gott sei Dank. Die Hauptrollen spielen der britische Jungstar Callum Turner (Emma, Phantastische Tierwesen - Grindelwalds Verbrechen) und die italienische Nachwuchsschauspielerin Matilda de Angelis, die beiden harmonieren recht gut, man nimmt ihnen das göttlich-frivole Liebesspiel ab.

Wem das zu blasphemisch ist, kann in einen anderen Kinosaal ausweichen: Das ebenfalls neu anlaufende Erbauungsdrama I Still Believe (siehe Besprechung auf dieser Seite) dreht sich auch um ein frisch verliebtes Pärchen, dieses ist aber vor allem damit beschäftigt, die Herrlichkeit des Herrn zu lobpreisen.

Der göttliche Andere, Regie: Jan Schomburg

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SZ vom 12.08.2020
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